Frage an Matthias Wiedenlübbert von Felix K. bezüglich Bildung und Erziehung
Guten Tag Herr Wiedenlübbert,
ich bin Elternteil an einer freien Schule in Niedersachsen und möchte Sie fragen ob, und wenn ja, wie Sie sich für eine gerechtere Finanzierung freier Schulen in Niedersachsen einsetzen werden.
Niedersachsen schließt hier bundesweit mit am schlechtesten ab.
Im voraus vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
F. K.
Sehr geehrter Herr K.,
meine Partei fordert die Stärkung der Gesamtschulen, die
Demokratisierung von Schule und die Überwindung des gegliederten
Schulsystems, ein Ende der Privatisierung von Bildungseinrichtungen und
eine gebührenfreie Bildung. Grundsätzliche finde ich alle diese
Forderungen richtig, möchte sie aber in die heutige Zeit transferieren.
Freie Schulen arbeiten konzeptionell oft in ähnlicher Weise wie
Integrierte Gesamtschulen. In der jetzigen Bildungslandschaft haben sie
von daher ihren Wert. Langfristig würde ich mir wünschen, die Freien
Schulen würden überflüssig, weil sich die Bildungslandschaft so positiv
verändert, dass heutige Träger von freien Schulen ihre Ideale auch im
staatlichen Bildungswesen verwirklichbar sehen können. Das heißt,
solange die Bildungslandschaft nicht umgebaut wird und das gegliederte
Bildungssystem überwunden ist, stehe ich Freien Schulen kritisch positiv
gegenüber.
Kritisch positiv, weil ich nur diejenigen freien Schulen unterstützt
sehen möchte, die einen demokratisch-emanzipatorischen Ansatz haben.
Schulen zur Elitebildung lehne ich ab.
Meine Frau und ich haben seinerzeit in NRW ihre Kinder (meine
Stiefkinder) bewusst auf eine Gesamtschule geschickt. Wir haben uns
aktiv als Eltern beteiligt und haben erlebt, wie gut und förderlich
dieses Schulsystem funktioniert. Im Wendland habe ich beobachten können,
wie die Tochter meiner Freundin (und deren KlassenkameradInnen) an einer
freien Schule groß geworden ist (sind). Auch hier war ich begeistert.
Und wünschte mir, Teile der Freien-Schulen-Bildungs- und
Erziehungsarbeit würde in staatliche Schulen übernommen.
Eine gebührenfreie Bildung würde bedeuten, dass auch freie Schulen
staatlicherseits so finanziert werden, dass diese keine Elternbeiträge
erheben müssen. Langfristig lehne ich das als Forderung ab. In der
heutigen Zeit mit dem derzeitigen Bildungswesen kann ich mich allerdings
hinter diese Forderung stellen. Unter dem Vorbehalt, dass es sich um ein
demokratisch-emanzipatorischen Schulmodell handelt und nicht um
Elitenbildung.
Wie die niedersächsischen Gesetzgebung diesbezüglich geändert werden
müsste, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Dafür bin ich zu wenig
Spezialist. Auch den von Ihnen gemachten Vergleich mit anderen
Bundesländer kann ich zur Zeit nur ungeprüft zur Kenntnis nehmen. Auf
Grundlage meiner bisher gemachten Aussagen würde ich allerdings sagen,
dass Niedersachsen bei der Unterstützung demokratisch-emanzipatorischen
Schulmodelle im Ländervergleich nicht mit am schlechtesten abschneiden
sollte.
Ich lade Sie ein, mich im Falle meines Einzugs in den Landtag erneut
anzusprechen, aufdass ich dann meinen hier gemachten, grundsätzlichen
Aussagen, Taten folgen lasse.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Wiedenlübbert