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Frage von Benno K. •

Frage an Andrea Nahles von Benno K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Wie können Sie moralisch bitte die Ferkelkastration ohne Betäubung billigen?
Ich verstehe nicht wie man an einem solchen Punkt einknicken kann. Nachdem die Industrie 5 Jahre Zeit für einen Wechsel hatten, sollten Sie endlich mal Rückrat zeigen und aktiv werden.

Stattdessen wird die Frist um 2 Jahre verlängert.... und Sie wundern sich das SPD niemand mehr wählen will.

Sehen Sie sich mal eine Ferkelkastration an.... unwürdig. Ein Lebewesen das leidet, nur weil wir Deutsche billiges Fleisch wollen...

Bitte bleiben Sie bei meiner Frage auf dem Punkt und beantworten Sie mir wie Sie das moralisch vertreten können.

Grüße,
B. K.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr K.,

seit dem Jahr 2013 war allen Schweinehalter*innen klar, dass die bisherige Praxis der betäubungslosen Ferkelkastration bei Tieren, die unter 8 Tage alt sind, mit dem Ende des Jahres 2018 verboten ist. Bei ordnungsgemäßer Umsetzung des Tierschutzgesetzes hätte spätestens mit dem Bericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vor zwei Jahren der Startschuss für die drei diskutierten Verfahren, Ebermast, Impfung und Kastration unter Vollnarkose fallen müssen. Obwohl intensive Diskussionen nicht nur im politischen Raum geführt wurden, vor allem von uns immer wieder eingefordert, hat sich das zuständige Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft gemeinsam mit den betroffenen Verbänden, Einzelhändlern und Schlachtereien weggeduckt. Stattdessen haben alle Beteiligten auf den sogenannten vierten Weg gesetzt, der nach deutschem Tierschutzgesetz nicht zulässig ist, denn eine Schmerzausschaltung wird nicht erreicht. Das haben wir nicht mitgemacht und werden wir nicht mitmachen. Aus diesen Gründen standen wir vor der Entscheidung, entweder einer Verlängerung der Frist um maximal zwei Jahre zuzustimmen oder vor allem kleine und mittlere Betriebe in ihrer Existenz zu gefährden. Denn jedes Ferkel, das nicht in Deutschland geboren wird, wird durch den Import aus europäischen Nachbarländern, in denen die Ferkel nicht unter Betäubung und Schmerzausschaltung, wie wir es wollen, kastriert werden. Das hätte bedeutet, dass Millionen von Ferkeln über Tausende von Kilometern transportiert werden. Das wollen wir nicht. Wir wollen die Standards für unsere Lebensmittelerzeugung selbst setzen. Deshalb haben wir der Verlängerung der Übergangsfrist zugestimmt und rechtssicher festgelegt, dass spätestens am 31. Dezember 2020 endgültig Schluss mit der betäubungslosen Ferkelkastration ist und Alternativen flächendeckend zur Verfügung stehen. Dabei werden wir von Verbänden wie zum Beispiel der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft unterstützt. Diese setzt sich seit Jahren für einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft ein.

Beste Grüße
Andrea Nahles