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Frage von Dietmar S. •

Frage an Ute Kumpf von Dietmar S. bezüglich Finanzen

Hallo Frau Kumpf!

Es tut mir leid Sie mit einem eigentlich läppischen Problem zu belästigen aber mir ist im Laufe meiner Lebensjahre klar geworden - dieser Staat ist für mich zu teuer. Ich bin nun dummerweise vor 44 Jahren in Deutschland hineingeboren worden und habe wirklich versucht mich den hiesigen Gegebenheiten anzupassen. Ich grübele über Lösungswege aus diesem Dilemma seit langer Zeit und hätte einen für mich akzeptablen Vorschlag:

Ist es möglich mich auszusteuern? Ich meine damit nicht mehr fiskalisch erfasst zu werden - sozusagen steuerlich unsichtbar zu sein! Vielleicht gibt es hierfür eine nicht kostenpflichtige Vignette die man kenntlich an sich anbringt und einem beim arbeiten, einkaufen, tanken oder auch beim Freibadbesuch automatisch von den diversen staatlichen Aufschlägen befreit?

Oder könnte ich aus meiner Wohnung einen Freistaat machen der steuerlich seine eigenen Gesetze und Regeln erstellt? Hierzu befürchte ich jedoch einen zu hohen administrativen Aufwand.

Ich will keineswegs den Eindruck eines Querulanten bei Ihnen hervorrufen aber stelle mich meiner persönlichen Notwendigkeit meine Abgabenlast in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Und dazu brauche ich Ihre Mithilfe!

Zur Veranschaulichung meiner bisherigen guten Mitarbeit an dem Kostenapparat Deutschland darf ich Ihnen noch einen Blick auf meine Vita geben. Seit 1980 Steuerzahler, seit 1989 selbstständig. Niemals arbeitslos gewesen. Und wirklich jeden Strafzettel bezahlt.

Und nun nochmals abschliessend meine Bitte an Sie: Ist so etwas wie mein angedachtes "Aussteuermodell" derzeit in der Diskussion und wird dies in vielleicht absehbarer Zeit umgesetzt?

Ich danke Ihnen bereits jetzt für Ihre Aufmerksamkeit zu meinen Zeilen und würde mich über eine positive Antwort sehr freuen.

Es grüsst Sie freundlich mit leeren Taschen

Dietmar Schneider

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schneider,

wie soll ich auf Ihren Beitrag nur antworten?

Ich könnte es inhaltlich versuchen und Ihnen schildern, wie sich die Abgabenlast in Deutschland entwickelt. Die OECD hat im Oktober letztes Jahr feststellt, dass der Anteil von Sozialabgaben und Steuern in Deutschland von 1995 bis 2004 um 2,5 Prozentpunkte gesunken ist, auf 34,7%. Damit erreicht die Belastung den Wert von 1972 und läuft damit gegen die Trends in der gesamten OECD-Welt (Neuere Werte werden erst im Herbst veröffentlicht, die genannten Daten finden Sie online unter http://www.oecd.org/dataoecd/30/55/37519908.pdf ).

Oder ich könnte Ihnen darlegen, dass wir die Neuverschuldung bis 2011 auf Null senken werden, um Schulden abzubauen und dann langfristig Steuern senken zu können statt dies jetzt auf Kosten der zukünftigen Generationen zu tun.

Eine weitere mögliche Antwort wäre es, Ihnen zu erläutern, welche staatlichen Leistungen wir in den letzten Jahren gesichert haben, von denen alle BürgerInnen profitieren und die wir gegen Pläne verteidigt haben, die das Soziale verdrängen wollten: Die dringend notwendige Reform der Rente, um sie an die neue demographische Lage anzupassen; oder die Reformen der Sozialsysteme durch die Agenda 2010.

Natürlich kann ich Ihnen – ohne Ihre Einkommenssituation zu kennen – auch das typisch sozialdemokratische Argument vortragen, dass ein größeres Einkommen mit höherer Besteuerung einhergehen muss. Weil starke Schultern mehr tragen können und gerade nicht fiskalisch „ausgesteuert“ werden dürfen.

Aber ich denke, keine der vier Antworten entspricht Ihrer Erwartung. Deshalb sehe ich Ihren Beitrag als eine gelungene humoristische Intervention und bin darüber hinaus gern dazu bereit, Ihnen auf konkrete Fragen erneut zu antworten.

Mit freundlichen Grüßen
Ute Kumpf