Fragen und Antworten
Über Matthias Wiedenlübbert
Matthias Wiedenlübbert schreibt über sich selbst:
Als gelernter Krankenpfleger habe ich jahrelang den Alltag und täglichen Kampf im Krankenhaus erlebt. Gegen den Widerstand meiner Vorgesetzten habe ich mich fortgebildet. Als Betriebsrat der Gewerkschaftsliste habe ich mit den KollegInnen für gute Arbeitsbedingungen und eine gute PatientInnenversorgung gestritten. Nach der Krebsdiagnose und dem langen Sterben meiner Frau bei uns Zuhause konnte ich aber nicht mehr ins Krankenhaus zurück. Ich konnte nicht mehr Teil eines Systems sein, in dem Patientenrechte vernachlässigt, gute seelische und medizinische Hilfe nur unter ständiger Hetze und nicht menschengerecht geleistet werden konnte – obwohl sich alle Beteiligten Mühe gaben und geben.
Ich habe eine Weiterbildung zum Lehrer für Pflegeberufe abgeschlossen und war tätig als selbstständiger Veranstaltungstechniker, Briefzusteller für ein privates Unternehmen, Mitarbeiter eines Landtagsabgeordneten, als Baustellensanitäter und einiges mehr.
Seit 2012 arbeite ich als angestellter Busfahrer und fahre urlaubsfreudige, überwiegend jugendliche Gruppen durch Europa. In meinem Betrieb mit flachen Hierarchien – einem ehemaligen Buskollektiv - erhalten alle das gleiche Geld. Egal, ob BusfahrerIn, Bürokraft oder GeschäftsführerIn. Außerdem engagiere ich mich als Ortsbrandmeister in der Freiwilligen Feuerwehr Gedelitz.
Beruflicher Werdegang
1988: Abitur
1988-1991: Zivildienst mit anschließender Beschäftigung im AWO-Altenheim
1990-1991: drei oder vier erfolglose Jura-Semester an der Unversität Bonn (ehrlicherweise habe ich alles gemacht, nur nicht studiert)
1991-1992: wiederholte, erst ehrenamtliche, dann bezahlte Tätigkeit in Rumänien nach Ceauşescus Sturz. Erst für den ASB, dann für Hilfe für Rumänien e.V.
1992-1995: Ausbildung zum Krankenpfleger
1995-2003: Krankenpfleger im Krankenhaus Lüdenscheid, seit 1998 auch ÖTV/verdi-Betriebsrat (zwischenzeitlich auch Handelsvertreter für Sondennahrung/Ernährungspumpen); in diesem Zeitfenster war ich auch Sanitätsunteroffizier der Reserve
2000-2003: unbezahlter Sonderurlaub wegen Erkrankung der Frau und Betreuung der Kinder
2003-2005: Weiterbildung zum Lehrer für Pflegeberufe (diese Tätigkeit habe ich allerdings nie ausgeübt)
2005-2008: Teilzeitmitarbeiter des NRW-MdL Tüttemberg (SPD); diese Tätigkeit habe ich beendet, weil ich seinerzeit nicht mehr wusste, ob ich die Tätigkeit ausschließlich wegen des Geldes oder auch wegen der Inhalte des Abgeordneten/der Partei ausübe.
2008-2012: allerlei Tätigkeiten, um selbstfinanziert leben zu können: Meinungsumfragen, privater Briefzusteller, Veranstaltungstechniker, Handelsvertreter, Baustellensanitäter, Kampagner
seit 2012: glücklicher 3⁄4-Teilzeit-Busfahrer in Europa für Unterwegs-Die reise GmbH
Nov. 2015-März 2016: befristete Tätigkeit als Krankenpfleger in der Notunterkunft Woltersdorf des ASB
Politischer Werdegang
Mit 14 Jahren hat meine politische Sozialisation in der SJD-Die Falken begonnen. Mit 16 Jahren bin ich in die SPD eingetreten und habe dort zunächst bei den Jusos mitgearbeitet. Mit fortschreitendem Alter bin ich, aus meiner damaligen Perspektive folgerichtig, auch in die Gewerkschaft, die AWO, den ACE und den ASB eingetreten. Darüber hinaus habe ich mich stets auch in anderen Vereinen und gesellschaftlichen Bewegungen organisiert und engagiert. Sei es in einem selbstverwalteten Jugendkulturcafé, bei der Gründung eines Mensaverein einer Gesamtschule, der Freiwilligen Feuerwehr, im Betriebsrat, dem Humanistischen Verband NRW oder der Geflüchteten / Flüchtlingshilfe.
Bereits als Jugendlicher war ich für die SPD sachkundiger Bürger im Kulturausschuss der Stadt Troisdorf. In Bergneustadt war ich ebenfalls sachkundiger Bürger (den Ausschuss weiß ich schon garnicht mehr). In Overath war ich dann ordentliches Ratsmitglied und zuletzt Fraktionsgeschäftsführer.
Mit Umzug ins Wendland endet meine aktive Parteiarbeit. Die fehlende kommunale Anbindung an die Partei führte dann 2012 zu meinem Austritt. Bis dahin konnte ich sagen: ich bin in der innerparteilichen Opposition, aber kommunal kann ich etwas bewegen. Das ging dann nicht mehr. Mit Kündigung bei „meinem“ MdL 2008 kündigte sich dieser Prozess bereits an. Auch habe ich mit der gesamten „Vereinsmeierei“ gebrochen und nur die Mitgliedschaften in der SJD-Die Falken und der Gewerkschaft aufrechterhalten.
Im Wendland habe ich mich Gruppen zugewandt, die sich Aktionen Zivilen Ungehorsams verschrieben haben. Sei es gegen Castortransporte oder die Endlagerbaustelle in Gorleben, das AKW in Brokdorf, Nazis in Dresden und Magdeburg, dem GÜZ in Sachsen-Anhalt oder die Atombomben in Büchel. Diese Zeit war sehr intensiv und lehrreich. Besonders die Entscheidungsfindung nach dem Konsensprinzip hat mich nachhaltig beeindruckt. Verändert sich doch deutlich die Kommunikation während der Entscheidungsfindung hin zu einem respektvolleren Umgang miteinander.
Als die Auswüchse unseres Wirtschaftswachstums im Herbst 2015 die Flüchtlinge in nun unübersehbarer Zahl Richtung Europa trieb, wurde auch dies zu einem Handlungsfeld für mich. Mit meinem Zutun wurde der Verein Grenzenlos – People in Motion e.V. gegründet. Im Frühjahr 2016 war ich so vier Wochen bei den Flüchtenden an der griechisch-mazedonischen Grenze, im Frühjahr 2017 für vier Wochen an der serbisch-ungarischen Grenze. Spätestens hier habe ich den Glauben an eine friedliche, solidarische EU verloren. Natürlich nicht, an einem friedlichen, solidarischen Europa!
Und mir wurde klar: für mich gehört zum praktischen, politischen Engagement eine Vision, warum ich etwas im Heute und Jetzt tue. Die Vision von einem Sozialismus ohne Ausbeutung und Unterdrückung, mit der freien Entfaltung eines jeden Einzelnen innerhalb einer solidarischen Gesellschaft.
Deswegen bin ich heute in der Partei DIE LINKE.