Frage an Verena Häggberg von Jessica R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Häggberg,
wenn wir davon ausgehen, dass Bildung und die Bildungseinrichtung als tertiäre Sozialisationsinstanz Zukunft schafft- und wir aus Erfahrungswerten wissen dass die gezielte Benachteiligtenförderung Jahre bedarf- ist es dann verantwortlich die längerfristigen Förderungen wie z.B. die überbetriebliche Ausbildung bei anerkannten Bildungsträgern einzustellen?
Mit freundlichen Grüßen
Jessica Rogge
Sehr geehrte Frau Rogge,
das Thema Bildung ist sehr emotional, was meiner Ansicht u.a. daran liegt, dass durch Bildung über die Chancen des gesamten Lebens entschieden wird. Bildung ist der Schlüssel zu finanziellem Auskommen, gesellschaftlicher Teilhabe, Gesundheit, Zufriedenheit usw. Sogar die Chancen der nachfolgenden Generationen hängen vom Bildungsgrad der Eltern und Großeltern ab. Auch weltweit lassen sich viele Probleme wie Armut, Aids etc mit Bildungsmangel in Verbindung bringen.
Das grundsätzliche politische Problem im Bildungsbereich ist die Langfristigkeit, mit der investiert werden muss. Kosten, die heute in Bildung investiert werden (oder eben nicht), zahlen sich erst in Jahrzehnten aus. Da Politik eher in Legislaturperioden denkt und handelt, ist es unpopulär Kosten zu erzeugen, die man nicht mehr als eignenen Erfolg verbuchen kann.
Andersherum ist es dagegen leicht jetzt an Bildung zu sparen, da sich die Versäumnisse erst bemerkbar machen, wenn längst andere Regierungen an der Macht sind.
Um dieses Problem teiweise zu umgehen, geht die Tendenz jetzt dahin, nur noch "wirtschaftsreleventes" Wissen zu vermitteln.
All das trifft Menschen mit Benachteiligungen, welcher Art auch immer, besonders hart. Denn hier sind die Anfangsinvestitionen höher und der Ertrag möglicherweise geringer.
Bildung muss daher, wie alle anderen Dinge des menschlichen Grundbedarfs, von der Vorstellung der wirtschaftlichen Verwertbarkeit getrennt werden. Bildung dient in erster Linie der Persönlichkeitsentwicklung und nicht ökonomischen Interessen.
Herzlichst Verena Häggberg