Wie stehen Sie zur Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa?

Hallo Herr R.,

vielen Dank für diese interessante Frage.

Ich finde den Wunsch vieler Menschen nach Zusammenwachsen auf der Welt, nach Völkerfreundschaft und Frieden berechtigt. Auch ist ja mittlerweile die Produktions- und Austauschweise stark internationalisiert.

Allerdings halte ich die Schaffung "Vereinigter Staaten von Europa" unter den heutigen kapitalistischen Verhältnissen für illusorisch.

Interessanterweise polemisierte Lenin schon vor einhundert Jahren im Jahr 1915 gegen die Losung der "Vereinigten Staaten von Europa": »Vom Standpunkt der ökonomischen Bedingungen des Imperialismus, d. h. des Kapitalexports und der Aufteilung der Welt durch die ›fortgeschrittenen‹ und ›zivilisierten‹ Kolonialmächte, sind die Vereinigten Staaten von Europa unter kapitalistischen Verhältnissen entweder unmöglich oder reaktionär.« (Lenin, Werke, Bd. 21, S. 343)

Zwar schlossen sich mehrere größere und kleinere Imperialisten und kapitalistische Länder in der EU zusammen, um im Konkurrenzkampf gegen die USA, China, Japan usw. bestehen zu können. Jedoch verhindert die Konkurrenz der europäischen Konzerne untereinander ein weiteres Zusammenwachsen. Die Konzerne brauchen in dem Land, wo sie ansässig sind, ihren "eigenen" Nationalstaat als Machtapparat, um ihre Interessen durchsetzen zu können.

Die Krise der EU, der zunehmende Nationalismus und Chauvinismus, die zunehmende faschistische Gefahr sind Folgen des im Imperialismus unlösbaren Widerspruchs zwischen der Internationalisierung der Produktion und der nationalstaatlichen Organisa­tionsform des Kapitalismus.

Daher ist die MLPD der Meinung, dass wir den Kapitalismus weltweit revolutionär überwinden müssen und hat sich deswegen mit mittlerweile 62 revolutionären Parteien und Organisationen aus 43 Ländern in der revolutionären Weltorganisation ICOR zusammengeschlossen. Erst dann können die Vereinigten sozialistischen Staaten der Welt aufgebaut werden, in denen die Einheit von Mensch und Natur im Mittelpunkt steht, für die Bedürfnisse der Menschen statt für den Profit produziert wird und ein dauerhafter Frieden erreicht wird.

Glückauf!

Alexander Schroeter