Frage an Agnieszka Brugger von Gerhard S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Brugger,
wie ist Ihre Meinung zum Thema: Entscheidung über die Impfpflicht ?
Ich arbeite gerne in einem Beruf, in dem ich viele andere Menschen treffe und für sie da sein kann - es gibt viel zu wenige, die dies tun . Es kann nicht sein, dass Sie mir jetzt vorschreiben, wie ich mich impfen lassen muss, weil ich sonst in meinem Beruf nicht mehr arbeiten darf.
Die Impfentscheidung für mich selber muss meine Entscheidung bleiben - ich habe sie nach langer Überlegung verantwortungsvoll getroffen.
Bitte um eine kurze Stellungnahme und Beantwortung meiner Frage.
Mit freundlichen Grüßen
G. S.
Sehr geehrter Herr Schäffler,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir haben diese Fragen in der grünen Bundestagsfraktion sehr ernsthaft und intensiv aus der gesundheitlichen, ethischen und juristischen Perspektive diskutiert. Impfen ist allerdings nicht nur eine persönliche Vorsorgeentscheidung, sondern auch ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag, um die Verbreitung bestimmter Krankheiten zu verhindern und so Schwächere und besonders gefährdete Personen zu schützen. Neben dem individuellen Schutz trägt eine Impfung so auch zum Schutz derer bei, die eine Impfung aus medizinischen Gründen nicht durchführen können. So waren Masern in der deutschen Gesellschaft fast vollständig ausgerottet und nun müssen wir aufgrund sinkender Impfquoten neue dramatische Masernfälle in Deutschland beobachten.
Ob man sich impfen lässt oder nicht, ist und bleibt eine persönliche Entscheidung – insofern ist auch das Wording von der „Impfpflicht“ von Jens Spahn irreführend. Viel mehr geht es um die verbindliche Voraussetzung einer Masernimpfung für alle, die im Bereich der Kinderbetreuung ein Angebot wahrnehmen oder in der entsprechenden Einrichtung arbeiten. In der Gesamtabwägung aller Fragen halte ich daher einen solchen Schritt für vertretbar, um eine weitere Verbreitung zu stoppen und die Schwächsten zu schützen.
Allerdings habe ich in der Diskussion Sachlichkeit vermisst und sie hat sich teilweise viel zu ideologisch abgespielt, denn die Maßnahmen der Bundesregierung gehen zugleich nur unzureichend auf die tatsächlichen Problemstellungen ein. Während bei eingeschulten Kindern die Impfquote schon heute bei über 90 Prozent liegt, liegt sie bei den über 30-Jährigen nicht einmal bei 50 Prozent. Die Gründe hierfür sind vielfältig, so werden beispielsweise die Auffrischungen vergessen oder nachlässig gehandhabt. Um einen echte Schutzbarriere zu haben, braucht es eine deutlich höhere Impfquote.
Für mich sind dabei zwei wichtige Maßnahmen eine bessere Aufklärung und eine Senkung bestehender Impfbarrieren gesenkt, um so den Schutz vor Infektionskrankheiten in der Gesellschaft erhöhen können. Dürften beispielsweise Kinderärzte auch Erwachsene impfen, so könnten Eltern ohne Impfschutz direkt mit ihren Kindern gemeinsam geimpft werden. Eine entsprechende Verankerung im Sozialgesetzbuch streben wir an. Weitere Ideen sind zum Beispiel aufsuchende Impfangebote in Schulen, Kitas, Betrieben, digitale Impfpässe und Impferinnerungen beim Aufsuchen von Arzt oder Ärztin.
Ausführliche Informationen zur Position der Grünen zum Thema Impfen finden Sie unter folgendem Link: https://www.gruene.de/artikel/impfen-ist-ein-gebot-der-solidaritaet.
Mit freundlichen Grüßen
Agnieszka Brugger