Frage an Andrea Nahles von Daniel S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Nahles,
Ich bin Vater einer Patchworkfamilie mit zwei unterschiedlich behinderten Kindern und einen gesunden Kind. Wir sind eine Familie mit Wurzeln im Osten und im Westen, also eine Einheitsfamilie. Meine Fragen gehen zur Inklusion! Wir als Familie reden nicht von
Inklusion wir leben das schon und handeln danach und reden nicht nur davon.
Erste Frage: Ist unser derzeitiges Schulsystem in Deutschland Inklusionsgeeignet?
Ich frage das weil ich jeden Tag die unterschiedlichen Kinder mit Ihren unterschiedlichen möglichkeiten vor mir habe. Vincent hat das Noonan-Syndrom mit einen
sehr komplexen angeborenen Herzfehler, Selina hat wegen des Morbushirschsprungsyndroms und vieler Aufenthalte im Krankenhaus viel Fehlzeiten im Unterricht und daher ist sie nun auf einer Förderschule. Tony ist gesund.
Vincent 2 Jahre, Problem der fehlenden heilpädagogischen Kitas! Wie soll seine Inklusive Schule aussehen?
In der Klasse von Tony sitzen heute Kinder wie Mesut Özil, Samy Khedira, Claudia Roth, und die schnelle intelligente Andrea. Wie die in G 8 zu fördernde Angela Merkel.Wie bekommen wir nun dort noch den Vincent mit den Gen defekt, oder eine Steffi Graf mit langwieriger Krebserkrankung und den Quwerschnittsgelähmten Thomas in dieser Klasse unter? Kinder die nie einen G 8 Abschluss erreichen können und eher ein entschleunigtes Schulsystem brauchen zB. G 15? Wie wollen wir diese Kinder individuell in einer Klasse was ja nach den vereinten Nationen Ihr Recht ist, mit Recht auf Bildung, steh ich voll dahinter nun in dieser Klasse alle fördern? Geben sie mir Recht das das mit einen Förderschullehrer der für zwei ganze Stunden in der Woche zu dieser Klasse kommt nicht machbar ist? So ist das inklusive Schulsystem aber schon jetzt! Oftmals muß dann der Lehrer auch noch Krankheitsvertretung machen! Dann fällt die Förderung ganz weg! Das dreigliedrige Schulsystem sowie auch die Gesamtschulen, passen die dann noch? In der familie hat jeder sein Progr. und Schule?
Sehr geehrter Herr Senger,
Menschen mit Handicap und ihre Verbände gehören bei der Inklusion in den Mittelpunkt und nicht an den Rand der Debatte. Wir wollen vor allem die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland, die nur unter Einbeziehung der Betroffenen auf Augenhöhe erfolgen kann.
In den letzten Wochen und Monaten haben wir zahlreiche Anregungen aus unserem Fachgespräch zu Inklusiver Bildung bei der Weiterentwicklung unserer Position einbezogen und werden mit den Expertinnen und Experten in eigener Sache im Gespräch bleiben. Wesentliche Anregungen waren u. a.:
Inklusion funktioniert nur, wenn wirklich kein Handicap ausgeschlossen bleibt. Noch herrscht in der Bevölkerung eine große Skepsis beim Thema Inklusive Bildung. Die Vorbehalte vieler Menschen vor Ort können nur überwunden werden, wenn es ein manifestes Bekenntnis der Bundesregierung für eine inklusive Gesellschaft gibt. Dieses fehlt nach Ansicht der Verbände nach wie vor.
Auf dem Weg zu einem inklusiven Bildungssystem sind nicht immer Hundertprozent-Lösungen möglich. Praxisbeispiele zeigen, dass dies aber auch gar nicht notwendig sei. Es fehlen statistische Erhebungen zum Verbleib von Hochschulabsolventen mit Handicap. Es bedarf dringend einer verbindlichen Zeitschiene mit klaren Vorgaben, ab wann es in Deutschland ein einklagbares Recht auf Inklusive Bildung gibt.
Die Expertinnen und Experten stimmen mit der Ansicht der SPD-Bundestagsfraktion überein, dass Inklusion eine Chance für die gesamte Gesellschaft ist – auch und besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Zudem haben sie wichtige Forderungen unseres Antrags unterstrichen. Mehrfach wurde auf die grundlegende Bedeutung von Inklusion in der frühkindlichen Bildung hingewiesen. So ließen sich Berührungsängste und Barrieren verhindern, bevor sie überhaupt aufgebaut würden. Auch unsere Forderungen nach der Abschaffung des Kooperationsverbotes, nach einer verstärkten Öffentlichkeits- und Bewusstseinsarbeit im Bereich der Inklusiven Bildung und nach einem besseren Übergangsmanagement von den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.
Unter folgendem Link finden Sie Initiativen, Anträge und Gesetzesentwürfe meiner Fraktion zum Thema Inklusion: http://www.spdfraktion.de/themen/behindertenpolitik
Beste Grüße
Andrea Nahles