Frage an Yashar Givili von Benjamin H. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Givili,
1. Was würden Sie für den Verkehr tun, um mehr Lebensqualität für alle Menschen zu erreichen?
2. Wie stehen Sie zu Grünflächen, Umwelt- und Naturschutz in einer wachsenden Stadt?
3. Welches Projekt im Bereich Bildung/Kultur liegt Ihnen besonders am Herzen?
Vielen Dank für Ihre Antworten und freundliche Grüße
B. H.
Sehr geehrter Herr H.,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Grünfläche/Umwelt:
Das Thema Umwelt liegt mir am Herzen, denn ich bin selbst im Iran in einer sehr grünen Stadt aufgewachsen.
Ich möchte, dass unsere Kinder und die Generationen danach in einer lebenswerten grünen Stadt aufwachsen. In einer Stadt, in der es genug Grünflächen gibt, um sich zu erholen, damit die Großstadtkinder im Grünen spielen können. Grünflächen machen die Stadt wirklich lebenswerter und die Menschen fröhlicher.
Es darf nur so viel in die Umwelt eingegriffen werden wie es nötig ist. Wir als Menschen tragen eine unheimlich große Verantwortung gegenüber die Natur und gegenüber nachkommende Generationen, daher soll jeder Eingriff zwei mal überlegt werden, und die mildesten Mittel angewendet werden.
Ich finde die Idee interessant, wenn z.B. irgendwo ein Baum gefällt wird, weil es eben die letzte Alternative ist, dafür aber woanders in der Stadt ein neuer Baum eingepflanzt wird.
Klar, wir brauchen in unserer Metropole mehr Wohnungen. Aber es darf nicht um jeden Preis Wohnungen gebaut werden, wenn z.B. dafür große Grünflächen wegfallen. Viel mehr müssen die Leerstände in Hamburgs Wohnungen besser kontrolliert und sanktioniert werden. Es darf nicht sein, dass auf der einen Seite Wohnungen leer bleiben, und auf der anderen Seite Menschen in Wohnungsnot sind. Zudem dauern die Genehmigungsverfahren für Wohnungsbauvorhaben noch immer zu lang. Das müssen wir ändern.
Verkehr:
Mobilität bedeutet für Menschen Freiheit. Die Verkehrsinfrastruktur soll für alle Beteiligten gut genug ausgebaut sein: für Radfahrer, Autofahrer und Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel.
Dabei muss eine Balance herrschen. Es darf nicht z.B. einseitig gegen Autofahrer vorgegangen werden, um Autos aus einem Stadtteil weg zu haben wie z.B. in der HafenCity. Dort stehen überall in Nebenstraßen am Rand der Straße Poller, um Parken zu erschweren. Folge ist, dass Menschen mitten auf der Straße halten und parken, obwohl es verboten ist. Nicht selten muss man dort Slalom fahren.
Zudem soll P+R (Park and Ride) ausgebaut werden und wieder kostenfrei gemacht werden, damit Menschen weiterhin öffentliche Verkehrsmittel benutzen, auch wenn sie ein Auto haben.
Ziel der Verkehrspolitik darf nicht sein, Menschen zu erziehen, ohne Auto zu leben, denn gerade ältere Menschen haben mit einem Auto eine so hohe Mobilität, die sie sonst nicht haben könnten.
Es ist mir wichtig, dass es überall nach Möglichkeit markierte Radwege gibt. Zudem sollen Radfahrer möglichst auf markierten Wege auf dem Bürgersteig am Rand bleiben, falls es genug Platz gibt. Da ist es einfach am sichersten für Radfahrer.
Falls es keinen Platz geben sollte, muss es auf der Straße am Rand markierte Fahrradwege geben, die wiederum an kritischen Stellen wie Kreuzungen und unübersichtliche Stellen farblich anders aussehen.
Zudem sollen öffentliche Verkehrsmitteln weiter ausgebaut werden. Wir haben in Hamburg noch einige Orte, die schlecht zu erreichen sind bzw. wo Bürger beispielsweise keine S-Bahn oder U-Bahn Anbindung haben. Wenn wir mehr öffentliche Verkehrsmittel ausbauen, dann erhöhen wie die Mobilität der Menschen mit einem geringeren Einkommen und wir erhöhen den Anreiz einmal das Auto stehen zu lassen.
Sharing Projekte, also dort, wo man Autos oder Fahrräder teilt, finde ich sehr gut. Stadtrad Stationen haben wir jedoch noch nicht genug. Da ist es auch wiederum wichtig, solche Projekte weiter voranzubringen.
Wie bereits genannt muss eine Balance herrschen, damit es Möglichkeit für alle Menschen gibt, von A nach B zu kommen, denn Mobilität bedeutet Freiheit.
Kultur/Bildung:
Persönlich habe ich Erfahrung mit der Jungen Akademie der Handelskammer Hamburg. Ich war zwei Jahre lang Teilnehmer eines Projekts, bei dem Schüler aus ganz Hamburg jeden zweiten Samstag Unterricht über die Wirtschaft bekommen haben. Es geht bei ben Projekten darum, dass interessierte junge Menschen die Wirtschaft verstehen, verstehen wie ein Unternehmer handelt.
Dabei ist es sehr spannend, dass die Dozenten aus der Wirtschaft kommen. Anwählte, Unternehmensberater, Unternehmer erzählen aus der Praxis.
Dieses Projekt wird momentan von rund 30 Unternehmen finanziell unterstützt, damit der Eigenbeitrag der Teilnehmer gering bleibt. Zudem werden Stipendien verteilt, damit soziale Benachteiligung nicht stattfindet. Alle Unterrichtseinheiten finden in den Räumlichkeiten der Handelskammer statt und die Leitung und Organisation liegt auch bei der Handelskammer, die das Projekt gestartet hat.
Am Ende gibt es Prüfungen und ein Zertifikat.
Das ist echt ein tolles Projekt, weil junge Menschen, die sich speziell für das Thema Wirtschaft interessieren, die Möglichkeit bekommen, ihren Wissensdurst zu stillen ohne dabei den Steuerzahler zu belastet.
Das Projekt liegt mir sehr am Herzen, weil es ein Beispiel dafür ist, wie wir unserer Jung fördern können und gleichzeitig die Wirtschaft stärken können.
Wenn Sie weitere Fragen haben können Sie die mir gerne jederzeit stellen.
Herzliche Grüße
Ihr Yashar Givili