Frage an Vural Öger von Jan D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Öger,
bitte teilen Sie uns Ihren Standpunkt zum Völkermord an den Armeniern mit.
Erkennen Sie die geschichtliche Wahrheit diesbezüglich an, oder teilen Sie die gängige Meinuung in der Türkei, dies sei erfunden durch die Armenierdiaspora im Ausland?
Meinen Sie nicht auch, dass die Türkei sich endlich den Tatsachen stellen und volle Verantwortung übernehmen muss für seine Taten (als Nachfolgestaat des osmanischen Reiches)?
Jan Demir
für JUNGE ARMENIER, die Jugendorganisation des ZAD (Zentralrat der ARmenier in Deutschland e.V.)
Sehr geehrter Herr Demir,
Was ist denn Ihre geschichtliche Wahrheit diesbezüglich"? Wie kommen Sie wohl darauf, dass ich eine gängige Meinung in der Türkei" teile ? ich bin deutscher Staatsbürger. Warum wollen Sie mich in die kleine, enge Ecke derer treiben oder stellen, die behaupten, Massaker an den Armeniern seien eine Erfindung der Armenierdiaspora? Ich habe das nie behauptet. Warum unterstellen Sie mir das?
Seine Taten der Türkei gibt es nicht grammatisch, sondern allenfalls ihre? welche Tatsachen meinen Sie denn? Ich würde mich davor hüten, aus einem deprimierenden Kapitel der Geschichte eine Aktion der Rechthaberei und Zurechtweisung basteln zu wollen. Ich schicke Ihnen die von mir herausgegebene Presserklärung vom 19.5.05 mit.
Mit freundlichen Grüßen
Vural Öger MdEP
Presseerklärung Vural Öger, Abgeordneter im Europaparlament
Der Fall Armenien bedarf besonnener Vernunft
Von der Türkei wird jetzt vielseitig verlangt, daß sie den ?Völkermord" an Armeniern in der Zeit des Osmanischen Reiches anerkennt. Was sich damals vor allem in den östlichen Regionen der Türkei ereignete, kann niemandes Billigung finden. Es muß gleichwohl im historischen Kontext gesehen werden, und nicht alle Fragen sind schon beantwortet. Es ist auf jeden Fall an der Zeit, das Thema gründlich und seriös anzugehen. Dabei bitte ich, die folgenden Punkte zu beachten:
Alle Parteien im Parlament der Türkei haben unterstützt, daß die Regierung unter Ministerpräsident Erdogan eine mit türkischen und mit armenischen Historikern besetzte Kommission vorgeschlagen hat, die unabhängig die fraglichen Vorfälle untersucht. Dafür sollen die Nationalarchive in Armenien und einer Reihe anderer Staaten geöffnet werden, was die Türkei schon getan hat, und es soll ferner eine unabhängige Organisation wie die UNESCO die wissenschaftliche Korrektheit der Untersuchungsergebnisse überprüfen. Das halte ich für einen gangbaren Weg, die historische Wahrheit zu definieren.
Im vergangenen Jahr gab es in Wien ein Historikertreffen zwischen Türken und Armeniern, das die Politik der osmanischen Regierung gegenüber der armenischen Minderheit in der Zeit von 1915 bis 1918 zum Thema hatte. Dabei wurde ein Austausch von Dokumenten vereinbart. Diese Vereinbarung zu erfüllen hat sich Armenien anschließend geweigert, wie es auch die oben genannte Initiative der türkischen Regierung ablehnte. Die armenische Regierung kann nicht durch ihre Diaspora weiter Vorwürfe erheben lassen, wenn sie selbst sich der angebotenen Zusammenarbeit entzieht. Ich appelliere auch an sie, sich dem neuen Dialog zu öffnen.
Mit Genugtuung stelle ich fest, daß unterdes in einer Reihe ziviler Organisationen das Gespräch zwischen Türken und Armeniern Formen angenommen hat, die in Zukunft eine gute menschliche und sogar partnerschaftliche Beziehung zwischen den beiden Nationen erwarten lassen. Schließlich haben an die tausend Jahre lang Armenier und Türken friedlich zusammen gelebt. Der Haß kann und darf kein Dauerzustand mehr sein. Ich fordere alle Europäer auf, dazu aktiv beizutragen. Niemals darf die Vergangenheit die Gegenwart zerstören.