Frage an Ali Al-Dailami von Katharina A. bezüglich Frauen
Sehr geehrter Herr Dailami,
ich engagiere mich seit längerem zum Thema Prostitution und Menschenhandel. Meine Frage an Sie, die ich auch allen anderen KandidatInnen stellen werde, und die für mich in der Tat stark wahlentscheidend sein wird:
Das Europaparlament hat 2014 auf Initiative der Abgeordneten Mary Honeyball eine Resolution verabschiedet, die allen Mitgliedsstaaten der EU die Übernahme des sogenannten Nordischen Modells empfiehlt (Kriminalisierung der Freier und Profiteure, Entkriminalisierung der prostituierten Personen, individuelle Ausstiegshilfen, Öffentlichkeitskampagnen usw.)
Im Gesetzgebungsprozess wurde dieser Politikansatz nicht berücksichtigt und ExpertInnen nicht angehört. Das neue Gesetz (ProstSchG) sieht nun eine Evaluation nach drei Jahren vor. Können die VertreterInnen des Nordischen Modells in Deutschland, sollten Sie MdB werden, mit Ihrer Unterstützung rechnen?
Dies meint konkret: Anhörung von Prostitutionsüberlebenden, NGOs die sich für das Nordische Modell einsetzen, ExpertInnen aus den Ländern, die hier führend sind, wie sich das in einem demokratischen Meinungsfindungsprozess gehört.Unabhängig davon würde mich Ihre persönliche Positionierung zur Thematik interessieren.
Im Voraus vielen Dank,
K. A.
Sehr geehrte Frau A.,
ich bedanke mich für Ihre Frage. Mir ist der von Ihnen geschilderte Vorgang im Europaparlament bekannt. In den von Ihnen benannten Punkte können die Vertreter des Nordischen Modells selbstverständlich mit meiner Unterstützung rechnen.
Ich habe zu der Thematik noch keine abschließende Meinung. Ich kenne allerdings Menschen die sich prostituiert haben oder noch prostituieren. Deshalb kann ich sagen, von "Sexarbeit" kann nicht die Rede sein. Dieser Begriff, der immer mehr Verbreitung findet, verharmlost die realen Zustände und suggeriert das Prostitution eine "Arbeit" wie alle anderen sei. Das ist sie nicht.
In der Regel steht hinter der Prostitution ein Zwang. Sei es durch Menschenhändler, Zuhälter oder durch die blanke ökonomische Not der Betroffenen. Ganz zu Schweigen von der körperlichen Gewalt die dort angewandt wird.
Hinzu kommt eine gewisse Widersprüchlichkeit. Die Gleichstellung und Berechtigung der Frauen und deren Kampf, wie z.B für gleiche Löhne, unterstützt erfreulicherweise mittlerweile die Mehrheit der Gesellschaft. Gleichzeitig akzeptiert man aber das Männer sich Frauen für Geld gefügig machen können. Ich halte das für heuchlerisch und der Kampf für die Gleichberechtigung wird so zur Makulatur. Auch deshalb tendiere ich mittlerweile zum Nordischen Modell.
Mit freundlichen Grüßen
Ali Al-Dailami