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Wiebke Esdar
SPD
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Frage von Johanna W. •

Frage an Wiebke Esdar von Johanna W. bezüglich Soziale Sicherung

Laut FAZ haben wir jedes Jahr in Deutschland mehr Abwanderung als Zuwanderung. Die Personen, die abwandern sind zum großen Teil hochqualifiziert.

Studierten Informatiker bzw. Informatikerinnen zum Beispiel bleibt häufig nichts anderes übrig, als in die USA oder nach Skandinavien bzw. Großbritannien auszuwandern, weil sie hier keine angemessen Ingenieurjobs finden, sondern immer nur als Handwerker, Programmierer oder Administrator, missbraucht werden. Beide Berufe, Programmierer und Administrator bedürfen kein Studium, sondern sind Ausbildungsberufe: Fachinformatiker Anwendungsentwicklung bzw. Systemintegretation. Studierte Informatiker sind mit Ingenieuren gleich zu setzen. Ein Ingenieur für Versorgungstechnik oder Elektrotechnik verlegt auch keine Rohrleitungen oder Kabel, dass machen Gas-Wasser-Installateure und Elektriker.

Ein weiteres Beispiel sind Ärzte. Sie wandern aus, weil die Arbeitsbedingungen in Deutschland katastrophal sind.

Was werden Sie gegen den hohen Abwanderstrom unternehmen?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau W.,

herzlichen Dank für Ihre interessante Anfrage. Zunächst einmal möchte ich feststellen, dass Nordrhein-Westfalen, speziell die Region OWL eine der höchsten Bindungsquoten von Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen im ganzen Bundesgebiet hat. Darauf kann und wird sich niemand ausruhen, aber das ist ein wichtiger Verdienst der hiesigen Städte und Kommunen, der Hochschulen und der Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik der letzten Jahre. Sie haben vollkommen Recht, die Frage, wie wir gut ausgebildete junge Menschen noch stärker an die Region binden und hier auch die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, die zum einen gefragt sind und zudem zukunftsweisende Branchen bedeuten, all das sind auch aus meiner Sicht zentrale Fragen. Teilweise kann die Politik einige Probleme nicht lösen, sonst müsste sie sehr stark in Markt und Wirtschaft eingreifen. Aber Politik kann ein Stück weit steuern und Anreize setzen.
Wichtigster Baustein insgesamt wird es sein, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dafür brauchen wir starke Gewerkschaften und entsprechend Rahmenbedingungen, gerade im Gesundheitssystem müssen bessere Personalschlüssel zur Verfügung gestellt werden.
Außerdem wir die die Attraktivität der Arbeitsplätze von Ingenieuren und anderen Akademikern auch davon abhängen, dass wir den Fachkräftemangel im Handwerk und in den dazugehörigen Ausbildungsberufen verringern, den es werden alle Berufsgruppen gebraucht.

Darüber hinaus ist aus meiner Sicht der Spruch „Think global, act local“ in diesem Falle sehr treffend. Was bedeutet das für meine Politik für Bielefeld und OWL?

- It´s OWL ist ein vorbildliches Projekt im Bereich Digitalisierung, wir müssen es fortführen und stärken. Das führt zu mehr wirtschaftlicher Prosperität, zu mehr Innovationen und zu mehr spannenderen Berufen und Stellen gerade im Bereich der Informatik.
- Wir müssen die (außeruniversitäre) Forschung stärken. Dafür werde ich mich stark machen, denn auch das bedeutet Innovationen, Zukunftsfähigkeit und interessante Jobs. Beispielsweise sind in NRW derzeit rund 1000 Forscherinnen und Forscher im Bereich IT-Sicherheit beschäftigt. Dabei sind viele hochrangige Informatikstellen.
- Wir müssen die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft vorantreiben. Dadurch fördern wir Innovationen bei den Unternehmen. Wir schaffen einen Fokus bei den Hochschulen für die Bedürfnisse von Studierenden und Unternehmen bei der Ausbildung. Und wir schaffen eine Vermittlung und ein Netzwerk zwischen Unternehmen und Bewerberinnen und Bewerbern von Hochschulen.
- Wir müssen Gründungen vereinfachen. Ausgründungen aus Hochschulen für Studierende müssen vereinfacht werden. Wir brauchen mehr Raum, mehr Beratung und mehr Seed-Kapital für Gründungen aus Hochschulen und darüber hinaus.
- Wir müssen Lehrinhalte und Studiengänge anpassen. Oft passen Studieninhalt und Jobanforderungen nicht zusammen. Ich bin übrigens auch nicht der Meinung, dass dies immer so sein sollte, denn ein Studium ist ja mehr als eine reine Ausbildung für einen speziellen Beruf. Aber es muss auch immer die Möglichkeit geben stark nachgefragte Fachkräfte gut auszubilden. Ein Beispiel dafür ist die FH Bielefeld, wo wir am Standort Gütersloh neue Studiengänge einrichten, die speziell gefragt sind. Hier hat die Wissenschaftspolitik der SPD sich im Besonderen eingesetzt.

Dies sind nur einige Gedanken, aber ich hoffe Sie erkennen, dass mir dieses Thema durchaus am Herzen liegt. Gerne nehme ich auch Ideen und Anregungen dazu von Ihnen auf.

Herzliche Grüße

Wiebke Esdar

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