Frage an Wolfgang Tiefensee von Martin H. bezüglich Jugend
Werter Herr Tiefensee,
mit Freude nehm ich zur Kenntnis das Sie selbst vier Kinder haben und frage mich wie stehen sie zur gesamtgesellschaftlichen demographischen Entwicklung.
Wo sehen Sie die Ursachen dieser Entwicklung?
Gibt es in der SPD Bestrebungen daran etwas zu ändern oder hat man sich mit dem verwalten der Folgen des demographischen Wandels abgefunden?
Wird die SPD auch die Förderung junger Paare zur Familiengründung mit einbringen.
Auch das Bewußtsein der Rolle der Frau als Mutter in der Öffentlichkeit positiv darstellen und nicht nur als fehlende Arbeitskraft betrachten.
Sicherlich gehören diese Fragen nicht zum politischen Alltag oder gar zum Wahlkampf und dennoch sind es die Fragen mit der höchsten Priorität, oder nicht?
Eine ehrliche öffentliche Antwort bei Abgeodnetenwatch würde ich sehr zu schätzen wissen.
mit freundlichen Grüßen
Martin Hausburg
Sehr geehrter Herr Hausburg,
die demographische Entwicklung hat viele unterschiedliche Ursachen. Sie reichen von geänderten Lebensgewohnheiten, über die Auswirkungen der Einführung der "Pille" bis hin zu Krisenängsten von jungen Menschen mit Kinderwunsch.
Menschen, die nicht geboren wurden, werden in Zukunft auch keine Kinder haben. Deshalb lassen sich die demografischen Auswirkungen kurzfristig nicht spürbar beeinflussen. Die SPD legt deshalb einen politischen Schwerpunkt auf die Bewältigung der Folgen des Demografischen Wandels.
(Demographische) Veränderungen bieten auch Chancen – für bessere Berufsperspektiven der jungen Generation, für mehr aktive Teilhabe Älterer am gesellschaftlichen Leben, für einen langen dritten Lebensabschnitt mit guter Lebensqualität bis ins hohe Alter, für eine neue Partnerschaftlichkeit der Geschlechter und ein neues Miteinander der Generationen.
Wir wollen die Herausforderungen anpacken und die Chancen für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft nutzen. Dazu gehört auch, eingefahrene Wege zu verlassen und zukunftsfähige Lösungen für ein neues gesellschaftliches Miteinander zu finden. Kurz: Es kommt darauf an, den demografischen Wandel aktiv zu gestalten. Die SPD macht sich auch dafür stark, wieder mehr junge Menschen für ein Zusammenleben mit Kindern zu begeistern.
Wir möchten, dass junge Leute sich ihre Kinderwünsche erfüllen, sich trauen, „JA“ zum Kind zu sagen. Hier setzt unsere Familienpolitik an. Wir wollen für Familien bessere Rahmenbedingungen schaffen. Der Siebte Familienbericht hat gezeigt, dass Familien einen Dreiklang aus Zeit, Geld und Infrastruktur brauchen. In Deutschland gibt es bei allen drei Erfordernissen – trotz Fortschritten in den letzten Jahren – nach wie vor Mängel.
Wir wollen mehr Zeit für Familien schaffen, indem wir Eltern besser dabei unterstützen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Neben einer besseren Infrastruktur ist eine familienfreundliche Arbeitswelt und mehr Zeitsouveränität für Eltern notwendig. Die SPD will stufenweise ein bedarfsdeckendes Angebot an Ganztagskitas und Ganztagsschulen verwirklichen, die Qualität der Angebote verbessern und schrittweise den Kitabesuch gebührenfrei anbieten.
Außerdem wollen wir das Arbeitsrecht verbessern, damit die Arbeitswelt familienfreundlicher wird. Wir schlagen das Modell einer Familienarbeitszeit vor, das es Eltern erlauben soll, ihre Arbeitszeit zeitlich befristet partnerschaftlich zu reduzieren. Wir wollen im Teilzeit- und Befristungsgesetz für Eltern und pflegende Angehörige den Rechtsanspruch auf Reduzierung der Arbeitszeit um ein Rückkehrrecht zur alten Arbeitszeit ergänzen.
Gute Arbeit ist für die meisten jungen Menschen eine entscheidende Voraussetzung, um sich für ein Kind zu entscheiden. Wir brauchen mehr unbefristete, gut entlohnte und sozial abgesicherte Arbeit. Ein gesetzlicher Mindestlohn sowie gleicher Lohn für gleiche Arbeit müssen endlich durchgesetzt werden, damit Familien ein existenzsicherndes Einkommen haben. Und wir wollen den Familienleistungsausgleich gerecht umgestalten und Familien mit geringem Einkommen mit einem einkommensabhängigen Kindergeld besser fördern.
Die SPD will die Partnerschaftlichkeit beim Elterngeld stärken. Beispielsweise können Mütter und Väter heute nur sieben Monate lang gleichzeitig Teilzeit arbeiten und Elterngeld beziehen. Wir wollen, dass sie künftig 14 Monate lang Elterngeld beziehen können. Zudem wollen wir das Basiselterngeld für Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld II wieder anrechnungsfrei stellen. Die schwarz-gelbe Elterngeldreform hat hier zur einer deutlichen Kürzung geführt.
Die gesellschaftliche Anerkennung von Familien liegt uns besonders am Herzen. Dafür werden wir uns auch in Zukunft einsetzen. Frauen wünschen sich mehrheitlich, genauso wie Männer, Kinder zu haben und ihren Weg im Beruf zu machen. Wir wollen eine Gesellschaft erreichen, in der Frauen und Männer die gleichen Chancen haben und ihre Lebensvorstellungen verwirklichen können.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Tiefensee