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Frage von Mark J. •

Frage an Andrea Nahles von Mark J. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Nahles,

ich würde gerne wissen, ob sie weiterhin am Ziel der Vollbeschäftigung festhalten. Und wenn ja wüsste ich gerne, welchen Status in solch einer Vollbeschäftigung die erziehenden Mütter und Väter hätten. Da sie bisher keiner oder einer nur eingeschränkten Erwerbsarbeit nebenher nachgehen konnten, müsste ihre für die Gesellschaft notwendige Arbeit doch in Zukunft sozialversicherungspflichtig entlöhnt werden. Nur so könnte dann von Vollbeschäftigung die Rede sein, nur so gäbs keinen Knacks im Lebenslauf und nur so würden Menschen mit Kindern bei der Rente nicht im Nachteil sein.
Wie könnte ich überhaupt glauben, dass eine Vollbeschäftigung möglich ist? Es gab sie doch noch nie, nicht mal annähernd, außer, wenn man davon ausgeht, dass die Frauen nicht ins Berufsleben gehören und deshalb auch nicht die Statistik kaputt machen können, wenn sie zu Hause bleiben, was in den 50ern ja vielleicht noch eher der Fall war.

Mir freundlichen Grüßen
Mark Jordan

P.S. Sie wollten mir noch eine ausführliche Stellungnahme gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen zukommen lassen.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Jordan,

selbstverständlich halte ich / hält die SPD am Ziel der Vollbeschäftigung fest. Jedoch zur Ehrlichkeit gehört dazu, sich einzugestehen, dass nicht mehr alle Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren sind. Für diese Menschen müssen wir natürlich eine Jobperspektive schaffen, denn das Ziel der Vollbeschäftigung verkommt zur Worthülse, wenn sie nicht mit der Vorstellung von gesellschaftlicher Teilhabe aller verbunden ist. Wir können uns z. B. die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Kommunen aus dem Zuwachs an notwendigen gesellschaftlichen Tätigkeiten vorstellen, die nicht dem Profitprinzip unterzuordnen sind. Das Ziel sind dabei selbstverständlich sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse für heutige ALG-II-Empfänger durch die Zusammenfassung von Mitteln der passiven Arbeitsmarktpolitik (Regelleistungen, Kosten der Unterkunft, Sozialversicherungsbeiträge) mit Mitteln der aktiven Arbeitsmarktpolitik (Gelder im sog. Eingliederungstitel II, u.a. Ein-Euro-Jobs) und eventuell einem Eigenanteil der Träger der jeweiligen Maßnahmen. Alternativ oder in Kombination sollte über eine Revitalisierung der Genossenschaftsidee nachgedacht werden. Möglich ist eine effektive Kooperation von Kommunen mit der genossenschaftlich geprägten Regionalwirtschaft. Ökonomisches Wachstum und gute Arbeit sind keine Gegensätze, sondern bedingen einander. Und natürlich ist die Erziehungszeit Bestandteil unserer Überlegungen. Hier geht es insbesondere darum, dass nach der Erziehungszeit die Rückkehr in den Beruf sehr problematisch ist. Oft werden gerade Frauen, wenn sie Karriere und Kinder verbinden wollen, nur noch auf deutlich geringer vergüteten Teilzeitstellen eingestellt. In meiner eigenen Familie kann ich für dieses Phänomen gleich mehrere Beispiele anführen. Ein Kind ist demnach für viele junge Frauen gleichbedeutend mit dem Verlust ihres bis dahin erreichten Qualifikations- und Lohnniveaus, ganz zu schweigen von der Chance auf eine berufliche Karriere. Hier ist es wichtig, während der Zeit, in der sie ihre Kinder erziehen, den Kontakt zur Arbeitswelt und zur Qualifizierung nicht abreißen zu lassen. Auch der Übergang von der Erziehungszeit zurück in den Arbeitsmarkt sollte begleitet und abgesichert sein.

Andrea Nahles

PS: Senden Sie an mein Büro ihre Mailadresse (andrea.nahles@bundestag.de) und ich lasse ihnen gerne zum Thema Grundeinkommen etwas zukommen.