Frage an Andrea Nahles von Jessica P. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Nahles,
warum werden Missbrauchsopfer nach wie vor von dieser Gesellschaft im Stich gelassen d.h. warum erfolgt keine ausreichende Versorgung der Betroffenen durch Therapieangebote. Therapieleistungen der Krankenkassen sind stark eingeschränkt (z.B. in der Stundenanzahl -> siehe Par. 23b der Psychotherapierichtlinien http://www.kvwl.de/arzt/recht/kbv/richtlinien/richtl_psycho.pdf ) egal ob die Betroffenen anschließend noch Hilfe brauchen oder nicht. Ich verstehe nicht, warum die Politik nicht endlich etwas an diesem unerträglichen Zustand ändert. Oftmals sind Folgekosten durch Klinikaufenthalte usw. viel teurer als eine ambulante Versorgung.
Nicht alle Opfer haben die Möglichkeit zu vor Gericht zu klagen, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen geschweige denn Schadensersatzansprüche geltend zu machen ( http://origin-www.br-online.de/das-erste/report-muenchen/report-muenchen-missbrauchsopfer-ID1280131911326.xml ). Aber mir geht es um ALLE Missbrauchsopfer und nicht nur um die Betroffenen in dem o.g. Report.
Damals wurden die Betroffenen von der Gesellschaft im Stich gelassen, heute genauso. Wahrscheinlich wäre es den Kostenträgern in diesem Land am liebsten die Opfer würden für immer verschwinden, damit man sich auch nicht mit den Abgründen dieser Gesellschaft beschäftigen muss.
Selbst in den USA (wo das Gesundheitssystem eigentlich schlechter ist als in unserem Land) wurde durch das Mental Health Parity Law die Voraussetzungen geschaffen, dass die Betroffenen ausreichend Hilfe erhalten. Im Gegensatz zu Deutschland, das sich immer so fortschrittlich darstellen will. Es ist einfach nur beschämend was in diesem unserem Land passiert und ich verstehe einfach nicht, warum sich nicht endlich etwas daran ändert.
Mit freundlichen Grüßen
Jessica Pflüger
Sehr geehrte Frau Pflüger,
ich gebe Ihnen recht. Die Betroffenen leiden unter den Folgen ein Leben lang. Die Folgen werden gesellschaftlich immer noch zu wenig anerkannt und wir benötigen dringend ein bedarfsgerechtes psychotherapeutisches Beratungs- und Therapieangebot für Opfer von sexueller Gewalt. Selbstverständlich muss gewährleistet sein, dass Betroffene einen unbürokratischen Zugang zu medizinischen und therapeutischen Leistungen haben. Therapie und Hilfe darf dabei nicht an fehlenden finanziellen Ressourcen scheitern.
Als Fraktion haben wir uns mit Vertreterinnen und Vertretern von Wildwasser e.V., Tauwetter und MOGiS e.V. zusammengesetzt und über all diese Probleme gemeinsam gesprochen. Unser Positionspapier "Hinsehen, handeln, helfen! Konsequenzen aus den Missbrauchsfällen in Institutionen" basiert u. a. auf diesem ehrlichen Austausch. Vielleicht lesen Sie sich dieses Papier von uns einmal durch. Sie finden es unter http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_datei/0,,13358,00.pdf .
Darüber hinaus haben wir haben einen Entschließungsantrag "Sexuellen Missbrauch von Kindern europaweit effektiv bekämpfen – Opferschutz stärken ( http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/017/1701746.pdf ) in den Deutschen Bundestag eingebracht.
Beste Grüße
Andrea Nahles