Frage an Werner Roleff von roland t. bezüglich Umwelt
Wie lösen sie das Dilemma, dass Kinder zum qualitativen Wachstum gehören gleichzeitig aber Bevölkerungswachstum zu steigendem Ressourcenverbrauch führt. (Mitbedacht, dass bei uns vorübergehend durch Konsumminimierung eine Stagnation zu erreichen wäre.) Wenn einmal ein Konsumminimum oder besser gesagt ein Ressourcen-verbrauchsminimum erreicht ist, führt jeder zusätzliche Kopf zum Bedarf an mehr Nahrung, Heizung, Wasser, Frischluft, Holz, Papier und ideellen Werten wie Zuwendung !!!
Das ignorieren die christlichen Kirchen und die Hauptströme des Islam sträflich. Wäre ein nachhaltiges langsames Gesundschrumpfen auch der Weltbevölkerung geboten?
Sehr geehrter Herr Tacke,
"Die Würde des Menschen ist unantastbar." (Grundgesetz Artikel 1)
Aufgrund dieser zentralen Aussage und aufgrund meines christlichen Glaubens weise ich Ihre Argumentation in wesentlichen Punkten zurück. Ihre "Diagnose" halte ich für einen Irrtum, die Position der christlichen Kirchen wird falsch dargestellt und die vermeintliche Lösung ("Gesundschrumpfen") widerspricht der Menschenwürde und einem Handeln in Freiheit und Verantwortung.
1. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass die Erde auch heute schon mehr als genug Nahrungsmittel für alle Menschen hat (und es gibt noch viel mehr Ressourcen). Daher ist es ein Skandal, wenn täglich Tausende Menschen allein an Hunger sterben. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Industrienationen, wo die Entwicklungshilfe stagniert oder abnimmt und Lebensmittel sogar vernichtet werden.
2. Die christlichen Kirchen sind - mit vielen anderen NGO´s - führend in der Entwicklungshilfe und leisten an vielen Orten weltweit kompetente und anerkannte Hilfe zur Selbsthilfe, die wirklich einer nachhaltigen Entwicklung dient. Dies geschieht auch in ökologischer Hinsicht (z.B. Solarprojekte in Indien, Afrika etc.).Es wäre unfair, wollte man der Katholischen Kirche eine Ignoranz gegenüber diesen Herausforderungen unterstellen. Wie schon Papst Johannes Paul II. weist auch Benedikt XVI. immer wieder eindringlich darauf hin, welche Ungerechtigkeiten herrschen, wo es "strukturelle Sünden" gibt (z.B. in den Wirtschaftsbeziehungen), wie eine echte Partnerschaft der Länder und Nationen "auf Augenhöhe" aussehen müsste. Außerdem plädiert gerade die Katholische Kirche für eine "verantwortungsvolle Elternschaft" (was auch die Verantwortung für die Kinderzahl mit einschließt).
3. Ich finde es gefährlich, von einem "Gesundschrumpfen" der Weltbevölkerung zu sprechen. Verrät dieser Sprachgebrauch eine technisch-materialistische (oder darwinistische?!) Sichtweise? Jedenfalls widerspricht solches Reden der Menschenwürde. Geht es doch nicht um "zusätzliche Köpfe", sondern um MENSCHEN. Es geht um Menschen, die in Würde, Freiheit, Verantwortung leben wollen und sollen. Es geht um Menschen, die mit Herausforderungen so umgehen, dass die Menschenwürde gewahrt wird und gleichzeitig kreative Lösungen gefunden werden, die allen Menschen und der gesamten Umwelt dienen.
Ich hoffe, mit diesen Gedanken einige notwendige und hilfreiche An-stösse geben zu können.
Werner Roleff