Sehr geehrter Herr Wagener, wir stellen Sie sich den Mobilitätswandel in den Ländlichen Bereichen vor, wo vorwiegend Langstrecken Pendler Vorherrschaft haben ?
Sehr geehrter Herr W.,
Sie haben Recht: Während sich in den Städten das Verkehrsverhalten zunehmend ändert, bleibt bislang auf dem Land für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung das private Auto Verkehrsmittel Nummer eins. Das gilt sowohl für die meisten kurzen als auch langen Wege. Die Schaffung klimaverträglicher Alternativen zum herkömmlichen Pkw stellt daher eine große Herausforderung dar und ist nur durch Umdenken möglich.
Denn so wie wir leben, hat System: Viele Menschen sind aufs Land oder in die Speckgürtel der Ballungszentren gezogen, um sich den Wunsch nach dem "Haus im Grünen“ zu erfüllen. Dafür pendeln sie weite Wege zur Arbeit, was für ein großes Pendleraufkommen sorgt. Im Zusammenhang mit flexibleren Arbeitsverhältnissen und Lebenslagen führt dies zu immer entfernungsintensiveren Lebensstilen und folglich zu einem anhaltenden Verkehrswachstum. Dieser Prozess wird durch klimaschädliche Subventionen gefördert, zum Beispiel durch die Pendlerpauschale und Steuervorteile für Dienstwagen.
Dieser entfernungsintensivere Lebensstile kann zwar nicht alleine durch den ÖPNV kompensiert werden und vielerorts sind die Menschen schichtweg aufs Auto angewiesen, sofern sie nicht enorme Reisezeitverlängerungen in Kauf nehmen wollen. Dennoch ist ein Ausbau des ÖPNV sehr wichtig!
Wir als GRÜNE wollen daher die Pro-Kopf-Investitionen in Bus, Bahn, Schiene und Stationen verdoppeln und dabei nicht nur in starren ÖPNV-Modellen (die sicher im regelmäßigen Schüler-, Auszubildenden- und Berufsverkehr wichtig sind) denken, sondern diese mit flexibel buchbaren Angeboten, mit intelligenter Routenführung ergänzen. Auch der perspektivische Einsatz autonomer Fahrzeuge in ländlichen Gebieten bietet großes Potenzial für die Gestaltung finanzierbarer und attraktiver ÖPNV-Angebote.
Ebenfalls ist der Ausbau von Radwegen und die Akzeptanz als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer von großer Bedeutung. Mit einem verbesserten Radverkehrsgesetz und einer Investitionsoffensive in das Radwegenetz wollen wir den Anteil des Radverkehrs bis 2035 auf mindestens 25 Prozent erhöhen.
Dennoch gehe ich davon aus, dass das private Auto auf dem Land auch zukünftig wichtig sein wird. Hier müssen wir den Umstieg auf klimaneutrale Antriebsarten schaffen und für die nötige Ladeinfrastruktur sorgen. Der öffentliche Raum darf jedoch nicht weiterhin schwerpunkmäßig für unsere Autos geplant werden, sondern für die Menschen die dort leben.
Wenn Sie mögen, schauen Sie gerne auch in unser Wahlprogramm: https://gruene-nrw.de/dateien/ltw22_Wahlprogramm_gruenenrw.pdf
Die Grundsätze, die ich sowohl als Politiker als auch als Verkehrsplaner teile, sind zudem in diesem Papier sehr übersichtlich zusammengefasst: https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2017/12_Thesen/Agora-Verkehrswende-12-Thesen_WEB.pdf
Viele Grüße
Tom Wagener