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Ursula von der Leyen
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Frage von Martina T. •

Frage an Ursula von der Leyen von Martina T. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrte Frau Dr. von der Leyen,

auf ´tagesschau.de´ werden Sie wie folgt zitiert:

"Es geht um achtsamen und wachen Umgang miteinander. Minderjährige müssen beispielsweise wissen, dass sich Erwachsene mit üblen Absichten in ihre Chats einschleichen können", sagte die Ministerin der "Rheinischen Post".

Ist es nicht so, dass man als Eltern öfter danach schauen sollte, was die eigenen Kinder am Computer machen?
Wir haben als Eltern von einer mittlerweile 20-jährigen Tochter und einem nun 18-jährigen Sohn schon vor 10 Jahren unsere Kinder darauf hingewiesen, dass zu viele persönliche Daten im Internet nichts zu suchen haben (z.B. Tagebuch im Internet führen). Sicherlich spielt es hier ein große Rolle, dass der PC und damit auch das Internet zu unserem täglichen Arbeiten gehört und wir uns auch mit den Risiken auseinandersetzen (müssen).

Zum Autofahren wird ein Führerschein verlangt, eine absolvierte Ausbildung muss durch eine vor der IHK/HWK abgelegte Prüfung nachgewesen werden - nur für das "Elternsein" und die Benutzung des PCs ist es nicht notwendig, dass man seine Befähigung vorher nachweist.

Ist der Ansatz, Benimmregeln zu fordern, hier nicht etwas verfehlt?

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

M. T.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Tralau,

Kinder und Jugendliche sind heute im Netz zuhause. Das ist ihre Lebenswelt. Über 60 Prozent der 12- bis 19-Jährigen sind täglich im Netz, weitere 20 Prozent mehrmals wöchentlich. Das ist zunächst einmal positiv.

Unsere Kinder erwerben dadurch wichtige Schlüsselkompetenzen im digitalen Bereich, die sie in unserer Mediengesellschaft auch dringend benötigen, um daran teilhaben zu können. Diese Vorteile können sie nur dann in aller Fülle ausschöpfen, wenn sie in der Lage sind, sich sicher im Netz bewegen zu können. Dabei spielt vor allem der Umgang mit sensiblen aber auch gefährlichen Daten oder Kontakten im Netz eine wichtige Rolle. Kinder und Jugendliche müssen lernen, private Daten und Fotos nicht allzu gedankenlos ins Netz zu stellen.

Wichtig ist das notwendige Gefahrenbewusstsein, ein Verständnis von gutem und schlechtem Verhalten und dessen Folgen im Web 2.0.

Bei der Aufgabe, dieses Wissen zu vermitteln, sind natürlich zuallererst die Eltern gefragt. Im besten Fall sind sie es, die ihren Kindern beibringen, wie sie sich sicher im Netz bewegen können. Wir wissen aber auch, dass die meisten Eltern zwar die Gefahren durch Internet & Co kennen. Ihre Kinder wirksam davor schützen zu können, hält aber nur jede(r) Dritte für möglich (Allensbach-Umfrage). Bei kleineren Kindern haben Eltern zum Beispiel die Möglichkeit, entsprechende Filterprogramme und altersgerechte Suchmaschinen auf den Rechnern daheim zu installieren. Einen 100%igen Schutz bieten diese Programme aber auch nicht. Deshalb gilt: Nur wenn ein Erwachsener die Übersicht behält, ist Schutz gewährleistet.

Politik kann aufklären, um Eltern bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung für ihre Kindern zu unterstützen. Deswegen haben wir unter anderem die Initiative "Schau Hin! Was deine Kinder machen" gestartet. Sie richtet sich an Eltern mit Kindern unter 12 Jahren. In diesem Jahr konzentrieren wir uns gemeinsam mit unseren Medienpartnern ARD, ZDF, TV-Spielfilm und dem Unternehmen Vodafone auf das Thema: "Persönliche Daten von Kindern im Internet schützen". Die Initiative kommt gut an: Seit Start der Kampagne am 8. Mai dieses Jahres verschicken wir jeden Tag rund tausend Publikationen an Eltern und Pädagogen, die bei uns anrufen und nach Rat und Informationen suchen.

In Hochzeiten gibt es zwischen 2.500 - 3.000 Website-Besucher pro Tag. 275 Schulen beteiligen sich an der Kampagne.

Wir können den Eltern aber nicht die alleinige Verantwortung übertragen. Gefragt sind auch die Schule und eine verantwortungsvolle Internetbranche.

Ein gutes Beispiel gesamtgesellschaftlichen Verantwortungsbewusstseins und freiwilligen Engagements der Unternehmen ist eine Vereinbarung zur freiwilligen Selbstkontrolle, die die Social-Community-Betreiber Lokalisten, StudiVZ und wer-kennt-wen unter dem Dach der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia Diensteanbieter e.V. (fsm) miteinander getroffen haben.

Die Unternehmen verpflichten sich, vor allem junge Nutzer durch technische Maßnahmen vor Missbrauchshandlungen Dritter zu schützen und durch eine verstärkte Aufklärung von Minderjährigen, Eltern und Pädagogen gezielt darauf hinzuweisen, welche Schutzmöglichkeiten bestehen. Das ist ein guter Ansatz, der zum Nachahmen animieren sollte. Mir ist wichtig, dass wir auf allen Ebenen ansetzen. Klar ist: Kinder- und Jugendschutz kann nur erfolgreich sein, wenner als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ursula von der Leyen