Frage an Wolfgang Gerstenhöfer von Dietmar W. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Gerstenhöfer,
da Sie die Bildungspolitik als einen Ihrer Interessenschwerpunkte bezeichnen, möchte ich gerne von Ihnen eine Aussage, ob die Piraten bzw. Sie in Persona den vor kurzem verabschiedeten Bildungskompromiss mittragen oder ob Sie konkreten Änderungsbedarf sehen.
Wie positionieren sich die Piraten zu einer bundeseinheitichen Bildungspolitik, um insbesondere der heute geforderten hohen beruflichen Mobilität gerecht zu werden ?
Gibt es Ansätze die Informatikausbildung zu stärken, die in NRW im Vergleich zu Bayern oder Sachsen deutlich unterrepräsentiert ist?
Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Dietmar Wippig
Sehr geehrter Herr Wippig,
vielen Dank für Ihre Frage, Ihr Interesse und vor allem für Ihre Geduld. Bitte sehen Sie es mir nach, daß ich mich erst heute bei Ihnen melde.
Zur Zeit liest man auf Plakaten der SPD vom Schulfrieden. Ich kann leider keinen Schulfrieden erkennen.
Wir müssen nach meiner Überzeugung als Vater von zwei schulpflichtigen Töchtern, ehemaliger Schüler und als aktives Mitglied einer Schulpflegschaft endlich weniger über Schulformen reden, sondern uns mit den Inhalten und den Methoden befassen.
Mein Ziel ist es, das Zufallsprinzip in unserem Erziehungs- und Bildungswesen so weit wie möglich zu minimieren. Heute ist der Bildungserfolg von vielen Zufällen abhängig. Welche Eltern hat ein Kind, welche Kindertageseinrichtung und Schule wird ausgewählt, welche Lehrer und welche Mitschüler hat der Schüler?
Das Kind mit dem Lehrer A hat die A-Karte gezogen, das Kind mit dem Lehrer B hat Erfolg. Das darf nicht (länger) sein.
Bildung kostet Geld. Keine bzw. eine schlechte Bildung ist zu teuer, können wir uns nicht leisten. Eine gute Bildungspolitik ist für mich auch die beste Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Die Aus- und insbesondere auch die regelmäßige Weiterbildung der Lehrer muss optimiert, muss stärker praxisorientiert werden. Wir brauchen keine "Fachidioten"; wir brauchen Pädagogen, die wissen, wie man Kinder zum Lernen motiviert und wie man ihnen Wissen vermittelt. Nach dem "Best-practice-Prinzip" müssen die Lehr- und Lernmethoden immer wieder auf den Prüfstand gestellt und angepaßt/verbessert werden.
Wir brauchen deutlich kleinere Klassen und mehr Lehrer, die von Sozialpädagogen unterstützt werden.
Und noch etwas: Jede Schulreform bedarf einer sehr breiten Akzeptanz bei Schülern, Eltern und auch Lehrern. Alle Betroffenen gehören ins Boot. Es darf nicht um ideologische Entscheidungen gehen, sondern um konsensfähige pragmatische und wissenschaftlich gestützte Lösungen.
Die sehe ich bei dem sogenannten Bildungskompromiß nicht.
Die Piraten sehen Bildung in der Zuständigkeit des Bundes. Dafür werden sie sich einsetzen.
Eine Stärkung vor allem der sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) halte ich für unabdingbar. Das gehört für mich zu meinem Ziel, sich intensiv mit Inhalten und Methoden zu befassen.
Wer sich über PISA-Studien und wie sie alle heißen wundert, der ist entweder taub und blind - möglicherweise aus ideologischen Gründen - oder war noch nie in einer Schule und auch noch nie in einem Ausbildungsbetrieb.
Ich hoffe, Ihre Fragen damit beantwortet zu haben. Für weitere Fragen und nähere Einzelheiten stehe ich Ihnen sehr gern zur Verfügung - auch telefonisch.
Mit freundlich-piratigen Grüßen
Ihr Wolfgang Gerstenhöfer
https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Wolfgang_Gerstenh%C3%B6fer