Hamburg/Berlin, 13. Februar 2025 - Eine neue repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag von abgeordnetenwatch.de zeigt: 91 Prozent der Befragten glauben, dass Großspenden Einfluss auf politische Entscheidungen von Parteien haben. Trotz dieser weit verbreiteten Sorge lehnen die meisten Parteien strengere Regeln weiterhin ab.
Der zunehmende Einfluss von Großspender:innen im Bundestagswahlkampf schürt das Misstrauen der Bevölkerung in die Politik. Viele Bürger:innen sind überzeugt, dass finanzstarke Interessen politische Entscheidungen dominieren. Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag von abgeordnetenwatch.de bestätigt diese Wahrnehmung: 67 Prozent der Befragten sehen einen großen Einfluss von Großspenden durch Privatpersonen oder Unternehmen auf politische Entscheidungen. Weitere 24 Prozent sehen einen geringen Einfluss. Nur 7 Prozent glauben, dass Großspenden überhaupt keinen Einfluss haben. Diese Einschätzung zieht sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen und politischen Lager.
Die kritische Haltung gegenüber Parteispenden ist in den vergangenen Monaten noch einmal gestiegen. Bei einer repräsentativen Umfrage, die abgeordnetenwatch.de im Mai 2024 in Auftrag gegeben hatte, waren weniger Menschen der Meinung dass Parteispenden politischen Einfluss haben. Der Wert lag damals 5 Prozentpunkte unter dem jetzigen Umfrageergebnis. Dieser Anstieg könnte unter anderem auf die Spendenflut seit dem Ampel-Aus zurückzuführen sein: Seitdem sind mehr als 23 Millionen Euro an Großspenden (sichtbar ab 35.000 Euro) an die Parteien geflossen.
Sarah Schönewolf, Sprecherin von abgeordnetenwatch.de, kommentiert: „Parteien müssen dem Gemeinwohl verpflichtet sein - und nicht den finanziellen Interessen weniger Großspender:innen. Allein der Eindruck, politische Entscheidungen seien käuflich, zerstört das Vertrauen in die Politik. Das kann sich keine Demokratie leisten."
Klare Mehrheit für Begrenzung von Parteispenden
61 Prozent der Befragten halten die derzeitigen Regelungen für Parteispenden für unzureichend und fordern eine gesetzliche Obergrenze für Spenden von Privatpersonen. Überdurchschnittlich hoch ist die Zustimmung bei Frauen (66 Prozent). In der politischen Praxis spiegelt sich diese Haltung allerdings kaum wider: Nur zwei Parteien - Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke - fordern in ihren Wahlprogrammen eine Begrenzung von Parteispenden.
„Auch Anhänger:innen von SPD, CDU und BSW wollen mehrheitlich klare Spendenbegrenzungen. Diesen Wunsch müssen die Parteien ernst nehmen und handeln."
70.000 Menschen fordern klare Regeln - Politik muss handeln
abgeordnetenwatch.de setzt sich seit Jahren für eine Begrenzung privater Spenden auf 10.000 Euro pro Jahr und ein Verbot von Unternehmensspenden ein. Eine entsprechende Petition haben mehr als 70.000 Bürger:innen unterzeichnet. Während in 19 EU-Ländern Obergrenzen für Parteispenden gelten, sind diese in Deutschland in unbegrenzter Höhe möglich. Dies begünstigt fragwürdige Spendenzahlungen und stärkt den Einfluss des Lobbyismus durch Konzerne.
Millionenspenden mit zweifelhafter Wirkung
Jüngste Beispiele: Die Kryptowährungsplattform Bitpanda spendete 1,75 Millionen Euro und ließ sich anschließend im Lobbyregister eintragen. Auch die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) spendete seit dem Ampel-Aus sieben Mal insgesamt eine Million Euro an Parteien. Drei der vier höchsten Einzelspenden erhielt 2025 die AfD, darunter Millionenbeträge aus teils undurchsichtigen Quellen sowie erhebliche Wahlkampfhilfen.
Hintergrund: Die repräsentative Umfrage von Forsa im Auftrag von abgeordnetenwatch.de wurde vom 29.01.2025 bis zum 03.02.2025 durchgeführt; die Stichprobe umfasst 1.505 Bürger:innen ab 18 Jahren.