Frage an Andrea Nahles von Marie G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Nahles,
wieso ist so schwer, trotz abgeschlossenem Studium einen Arbeitsplatz zu finden?
Viele Grüße
Marie Gillhaus, 18 Jahre
Die Frage wurde gestellt im Rahmen der Aktion duhastdiemacht.de, die u.a. von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, dem Jugendportal des Deutschen Bundestags "Mitmischen.de" und dem Förderprogramm der Europäischen Union "JUGEND IN AKTION" unterstützt wird. duhastdiemacht.de will das demokratisches Bewusstsein bei Jugendlichen fördern und ihre Bereitschaft zum Engagement stärken. Gefördert wird das Portal von der Robert Bosch-Stiftung.
Sehr geehrte Frau Gillhaus,
diese Frage ist mir zu pauschal. Schaut man sich die Verteilung der Arbeitslosigkeit in Deutschland an, fällt schnell auf, dass wir große regionale Unterschiede haben. Vergleichen Sie beispielsweise Baden-Württemberg und Mecklenburg/Vorpommern, da stellt sich die Situation doch sehr unterschiedlich dar.
Aber natürlich will ich das Problem der Arbeitslosigkeit gerade auch unter jungen Menschen und allgemein nicht klein reden. Gute Arbeit ist der Schlüssel für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und ich denke, dass wir einen Arbeitsmarkt benötigen, der allen Menschen Chancen eröffnet, für sich selbst und ihre Familien zu sorgen, und für das Alter vorzusorgen.
Die Wirtschaft ruft einerseits immer lauter nach gut ausgebildeten Arbeitskräften. Doch Jahr für Jahr werden zehntausende hochqualifizierte junge Menschen in unbezahlte Praktika gedrängt. Wenn aber nicht das Lernen, sondern die Arbeitsleistung im Vordergrund steht, ist es kein „Praktikum“, sondern ein Arbeitsverhältnis. Die SPD fordert hier gesetzliche Regelungen, um Missbrauch bei Praktika zu unterbinden.
Gerade die Situation von jungen Berufseinsteigern wird immer prekärer, da haben Sie recht. Dies bedeutet konkret, dass heute etwa 25 Prozent aller Uni-Absolventinnen und -Absolventen nur dann eine Chance auf einen soliden Berufseinstieg erhalten, wenn sie sich vorher über Monate „kostenlos“ im Unternehmen bewährt haben. Bei den Ausbildungsberufen ist teilweile sogar fast ein Drittel eines ganzen Jahrgangs betroffen, obwohl sie bereits betriebliche Erfahrung in der Ausbildung erleben durften. Wie eine Studie des Bundesarbeitsministeriums ergab, waren von allen freiwilligen Erst-Praktika, die nach Abschluss einer beruflichen Ausbildung absolviert wurden, 51 Prozent unbezahlt und 12 Prozent unangemessen vergütet.
Die SPD hat in der letzten Legislaturperiode dafür gekämpft hat, durch eine entsprechende Gesetzesinitiative die Rechte von Praktikantinnen und Praktikanten zu stärken. Wir haben die Bundesregierung in einem Antrag aufgefordert, endlich einen Gesetzentwurf vorzulegen, der sicherstellt, dass bei Praktika Missbrauch in Zukunft verhindert werden kann. Außerdem muss gesetzlich klargestellt werden, dass Arbeitsverhältnisse, die lediglich als Praktikum deklariert werden, den gleichen Lohn- und Gehaltsanspruch begründen wie reguläre Stellen.
Beste Grüße
Andrea Nahles