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Frage von Jean L. •

Frage an Andrea Nahles von Jean L. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Nahles,

nachdem, wie ich im Blick dem hiesigen Blättchen gelesen, Sie ebenfalls wie die ganze hiesige SPD der Meinung sind dass die Vorwürfe gegen den Biohof sowie gegen den Abt die in den Sendungen des WDR und des SWR geäussert haltlos sind, bitte ich Sie doch mir zu erklären, wie der BUND des Kreises Ahrweiler zu folgenden Forderungen an das Kloster kommt:

BUND fordert Rettungsplan Laacher See

Aufgrund dieser Problemstellung schrieb der BUND am 18.11.2008 Umweltministerin Conrad und Landwirtschaftsminister Hering an und forderte einen Rettungsplan Laacher See. Das Maßnahmenpaket zur Rettung des Laacher Sees müsse folgende Aspekte umfassen:

1. sofortige, drastische Reduzierung des Viehbestandes entsprechend den örtlichen Standortgegebenheiten
2. umfassende Vorkehrungen gegen das Austreten von Gülle und verunreinigten Sickerwässern in Böden, Grundwasser und See
3. Stopp jeglicher weiterer Gülle- und Düngerausbringung im Einzugsgebiet des Laacher Sees
4. Sanierung überdüngter Böden und belasteten Grundwassers
5. Umgehende Erstellung eines Bewirtschaftungsplanes gemäß Fauna-Flora-Habitat- und Wasserrahmen-Richtlinie
6. Änderung der Rechtsverordnung für das Naturschutzgebiet Laacher See mit dem Ziel, Viehhaltung stark einzuschränken, maximale Beweidungsdichten festzulegen sowie jegliche Zufütterung und Düngung zu verbieten
7. Umstellung der landwirtschaftlichen Nutzung mit dem Ziel einer möglichst raschen Nährstoffaushagerung

Also, sind die auch böswillig? Wie der WDR und der SWR?
Besuchen Sie doch mal die Website des BUND da steht auch warum die das fordern.
Was auch mir aufgefallen ist bei meinen Wanderungen über die Weiden am Laacher See.

Herzlich
Ihr Jean Lessenich

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Lessenich,

im Zuge des Ermittlungsverfahrens gegen die Betreiber des Biohofs am Laacher See, das die Staatsanwaltschaft durchgeführt hat, wurde das zuständige Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht um eine Stellungnahme zum aktuellen Stand des Laacher Sees gebeten. Ich darf aus dieser Stellungnahme zitieren:

"Der Laacher See gehört zu den am besten untersuchten Seen in Rheinland Pfalz. Er unterliegt der regelmäßigen Überwachung nach der EG-Badegewässerrichtlinie und der so genannten operativen Überwachung nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie. [...]
Der See wird routinemäßig zweimal jährlich vom LUWG von der Wasseroberfläche bis zum Gewässergrund auf den Verlauf der Wassertemperatur, der Sauerstoffkonzentration sowie auf die Konzentration der wichtigsten Wasserinhaltsstoffe untersucht. .. Neben dieser Routineüberwachung werden umfangreiche Untersuchungen zur Gewässerbiologie durchgeführt. [...] Somit liegen uns zuverlässige Informationen über den Zustand des Sees und seine Entwicklung vor. [...] Der Laacher See weist eine Tiefe von bis zu 52 Metern auf. Bis in eine Wassertiefe von ungefähr 42 m ist ganzjährig Sauerstoff vorhanden; die untersten 10 m können im Spätsommer und Herbst sauerstofffrei werden. Dies ist kein neues Phänomen, sondern besteht bereits seit mehr als 20 Jahren. Es wurden Tauchaufnahmen aus 20 m Wassertiefe gezeigt, die belegen sollten, dass "der See tot ist". Zu sehen waren schlammige Bereiche ohne Vegetation. Dieses Bild ist aber völlig normal, weil in 20 m Wassertiefe auch im Referenzzustand, als dem menschlich unbeeinflussten Zustand, nicht genug Licht in diese Tiefen vordringt, um ein Wasserpflanzenwachstum zu ermöglichen. Der See ist dort mitnichten "tot", er verfügt über eine ausreichende Sauerstoffversorgung, um tierisches Leben zu ermöglichen. Auch die Aussage "der See stirbt" entbehrt jeglicher Grundlage. Uns liegen keine Erkenntnisse über eine fortschreitende Zunahme sauerstoffreicher Bereiche vor.
Der See befindet sich momentan im "Mäßigen Ökologischen Zustand." Die Wasserrahmenrichtlinie bewertet Seen nach einem fünfstufigen Schema: - sehr gut, - gut, - mäßig, - unbefriedigend und - schlecht. Der "sehr gute ökologische Zustand" ist der menschlich unbeeinflusste Zustand. Aktuell verfehlt der Laacher See sein Ziel also um lediglich eine Stufe. Damit ist er weit entfernt von dem Katastrophenszenario, das in dem o.a. Filmbeitrag suggeriert wurde."

Zur Frage der Belastung des Sees und der Frage der Beweidung der Flächen um den Laacher See hatte die SPD im Landtag die Landesregierung ebenso um eine Stellungnahme gebeten wie die Fraktion der CDU. In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz vom 12.02.2009 wurden die Ergebnisse vorgelegt. Wörtlich heißt es: "Der Tierbesatz ist somit auch unter Berücksichtung der Lage am Gewässer als extensiv anzusehen. Darüber hinaus ist eine Optimierung des Weidemanagements in Abstimmung mit dem betroffenen Landwirt bereits angelaufen."

Fakt scheint mir: Aufgrund eines Setzrisses in einem Güllebehältnis war 2007 zeitweise Gülle in den See gelangt. Die war ein Unfall, was auch das LUWG bestätigte. Das LUWG kommt zu dem Schluss, dass nach den Ergebnissen der Bodenuntersuchungen, sowohl der durch die Staatsanwaltschaft als auch durch den Pächter selbst veranlasst, seit 2008 punktuelle Nährstoffeinträge in Böden oder Gewässer nicht mehr erfolgen. Nach heutigem Stand seien alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen worden, um weitere Gefahren für den Boden oder das Gewässer sicher zu verhindern.

Der BUND wird Ihnen sicher auch das Schreiben der Staatsministerin Margit Conrad zur Verfügung stellen, die am 18. Dezember 2008 sämtliche - auch von Ihnen gestellten Fragen - umfassend beantwortet hat.

Beste Grüße
Andrea Nahles