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Frage von Mathias M. •

Frage an Andrea Nahles von Mathias M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Liebe Andrea Nahles,

erstmal möchte ich Sie loben, dass Sie die Fragen so gewissenhaft und ausführlich beantworten.
Deshalb seien Sie mir nicht böse, dass ich gerade Sie anschreibe.

Ich bin ein 18-Jähriger Schüler und mein Vater ist seit dem 1.1.07 arbeitslos geworden aufgrund der Verlagerung seiner Firma ins Ausland.
Er ist jetzt 46 Jahre alt und leider krank, so dass er wahrscheinlich keine Anstellung mehr kriegt.

Nun meine Frage: Wie kann es sein, dass man 30 Jahre in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt und dieser Beitrag innerhalb von 12 Monaten im ALG 1 aufgebraucht ist? Dies verstehe ich als SPD-Freund genauso wenig wie mein Vater?! Sicherlich gibt es viele, die dieses Schicksal teilen...

Ich denke die Parteibasis wünscht sich, dass das Soziale wieder zu einem Hauptwort der SPD wird!

Viel Erfolg!

Liebe Grüße

Mathias Michalski

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Antwort von
SPD

Lieber Herr Michalski,

danke für ihre Aufmunterung, dass ich die Fragen gewissenhaft beantworte. Manchmal ist es nämlich gar nicht so leicht, zwischen all den Terminen Zeit für dieses Forum zu finden.

Nun aber zu ihrer Frage:

Es tut mir leid, dass ihr Vater arbeitslos geworden ist und ich kann mir vorstellen, dass diese Situation für ihre ganze Familie nicht leicht ist. Sie haben recht, dass es viele Menschen (gerade um die 50-jährige) gibt, die schon aufgrund ihres Alters keine Arbeit mehr finden. Ich finde das skandalös. Und weil wir als SPD wissen, dass Ältere häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind, wird heute über 55-jährigen 18 Monate lang Alg 1 ausgezahlt und den Jüngeren (das betrifft auch ihren Vater) 12 Monate. Ich habe mich immer für eine längere Bezugsdauer als 18 Monate bei Älteren eingesetzt. Letztlich ist bei den Koalitionsverhandlungen mit der Union aber nicht mehr herausgekommen. Umso heuchlerischer finde ich, dass der Vorschlag für eine längere Bezugsdauer für Alg 1 nun von Unionsseiten kommt. Sie greifen ja letztlich den Vorschlag von Jürgen Rüttgers auf. Will man die Bezugsdauer für ältere Arbeitslose ausweiten, bedeutet das im Kern zwei Dinge: entweder man erhöht den Beitrag der Arbeitslosenversicherung oder man kürzt die Bezugsdauer des Alg 1 für junge Menschen, für Frauen mit Erwerbsunterbrechungen oder für häufig von Arbeitslosigkeit Betroffene. Dieses gegeneinander Ausspielen berührt den zentralen Grundgedanken unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens -- das gegenseitige Einstehen füreinander.

Ich muss ihnen aber auch sagen, dass die Arbeitslosenversicherung eine Risikoversicherung und keine Ansparversicherung ist. Das heißt, dass die Versicherung in Kraft tritt, wenn der Schaden passiert ist -- in diesem Fall die Arbeitslosigkeit. Die Rentenversicherung funktioniert da z.B. anders. Man erhält Ansprüche nach eingezahlten Beiträgen. Ich kenne die Situation ihres Vaters nicht im Detail. Aber ich sehe derzeit keine Mehrheit hier in Berlin für eine Verlängerung des Alg 1 Bezuges. Was wir aber auf den Weg bringen ist Folgendes: Die Initiative 50 Plus. Da wären Lohnkostenzuschüsse und Weiterbildungsmöglichkeiten für ihren Vater möglich. Bitte schauen sie sich das mal an.

Beste Grüße

Andrea Nahles