Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs kassierte Geld von nebulöser Beraterfirma

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** Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs kassierte Geld von nebulöser Beraterfirma ** Berlin/Hamburg (9.1.2013) - Recherchen der unabhängigen Transparenzorganisation abgeordnetenwatch.de zu seinen Nebentätigkeiten bringen den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU, Michael Fuchs, in Erklärungsnot. Fuchs war seit 2008 für eine in London ansässige Beratungsfirma tätig, was auf der Bundestagshomepage bis zu einer abgeordnetenwatch.de-Anfrage am Montag verborgen blieb. Bei dem Unternehmen handelt es sich um „Hakluyt & Company“ (H&C), das 1995 von ehemaligen MI6-Agenten gegründet wurde. Dort will Fuchs seit August 2008 insgesamt 13 Vorträge gehalten haben. Bis zum heutigen Mittwoch war der CDU-Politiker nicht in der Lage, eine von abgeordnetenwatch.de erbetene Liste sämtlicher Vorträge für Hakluyt & Company mit Titel, Datum und Ort vorzulegen. Zur Frage, ob er für das Londoner Unternehmen als Berater tätig war, wollte der CDU-Abgeordnete gegenüber abgeordnetenwatch.de keine Auskunft geben. Der Mitgründer der Transparenzorganisation, Gregor Hackmack sagte am Mittwoch in Hamburg: "Wir fordern Herrn Fuchs auf, umgehend eine Liste sämtlicher Vorträge für Hakluyt & Company mit Titel, Datum und Ort vorzulegen. Nur so lässt sich prüfen, ob Herr Fuchs harmlose Vorträge gehalten hat oder für die private Geheimdienstfirma anderweitig tätig gewesen ist." Bis Anfang dieser Woche konnte die langjährige Tätigkeit von Michael Fuchs für Hakluyt & Company geheimgehalten werden. Noch am Montagmittag war auf der Bundestagshomepage zu lesen gewesen, dass Fuchs die 13 Honorarvorträge bei einer unscheinbaren geografischen Fachgesellschaft namens “Hakluyt Society” gehalten hat. Doch bei dem gemeinnützigen Verein aus London wunderte man sich seit längerem schon über den angeblichen Referenten aus Deutschland. Ein Michael Fuchs habe dort nie eine Rede gehalten, erklärte Hakluyt Society bereits im vergangenen Jahr auf eine erste Anfrage von abgeordnetenwatch.de. Im Verlauf des Montags, nachdem abgeordnetenwatch.de den CDU-Abgeordneten sowie die Bundestagsverwaltung um Stellungnahme gebeten hatte, löste die Information von den nie stattgefundenen Vorträgen bei dem Londoner Verein rege Betriebsamkeit hinter den Berliner Kulissen aus. Gegen Abend wurde die Angabe “Hakluyt Society” auf der Bundestagshomepage teilweise gelöscht (für 2008 und 2009 wird nach wie vor “Hakluyt Society” genannt). Statt dessen ist dort nun der tatsächliche Geldgeber aufgeführt: “Hakluyt & Company”. Der CDU-Politiker behauptete gestern in einer Mail an abgeordnetenwatch.de: “Gegenüber der Verwaltung des Deutschen Bundestages habe ich meine Tätigkeit bei der Firma ‘Hakluyt & Co.’ angegeben.” Dieser Darstellung widerspricht allerdings die Parlamentsverwaltung. Ein Sprecher teilte auf abgeordnetenwatch.de-Anfrage mit, Fuchs habe bei seinen Meldungen ausschließlich von “Hakluyt” geschrieben, nur “einmal” hätte er von “Hakluyt & Co.” gesprochen. Diese Version ließe nur einen Schluss zu: Der Koblenzer Abgeordnete wollte mit seinen unvollständigen Angaben die wahre Herkunft der Nebeneinkünfte verschleiern. Rätselhaft bleibt indes, warum bis Montagabend auf der Bundestagshomepage die 1846 gegründete Gesellschaft “Hakluyt Society” als Auftraggeber von Fuchs’ vermeintlichen Vorträgen aufgeführt war. Änderte die Parlamentsverwaltung Fuchs’ unvollständige Angabe “Hakluyt” eigenständig in “Hakluyt Society” und veröffentlichte dies auf der Parlamentswebsite? Das erscheint schwer vorstellbar. “Wie es zu der Veröffentlichung unter der Bezeichnung “Hakluyt Society” kam, lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren”, hieß es dazu aus der Bundestagsverwaltung lapidar. Der Fall „Hakluyt & Company“ ist nur die jüngste Unregelmässigkeit im Zusammenhang mit den Nebeneinkünften des Unions-Fraktionsvize. Bereits 2009 wurde bekannt, dass der CDU-Politiker seinen Beiratsposten für die Politberatungsfirma PKS verheimlicht hatte. Im Februar 2012 enthüllte abgeordnetenwatch.de, dass Fuchs jahrelang seinen Vorstandsposten bei der Deutschen Außenhandelskammer in Hongkong nicht gemeldet und damit erneut gegen die Transparenzregeln des Bundestags verstoßen hatte. Auch seine Beiratstätigkeiten im Lobbyverein „Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e. V.“ sowie im Interessenverband der deutschen Familienunternehmen „ASU“ unterschlug Fuchs gegenüber der Bundestagsverwaltung und meldete diese erst nach, als ein Bürger via abgeordnetenwatch.de in zwei Mails kritisch nachfragte. abgeordnetenwatch.de erneuert seine Forderung, alle Nebeneinkünfte der Abgeordneten vom ersten Euro bis auf den letzten Cent offen zu legen. "Verstöße gegen die Anzeigepflicht wie im Fall Michael Fuchs müssen mit empfindlichen Strafen geahndet werden," erklärte Gregor Hackmack. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie hier: http://blog.abgeordnetenwatch.de/2013/01/09/michael-fuchs-kassierte-geld-von-nebuloser-beratungsfirma/