Kurz notiert
Volocopter

Diese Investoren stecken hinter der Flugtaxi-Firma, die Millionen aus Steuermitteln erhalten soll

Verkehrsminister Volker Wissing will zusammen mit dem Freistaat Bayern 150 Mio. Euro in das Flugtaxi-Unternehmen Volocopter stecken – trotz Warnungen und strengen Sparmaßnahmen im Ministerium. Ein Blick ins Handelsregister zeigt, welche namhaften Großkonzerne in das Startup aus Bruchsal investiert haben.

von Redaktion abgeordnetenwatch.de, 03.04.2024

Laut der Gesellschafterliste halten zahlreiche internationale Großkonzerne Anteile an der Volocopter GmbH aus Bruchsal. Unter ihnen befinden sich

  • die saudi-arabische Projektgesellschaft NEOM Company mit dem Vorstandsvorsitzenden Kronprinz Mohammed Bin Salman (10,11 Prozent der Anteile)
  • die Mercedes-Benz Group AG (5,4 Prozent)
  • die angeschlagenen Bahn-Tochter Schenker AG (5,33 Prozent)
  • der Chip-Hersteller Intel (insgesamt 4,92 Prozent)
  • die Vermögensverwaltungsgesellschaft BlackRock (insg. 3,4 Prozent)
  • der Tech-Konzern Microsoft (0,43 Prozent)

Dazu kommen private Investoren wie Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche (0,98 Prozent), der auch dem Aufsichtsrat von Volocopter angehört, sowie mehrere in Steuerparadiesen wie den British Virgin Islands, Cayman Islands und den Bermudas ansässige Kapitalgeber.

Trotz der potenten Investoren aus der freien Wirtschaft benötigt Volocopter weiteres Geld. Wie der SPIEGEL berichtet, will Bundesverkehrsminister Volker Wissing die Volocopter GmbH mit 150 Mio. Euro aus Steuermitteln fördern. An der Förderung beteiligt sich demnach neben dem Bund auch der Freistaat Bayern.

Bedenken von PwC und der Landesregierung Baden-Württemberg

An Warnungen mangelt es nicht. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC soll dem Magazin zufolge intern deutlich davor gewarnt haben, dem Unternehmen derart viel Geld zu zahlen. Bedenken hatte auch das Land Baden-Württemberg. Die Landesregierung verweigerte dem Flugtaxi-Startup vergangenes Jahr eine Bürgschaft über 300 Millionen Euro – das Risiko sei zu hoch.

Das Flugtaxi-Startup räumt selbst ein, sich in einem "extrem herausfordernden Investitionsumfeld" zu befinden. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren Verluste in Millionen-Höhe angehäuft, wie aus Geschäftszahlen hervorgeht. Gleichzeitig erhielt der Konzern bereits umfassende Förderungen aus Steuermitteln.

Dass Verkehrsminister Wissing eine Millionen-Summe aus seinem Budget für die Flugtaxi-Förderung aufwenden will, ist erstaunlich: Sein Ministerium muss sparen. 2025 hat Wissing voraussichtlich 5 Mrd. Euro weniger zur Verfügung als bisher.

Lobbygespräche mit Abgeordneten und Minister:innen

Im Lobbyregister des Bundestags gibt Volocopter an, "Urban Air Mobility" als wichtiges industrie- und verkehrspolitisches Segment etablieren zu wollen. Dazu führe man Gespräche mit Abgeordneten und Minister:innen. 

Das Flugtaxi-Startup will nach eigenen Angaben "Urban Air Mobility (UAM) in die Megastädte dieser Welt" bringen und "die Lebensqualität der Menschen in Städten mit einer ganz neuen Art der Mobilität verbessern".
 
Flugtaxis bieten Platz für zwei Personen: Pilot:in und Passagier:in.

Vorkommende Politiker:innen

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