Frage an Albert Thurner von Judith F. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Thurner,
wie stehen Sie zur Abschaffung der Hauptschule?
Würden Sie ein Bildungssystem das eine Gesamtschule vorsieht bevorzugen?
Mit freundlichen Grüßen
Judith Feitl
Sehr geehrte Frau Feitl,
das dreigliedrige Schulsystem ist offenkundig in der Krise. In Bayern läuft eine Flucht vor der Hauptschule, in anderen Bundesländern (Rheinland-Pfalz, Thüringen) ist diese Schulform bereits abgeschafft. Insofern muss dringend über die Zukunft des Schulsystems und speziell der Hauptschule nachgedacht werden.
Ich will zunächst eine längere gemeinsame Grundschulzeit für alle Kinder, mindestens bis zum sechsten Schuljahr. Die jetzige Selektion nach der vierten Klasse ist einfach zu früh, wie Fehlerquoten von bis zu 50 Prozent beweisen.
Wie das künftige Schulsystem dann nach dieser gemeinsamen Schulzeit aussehen soll, muss gründlich überlegt und diskutiert werden. Ich warne vor Schnellschüssen wie der unlängst vollzogenen, völlig überstürzten Einführung des achtjährigen Gymnasiums. Außerdem müssen in einer solchen Diskussion die Erfahrungen aus anderen Bundsländern und aus dem europäischen Ausland Beachtung finden. Schließlich aber darf es in dieser Debatte keine ideologischen Tabus geben, und deshalb muss auch die Gesamtschule - die ja Standard in den meisten europäischen Ländern ist - als Option mit einbezogen werden.
Ich selbst gehe ganz ergebnisoffen in eine solche Diskussion. Die Entwicklungen in den anderen Bundesländern geben allerdings Anlass zu der Vermutung, dass die Hauptschule in der heutigen Form ein Auslaufmodell darstellt. Unlängst haben über 90 Prozent der Hauptschulrektoren in Baden-Württemberg die Abschaffung der Hauptschule gefordert. Einem solch deutlichen Trend wird sich auch Bayern nicht lange widersetzen können.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Albert Thurner