Frage an Andrea Nunne von Patricia M. bezüglich Umwelt
Guten Tag Frau Nunne,
es geht um das Thema „Öffnung der Alten Süderelbe“. Einzig und ausgerechnet die Fraktion der Grünen, die sich dem Umweltschutz verschrieben hat, lehnt eine Öffnung bisher nicht ab. Da sich mir dies nicht erschließt habe ich folgende Fragen:
• Wieso wird erwartet, dass in dem Gebiet der Alten Süderelbe nach Anschluss an die Tideelbe, trotz Kanalisierung durch Spundwände, die zum Schutz der Eigentumsflächen gesetzt werden, und den erforderlichen wiederkehrenden Unterhaltsbaggerungen ein höherwertiges Biotop entstehen kann?
• Das Gutachten des Forums Tideelbe spricht von neuen Litoralflächen im Umfang von bis zu 291 ha. Wie viele ha davon sind in Privatbesitz und können deswegen nicht mit einbezogen / überflutet werden?
• Mit welcher Rate einer Verschlickung und daraus folgend mit welcher Häufigkeit von Unterhaltsbaggerungen in der Alten Süderelbe ist zu rechnen?
• Wie sähe die CO2-Bilanz des Abtransports des Baggergutes mittels Lastkraftwagen bei einer initialen und vielen nachfolgenden Ausbaggerungen der Alten Süderelbe aus?
• Welche Kosten fallen für diese Maßnahmen an?
• Wo, wie und in welcher Größenordnung findet ein Ausgleich für die Vernichtung von ca. 115 Hektar gesetzlich geschützter Biotope statt?
• Wie wollen Sie sicherstellen, dass stark bedrohte Arten wie z.B. der Eisvogel neuen Lebensraum zur Verfügung gestellt bekommen?
• Wie und wo sollen diese Arten ihren neuen Lebensraum finden?
• Mittlerweile hat sich gezeigt, dass es dort, wo Nebenarme für die Tide geöffnet sind (siehe Este), deutliche Probleme mit einem steigenden Salzgehalt gibt. Wie vereinbaren Sie dies mit dem naturfachlichen Hauptargument für eine Öffnung – der Schaffung von Süßwasserwatten?
Ich danke Ihnen für eine eigene und nicht standardisierte Antwort
Patricia Maciolek
Sehr geehrte Frau Maciolek,
ich freue mich, dass wir uns bei einer Besichtigung mit Bootstour direkt die Alte Süderelbe zusammen ansehen konnten. Im Herbst war ich auch bereits per Rad zur Besichtigung dort, so dass ich die Gegebenheiten von Land und Wasser aus aus eigener Anschauung kenne. Als agrarpolitische Sprecherin bin ich auch mit Obstbäuerinnen und Bauern vor Ort im Gespräch.
Elbvertiefungen, kurzsichtige Wirtschaftsinteressen, Klimakrise: der Elbe geht es nicht gut. Schon längst hätte viel mehr für Natur- und Wasserschutz getan werden müssen, stattdessen wird die Situation durch die weitere Elbvertiefung verschärft.
Dringend müssen andere Lösungen gefunden werden. Das Forum Tideelbe hat mit einem vierjährigen Dialogprozess dazu geforscht, viele Gespräche geführt und die Öffnung der Alten Süderelbe als eine Option, die vertiefend weitergeprüft werden soll, um dem Naturraum Elbe als Ganzes zu helfen, empfohlen. Dies ist in einer umfassenden Studie vorgestellt worden. Es gab über 50 Teilnehmende an dieser Machbarkeitsstudie, sowohl die Menschen vor Ort, viele Verbände und Umweltorganisationen haben daran mitgewirkt. Ich fände es falsch, die Ergebnisse dieser Arbeit zu ignorieren. Deshalb befürworte ich eine weitergehende Prüfung, die sich umfassend mit den Folgen für Flutschutz, Obstanbau und der jetzigen Natur vor Ort auseinandersetzt, und gleichzeitig die Elbe als Ganzes in den Blick nimmt. Diese weitergehende Prüfung wird viele weitere Informationen auswerten müssen. Ich verstehe sehr gut, dass für viele Betroffene vor Ort, eine große Beunruhigung mit dieser Prüfung einhergeht. Deshalb muss diese vertiefende Prüfung sehr umfassend sein, überzeugende Antworten auf die hier von Ihnen gestellten Fragen liefern und Wissensgewinn für alle Seiten und vor allem ein überzeugendes Sicherheitsgefühl für Flutschutz und zukünftigen Obstanbau mit sich bringen. Ich freue mich auf weitere Gespräche und wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute, vor allem Gesundheit und Optimismus.
Herzliche Grüße
Andrea Nunne