Frage an Werner Böhler von Friedhelm B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo:
Meine Frage ist. Wie stehen sie zur Rente mit 67.Ich bin von Beruf Maurer sollen wir noch
mit 67 Jahren auf Gerüste und Dächern usw.arbeiten.
Gruß:Friedhelm
2 Vorsitzender SPD OV.Nieheim
Lieber Friedhelm,
vielen Dank für Deine Anfrage, die ich gern beantworte.
Sicherlich gehört die Rente mit 67 zu den unpopulärsten Maßnahmen, die die SPD in den letzten Jahren mitgetragen hat. Auch wenn sich meine und Deine Partei damit bei den Wählerinnen und Wählern viele Feinde und nur wenig Freunde gemacht hat, war es vom Grundsatz her eine notwendige Entscheidung.
Wie Du weißt, ist die finanzielle Situation der Sozialversicherung seit langem angespannt. Im Hinblick auf die Rentenkasse ist die Situation besonders schwierig. Das hängt vor allem mit dem demografischen Wandel zusammen. Die Menschen werden im Durchschnitt – erfreulicherweise – immer älter und können somit auch deutlich länger Rente beziehen. Gleichzeitig starten die jungen Erwachsenen deutlich später in ihr Berufsleben – und zahlen somit kürzere Zeit in die Rentenkasse ein, als dies vor einigen Jahrzehnten noch der Fall war. Rückläufige Geburtenzahlen tragen zudem dazu bei, dass die Zahl der Beitragszahler immer geringer wird. Um die staatliche Rente bei diesen Rahmenbedingungen dauerhaft finanziell auf sichere Beine zu gestalten, wurde die Rente mit 67 eingeführt.
Schauen wir uns das tatsächliche durchschnittliche Renteneintrittsalter, also das Alter, mit dem die Menschen ihren Arbeitsplatz verlassen und ins Rentnerleben wechseln, in Deutschland im Vergleich mit den anderen Ländern der Europäischen Union an, fällt auf, dass wir in Deutschland vergleichsweise früh unsere Arbeit „an den Nagel hängen“. In Deutschland hat sich eine wenig begrüßenswerte Entwicklung eingeschlichen: Ältere Arbeitnehmer werden häufig als „altes Eisen“ abgestempelt, ihr wahrer Wert für die Unternehmen, basierend auf ihren langjährigen Erfahrungen, wird oftmals nicht erkannt. Das spätere Renteneintrittsdatum kann dazu beitragen, dass ältere Arbeitnehmer nicht so schnell aufs Abstellgleis geschoben werden, sondern länger aktiv im Unternehmen bleiben.
Zur Wahrheit zur Rente mit 67 gehört auch, dass sie nicht auf einen Schlag umgesetzt wird, sondern dass das Renteneintrittsalter – bezogen auf den Geburtsjahrgang – Stück für Stück angehoben wird. Der Jahrgang 1964 – mein eigener Jahrgang – ist der erste, für den die Rente mit 67 voll gilt.
Fazit: Meiner Meinung nach ist die Rente mit 67 aufgrund der geschilderten Sachzwängen grundsätzlich keine falsche Entscheidung!
Sicher gibt es aber sehr anstrengende Berufe – und der Beruf des Maurers gehört ohne Zweifel dazu – bei denen man es sich nur sehr schwer vorstellen kann, dass wirklich jemand bis 67 Jahre arbeitet. Ich halte es aber grundsätzlich für problematisch, für bestimmte Berufe Sonderregelungen einzuführen. Wo soll die Grenze gezogen werden? Soll der Maurer mit 65 in Rente gehen, die Krankenschwester, die in der Intensivpflege tätig ist, aber erst mit 67 Jahren?
Die SPD fordert vielmehr ganz allgemein flexible Übergänge von der Arbeit in die Rente: durch geförderte Altersteilzeit, durch die Möglichkeit einer Teilrente (bei gleichzeitiger Teilzeitarbeit) ab dem 60. Lebensjahr und die Möglichkeit, durch zusätzliche Rentenbeiträge (z.B. als Gegenstand von Tarifverträgen) früher abschlagsfrei in Rente gehen zu können. Dies sind meiner Meinung nach die richtigen Ansätze.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Böhler