Nebeneinkünfte: Das verdienen die heimischen Bundestagsabgeordneten nebenher

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Hamburg/Berlin, 19. August 2019 – Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages haben in den ersten zwei Jahren der Legislaturperiode meldepflichtige Einkünfte von mindestens 16,5 Millionen Euro erhalten. Das berichtet die Transparenzorganisation abgeordnetenwatch.de, die gemeinsam mit dem SPIEGEL die Selbstauskünfte der Parlamentarier:innen auf der Internetseite des Bundestages ausgewertet hat.

Hier finden Sie eine durchsuchbare Tabelle, in der Sie direkt nach den heimischen MdB suchen können

Die wichtigsten Zahlen in der Übersicht:

- Gesamteinkünfte der Abgeordneten: mindestens 16,5 Millionen Euro seit Beginn der Legislaturperiode

- Abgeordnete mit mindestens einer bezahlten Nebentätigkeit: 202 von 709 MdBs (28,5 Prozent)

- Überdurchschnittlich viele Hinzuverdiener:innen gibt es bei FDP (53 Prozent), CSU (46 Prozent), CDU (32 Prozent)

- Einkünfte aus anonymen Quellen: Bei mindestens 6 Millionen Euro sind die Geldgeber unbekannt und werden von den Abgeordneten nur in anonymisierter Form angegeben („Mandant 1“)

- Liste mit allen Nebeneinkünften der Bundestagsabgeordneten

Laut abgeordnetenwatch.de kassieren manche Abgeordnete zum Teil beträchtliche Summen. So erhielt die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) aus dem Wahlkreis 87 (Aachen I) für einen Verwaltungsratsposten vom Schweizer Pharmahersteller Siegfried Holdling AG in dieser Legislaturperiode mindestens 123.500 Euro. Der frühere Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU, Wahlkreis 225: Traunstein) kommt im selben Zeitraum auf mindestens 318.000 Euro allein aus seiner Nebentätigkeit als „Strategieberater“ – daneben geht er noch weiteren bezahlten Tätigkeiten wie einer Beiratstätigkeit bei der PR Agentur Kekst CNC nach. Der frühere Unions-Fraktionschef Volker Kauder aus Rottweil/Tuttlingen (Wahlkreis 285) bekommt als Berater des Bergbaukonzerns Saxony Minerals & Exploration AG eine monatliche Vergütung zwischen 3.500 und 7.000 Euro.

abgeordnetenwatch.de-Sprecherin Léa Briand fordert Konsequenzen: "Nebentätigkeiten von Politikerinnen und Politikern in der Wirtschaft sind ein Einfallstor für Lobbyismus. Durch die Postenvergabe an Abgeordnete erkaufen sich Unternehmen einen exklusiven Zugang zur Politik. Lobbyjobs in der Wirtschaft müssen endlich verboten werden."

Außerdem kritisiert die Transparenzorganisation, dass in vielen Fällen die Quellen der Nebeneinkünfte unbekannt sind. Freiberufler:innen und Selbständige wie Landwirt:innen oder Anwält:innen können diese hinter Bezeichnungen wie "Kunde", "Vertragspartner" oder "Mandant" verbergen. So gibt beispielsweise der AfD-Abgeordnete und Rechtsanwalt Enrico Komning den „Mandant 30468“ an, von dem er seit 2017 mindestens 600.000 Euro erhalten hat. "Dass unsere Abgeordneten teils beträchtliche Summen aus anonymen Quellen kassieren, ist skandalös. Alle Nebeneinkünfte müssen endlich vollständig auf den Tisch, mitsamt der Geldgeber und Geldgeberinnen," so Léa Briand.

Die Liste der Nebeneinkünfte wird wie in den Vorjahren von Freiberufler:innen und Selbstständigen angeführt:

Sebastian Brehm (CSU, Steuerberater, Wahlkreis 244: Nürnberg-Nord): mindestens 1.383.500 Euro

Hans-Georg von der Marwitz (CDU, Landwirt, Wahlkreis 59: Märkisch-Oderland - Barnim II): mindestens 1.223.500 Euro

Carl-Julius Cronenberg (FDP, Geschäftsführer mehrer Unternehmen, Wahlkreis 147: Hochsauerlandkreis): mindestens 1.106.500 Euro

Albert Stegemann (CDU, Landwirt, Wahlkreis 31: Mittelems): mindestens 1.035.500 Euro

Enrico Komning (AfD, Rechtsanwalt, Wahlkreis 16: Mecklenburgische Seenplatte I - Vorpommern-Greifswald II): mindestens 760.000 Euro

Bei den Beträgen von Freiberufler:innen und Selbständigen handelt es sich um Bruttoumsätze, von denen diese Personal- und Sachkosten bestreiten müssen. Die Nebeneinkünfte sind von daher nur bedingt vergleichbar. Allerdings können sich aus den Geschäftsbeziehungen Interessenkonflikte ergeben. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Abgeordnete im Ausschuss mit einem Gesetzentwurf befasst sind, der ihre Vertragspartner:innen betrifft.

Um geheimen Lobbyismus in die Schranken zu weisen, braucht es aus Sicht von abgeordnetenwatch.de dringend schärfere Transparenzregeln. "Welche Kontakte es zwischen Lobbyakteuren und der Politik gibt, erfährt die Öffentlichkeit so gut wie nie. Deshalb braucht es ein verbindliches und weitreichendes Lobbyregister. Wir fordern die Große Koalition auf, endlich wirksame Maßnahmen zu beschließen," so Briand.

 

Links:

Alle Nebeneinkünfte der Abgeordneten in der Übersicht (am Ende des Artikels)

Rechercheartikel von abgeordnetenwatch.de: Geldgeber unbekannt - Abgeordnete erhalten Millionen aus anonymen Quellen