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Andrea Nahles
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Frage von Joerg L. •

Frage an Andrea Nahles von Joerg L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Nahles,

mit großem erschrecken muss man leider aktuell feststellen, wie man muss schon sagen "kaputt" der Arbeitsmarkt in Deutschland leider momentan ist, sh. Suchmaschinen wie stepstone.de ect..
Fast nur noch befristete und sogar fast nur noch geringer bezahlte über Leiharbeit angebotene Stellen, selbst als qualifizierter, erfahrener Einkäufer.Katastrophal!

Wie soll das aus Ihrer Sicht denn weiter gehen ?

Fast 20 bald 30, dann 50 Prozent der ArbeitnehmerInnen in befristeten und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen ? Wo bleibt da die Teilhabe am immer noch wachsenden BIP und Reichtum ?
Warum schickt das viertreichste! Land der Welt, Menschen immer mehr in Niedriglöhne bzw. Hungerlöhne, in Armut, in Suppenküchen; an Tafeln und in die Altersarmut ? Wegen welchem Wettbewerb ? Wem nützt es ? Warum wird die Leistung von Millionen ArbeitnehmerInnen immer weniger dabei anerkannt ? Geht das nicht auch aus volkswirtschaftlicher Sicht auch anders ?

Und warum wird diese Fragen nicht endlich einmal der Bevölkerung beantwortet ?
Es wird Zeit Fakten DEUTLICH zu benennen und TEILHABE in Form von höheren Löhnen und Renten einzufordern und nicht nur "Spielgeld" (von wegen Investitionen - Wo denn in Hedgefonds ?)" an Banken, Versicherungen und andere Vermögende zu verschenken !! Vielen Dank dafür.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Lindeholz,

ich kann Ihnen nur zustimmen, Arbeit ist die Grundlage unseres Wohlstandes. Sie ist nicht nur der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe, sie gibt gleichzeitig Lebenssinn und Anerkennung. Vor allem ist Arbeit eine Grundvoraussetzung für ein selbst bestimmtes Leben. Deshalb müssen alle Menschen die Chance haben, den eigenen Lebensunterhalt durch gute Arbeit zu verdienen. Unsere Ziele sind durchaus Vollbeschäftigung und gute Arbeit, damit alle von guter Arbeit gut und sicher leben können. Die SPD setzt sich für eine neue Ordnung für Arbeit ein.

Nach drei Jahrzehnten, die von einem Überangebot an Arbeitskräften geprägt waren, werden die nächsten Jahrzehnte in Folge des Geburtenrückgangs vor allem durch einen Mangel an qualifizierten Fachkräften geprägt sein. Zugleich geht die derzeitige Entspannung am Arbeitsmarkt an Langzeitarbeitslosen und am Arbeitsmarkt benachteiligten Gruppen größtenteils vorbei. Ohne eine entschlossene Politik, die Arbeitsplätze schafft, Bildung ins Zentrum stellt und auch Langzeitarbeitslose besser in den Arbeitsmarkt integriert, droht ein gespaltener Arbeitsmarkt – mit Fachkräftemangel einerseits und hoher Sockelarbeitslosigkeit andererseits.

Um dies zu verhindern, müssen Wirtschafts-, Finanz- und Bildungspolitik durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik flankiert werden, die Qualifizierung und Weiterbildung ins Zentrum stellt. Hierzu sind wirksame Förderinstrumente erforderlich, auf die ein Rechtsanspruch besteht. Deshalb wollen wir die Arbeitslosenversicherung zu einer Arbeitsversicherung weiterentwickeln, die der Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit dient und ein Recht auf Bildung und Weiterbildung in Kombination mit einer guten Beratung begründet. Notwendig sind eine leistungsfähige Arbeitsvermittlung und zielgruppenspezifische Angebote, zum Beispiel für Frauen und Alleinerziehende, für Menschen mit Migrationshintergrund, Ältere, Jugendliche, Menschen mit Behinderungen sowie Menschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind. Außerdem muss die öffentlich geförderte Beschäftigung ausgebaut werden, um Langzeitarbeitslosen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen neue Perspektiven zu verschaffen.

Vor allem in den letzten Jahren ist Arbeit für viele Menschen unsicherer geworden – durch schlechte Löhne und fehlende Absicherung, durch erzwungene Befristungen und ungewollte Teilzeit, durch Missbrauch von Leiharbeit, durch Entwertung von Qualifikation und Leistung. Für die SPD steht fest: Arbeit darf nicht krank machen, und niemand darf trotz Arbeit arm sein.

Nötig sind faire Regeln für gute Arbeit, um unsichere Beschäftigung und Niedriglöhne zurückzudrängen, Leiharbeit und ungewollte Teilzeit einzugrenzen und die unbefristete und ordentlich bezahlte Arbeit zu stärken. Wir machen uns für einen flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohn stark und wollen das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ durchsetzen. Prekäre Berufseinstiege von jungen Erwachsenen mit abgeschlossener Ausbildung über Praktika oder befristete Arbeitsverträge müssen beendet werden. Außerdem gehören Fragen der Gesundheit am Arbeitsplatz und der souveränen Gestaltung der Arbeitszeit zu einer neuen Ordnung für Arbeit.

Beste Grüße
Andrea Nahles