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Frage von Jürgen K. •

Frage an Andrea Nahles von Jürgen K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Nahles,

von den Arbeitgeberverbänden und ihnen nahe stehenden Forschungsinstituten wird regelmäßig der sogenannte Fachkräftemangel beklagt.

Halten Sie diese Klagen für berechtigt, wenn diese Klage insbesondere von Unternehmen kommen, die
- keine Tarifbindung haben,
- ihren Arbeitnehmern schlechtere Konditionen hinsichtlich Bezahlung, Arbeitszeit, Urlaub, etc. bieten,
und/oder
- die Gründung von Betriebsräten durch Union-Busting Methoden erfolgreich verhindert haben?

Wenn es einen Fachkräftemangel gibt, müsste es nicht dann für Fachkräfte einfach sein, zu einem Arbeitgeber zu wechseln, der deutlich bessere Bedingungen bietet?

Mit freundlichen Grüßen
J. K.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr K.,

ich möchte Ihre Anfrage in zwei Teilen beantworten. Zunächst stimme ich Ihnen zu, dass Arbeitgeber sich nicht wundern müssen, wenn sie nicht mehr Mitglied eines Arbeitgeberverbandes und damit eines Tarifvertrages sind, Arbeitnehmer schlechter bezahlen oder Betriebsratsgründungen unterdrücken und dann kein qualifiziertes Personal finden. Sie können sich sicher sein, dass solche Unternehmer bei mir auch kein Gehör finden. Im Gegenteil, gerade in sozialen Dienstleistungen gibt es Bedingungen, die nicht attraktiv sind für Beschäftigte, was dort zu Fachkräfteproblemen führt. Ich habe mit einem Pakt für anständige Löhne genau dieses Ziel in den Blick genommen. Denn gerade in Bereichen wie der Pflege brauchen wir gut ausgebildete und daher auch gut bezahlte Beschäftigung. Daher fordere ich u.a. einen Tarifvertrag Soziales.

Allerdings möchte ich Ihnen auch noch allgemein zu der Debatte antworten. Als Arbeitsministerin habe ich mich u.a. mit der Zukunft der Arbeit auf Grund der Digitalisierung und Veränderungen durch den demografischen Wandel beschäftigt. Als Teil dessen wurde ein Weißbuch Arbeiten 4.0 und eine Arbeitsmarktprognose 2030 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales erstellt. Darin wird auch deutlich, welche Veränderungen vor uns stehen. Jedoch bereits heute haben wir 750.000 offene Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit. Diesen Herausforderungen müssen wir begegnen, u.a. mit Weiterbildung und Qualifizierung in der Arbeitsversicherung und neuen Perspektiven, wie z.B. durch das Chancenkonto, das ich vorgeschlagen habe.

Beste Grüße
Andrea Nahles