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Frage von Guntram S. •

Frage an Andrea Nahles von Guntram S. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Nahles,

im Zusammenhang mit der SCHLECKER-Insolvenz begründen Sie Ihre verärgerte Haltung gegenüber der FDP unter anderem mit der Betroffenheit vieler Frauen.
Vor vielen Jahren wurde in Bremerhaven die Seebeck-Werft abgewickelt. Da waren überwiegend Männer betroffen, aber eine derartige Befindlichkeit in der Politik, die der Betroffenheit der Männer (die im Übrigen nicht geringer war) Rechnung trug, gab es nicht.

Was bedeutet Ihnen der Begriff "Gleichberechtigung" wenn Sie die Betroffenheiten der Frauen von Betriebsschließungen besonders heraus stellen?

Werden Männer von Politikern im Allgemeinen und von Ihnen im Besonderen nur als Zuarbeiter für das Wohl der Frau gesehen, oder können Sie sich vielleicht als Frau sogar vorstellen, dass die meisten Frauen in Ihrem Wählerpotential sich vor Allem auch wünschen, in diesem Land weiterhin friedlich mit Männern ZUSAMMEN zu leben?

Und dass deswegen die Arbeitslosigkeit von Frauen nicht MEHR Betroffenheit und Handlungsbedarf auslösen darf?

Warum maßt sich die Politik überhaupt an, durch Geldmittel in den Markt einzugreifen?

Ist Ihnen nicht klar, dass ALLE Steuergelder, die Sie zur "Rettung" von Betrieben, Banken, europäischen Staaten aufwenden, letztendlich nur dazu dienen, Menschen zu helfen, die offenbar ZU WENIG VERANTWORTUNG für die jeweilige Institution übernommen haben?

Warum sollen immer diejenigen, die genug Verantwortungsbewusstsein für ihre wirtschaftliche Situation zeigen, dafür bluten, dass andere ihre Eigenverantwortung nicht wahrnehmen?

Wenn ein Kleinunternehmen pleite geht, meldet sich KEIN Politiker (auch dann nicht, wenn Frauen betroffen waren). Mit welchem Recht hat ein Großkonzern wie SCHLECKER MEHR Mitleid verdient?

Nach wie vor beanspruchen viele Frauen Unterhalt von Männern.
Sind arbeitslos werdende MÄNNER mit Familienverpflichtungen nicht weitaus betroffener als Frauen, die oft ja nur Dazuverdiener sind?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Seiß,

entschuldigung, aber einen Teil Ihrer Fragen finde ich wirklich absurd. Gern empfehle ich Ihnen sie Seiten der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF). Die ASF hat die Gleichstellung von Frauen und Männern in Partei und Gesellschaft zum Ziel und auf den Internetseiten finden Sie die Positionen der SPD zum Themenbereich: http://www.spd.de/spd_organisationen/asf/ . Wer heute noch davon redet, dass die Interessensvertretung von Frauen, die Bevorteilung von Frauen im Blick hat, hat jahrzehntelange Debatten nicht wirklich verfolgt. Auch auf den Seiten der Bundestagsfraktion finden Sie entsprechende Standpunkte: http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_rubrik/0,,3265,00.html

In einer Transfergesellschaft hätten die Mitarbeiterinnen vorübergehend weiter Gehalt und Hilfe bei Bewerbungen und Umschulungen erhalten. Hier über eine Hilfe zu diskutieren, bedeutet ja nicht, gleichzeitig andere Probleme (z. B. der KMU) aus dem Blick zu verlieren. Und natürlich bedarf es einer nachhaltigen Industriepolitik statt unregulierter Märkte. Der Strukturwandel ist offensiv anzugehen. Mit einer Modernisierung der Industrie müssen heute die Arbeits- und Lebensperspektiven zukünftiger Generationen gestaltet werden. Der Markt muss klare Rahmenbedingungen haben. Auf vielen Feldern sind politisch gesetzte Anreize und Leitplanken erforderlich, um Industrieproduktion zukunftsfähig zu machen und nachhaltig zu gestalten. Die Politik muss dies auch gegen Widerstände durchsetzen. Das bedeutet allerdings keine staatliche Alleinzuständigkeit für die Wirtschaftsentwicklung. Die Geschichte zeigt, dass eine solche Alleinzuständigkeit eher das Gegenteil von positiver wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung ist. Verantwortung haben alle dabei.

Beste Grüße
Andrea Nahles