Frage an Tom-Morten Theiß von Gerhard G. bezüglich Verkehr
Was sind Ihre Vorschläge zur Erreichung/Erhaltung/Förderung des (im Grundgesetz und der Landesverfassung beschriebenen) Rechtes auf gleichwertige Lebensverhältnisse in Ihrem/unseren Wahlkreis?
Wie kann es gelingen, den ländlichen Raum auch und gerade für junge Menschen attraktiver zu machen?
Lebensqualität langfristig zu sichern ist eine Querschnittsaufgabe aller Teildisziplinen, da kein Bereich ohne den anderen funktioniert. Gerade durch den demografischen Wandel muss unsere Region mehr denn je Schritt halten in der modernen Welt und darf dabei die Qualitäten des Ländlichen nicht verlieren. Nur so wird es gelingen, junge Menschen und Familien für die Prignitz begeistern zu können.
Dabei ist die Digitalisierung eines der wichtigsten Themen. So ermöglicht das Homeworking die Arbeit in Unternehmen, ohne den Wohnort in ferne Großstädte verlegen zu müssen. Zunehmend automatisierte Fahrzeuge, die auch teil zukünftiger Mobilitätskonzepte sowie innovativer Landwirtschaft sind, sind auf Kommunikation untereinander sowie mit dem Rest der Welt angewiesen und brauchen flächendeckend digitale Breitbandinfrastruktur, auch an jeder Milchkanne. Digitalisierung bedeutet Teilhabe, Funklöcher und Kupferkabel sind in einer modernen Gesellschaft nicht hinnehmbar und gefährden die Zukunft unserer Region.
Die Grundlage der persönlichen Lebensqualität ist beste Bildung von der Kita bis zur Ausbildung und darüber hinaus. Qualität in den Kitas und Schulen hat oberste Priorität. Deshalb wollen wir Investitionen in die Ausstattung und die Räumlichkeiten fördern, duale Aus- und Weiterbildung unterstützen und den Personalschlüssel weiter senken, ohne dabei die Kommunen stärker zu belasten. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, wollen wir längere Kitaöffnungszeiten sowie 24h-Kitas in den Mittelzentren etablieren.
Wir stehen zur dezentralen Bildung und wollen kleinere Schulen für kurze Schulwege erhalten. Darüber hinaus brauchen die Schulen mehr Autonomie und sollen ein eigenes Budget sowie die Personalhoheit erhalten. In Zusammenhang mit der von uns geforderten dualen Lehrerausbildung können Schulen so selbst für ihren Nachwuchs sorgen und die Lehrkräfte frühzeitig binden.
In den weiterführenden Schulen setzen wir auf stärkere Profilbildung und eine Verbesserung der Erreichbarkeit aller Schulen, um ein Höchstmaß an Förderung individueller Stärken zu gewährleisten. Darüber hinaus wollen wir die Schul- in eine Bildungspflicht umwandeln, wie es in vielen europäischen Ländern praktiziert wird, und gleichzeitig deutlich mehr digitale Bildungsangebote schaffen. So wird individuelles und dezentrales Lernen, bspw. in selbstorganisierten Gruppen im Dorf oder von zu Hause aus ermöglicht. Private Schulen ergänzen die Vielfalt der Bildungslandschaft gerade auch im ländlichen Raum und sollen gleichberechtigt gefördert werden.
Um Jugendlichen eine berufliche Perspektive in unserer Region zu bieten und gleichzeitig den Fachkräftemangel zu bekämpfen, setzen wir uns für eine Stärkung der dualen Ausbildung in unserer Region ein. Schon die Schulen sollen stärker mit den lokalen Unternehmen kooperieren, um Jugendliche an die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten heranzuführen. Dabei wollen wir auch kleineren Unternehmen im Rahmen von Ausbildungsverbünden ermöglichen, selbst ihren Nachwuchs auszubilden. Die Berufsschulstandorte in Perleberg und Neuruppin wollen wir stärken und um weitere Berufe erweitern. Parallel dazu muss das Land Brandenburg endlich selbst Berufsschullehrer ausbilden. Wir fordern weiterhin die Einführung eines landesweiten Azubi-Tickets, analog zum Studententicket. Der Hochschulstandort Neuruppin strahlt bis in die westliche Prignitz aus und bietet ganz neue Möglichkeiten für die gesamte Region. Deshalb wollen wir die MHB finanziell unterstützen und streben perspektivisch die Einführung weiterer Studiengänge ein.
Für mehr Lebensqualität und Attraktivität unserer Region sehen wir die Mobilität als weiteren Schlüsselfaktor an. Dazu muss das Land zunächst kräftig in die Infrastruktur investieren und den jahrelangen Investitionsstau abbauen. Wir fordern ein Sofortprogramm zur Sanierung maroder Landstraßen und der Ortsdurchfahrten, um Schaden von den Bürgern, Gebäuden und Fahrzeugen abzuwenden. Überall wo es sinnvoll ist, wollen wir neben den Landstraßen Radwege neu bauen. Außerdem wollen wir uns für den verstärkten Bau von Ortsumfahrungen einsetzen, um den Verkehr aus den Ortskernen heraus zu bekommen.
Im Sinne ökologischer Mobilität wollen wir die Schieneninfrastruktur in der Region ausbauen. Der Prignitz-Express braucht mehr zweigleisige Abschnitte. So können die Züge zuverlässiger fahren und die Grundlage für eine Taktverdichtung geschaffen werden. Darüber hinaus muss die direkte Durchbindung nach Berlin über Tegel schnellstens erfolgen und dabei die Möglichkeit einer Elektrifizierung der gesamten Strecke aus ökologischen und operativen Gründen berücksichtigt und mittel- bis langfristig umgesetzt werden. Das Angebot soll zumindest am Wochenende in den Abendstunden verlängert werden und die Züge im Stundentakt verkehren. So kann die Erreichbarkeit der Region mit der Bahn deutlich verbessert und die Möglichkeiten zur Wahrnehmung kultureller Angebote in Neuruppin, Berlin oder der Region selbst geschaffen werden. Auch für die Strecke zwischen Pritzwalk und Neustadt (Dosse) bis nach Berlin sehen wir eine verkehrliche Perspektive im Rahmen einer neuen Konzeption und eines Ausbaus der Infrastruktur.
Um die Mobilität in der Fläche, die gerade für junge Leute ohne Führerschein wichtig ist, setzen wir auf alternative und innovative Angebote jenseits des klassischen Linienverkehrs und wollen die rechtlichen Rahmenbedingungen für solche Angebote sowie Share-Economy schaffen bzw. verbessern. Mobilität braucht es dabei die ganze Woche über von morgens bis abends und nicht nur zu den Schulzeiten. Darüber hinaus wollen wir den Verbundtarif vereinfachen und alternative Mobilitätsformen stärker mit einbeziehen.
Digitalisierung, Bildung und Infrastruktur sind letztendlich die Grundpfeiler für eine starke Wirtschaft. Gerade die mittelständischen Unternehmen bilden das Rückgrat des Wohlstands in unserer Region und schaffen durch ihr Engagement in der Prignitz die Arbeitsplätze von heute und morgen.
Zu guter Letzt sehen wir erheblichen Bedarf bei der Stärkung der Kommunen. Hier kann am besten Entschieden werden, was vor Ort wirklich gebraucht wird. Wir wollen Kommunen finanziell unabhängiger von Fördermitteln und Zuschüssen machen, ihre Rechte im Rahmen einer dezentralen Aufgabenverteilung erweitern und ihnen mehr Spielräume für eigene Investitionen einräumen.
Mit all diesen Maßnahmen sehen wir die Prignitz auf einem guten Weg, in Sachen Lebensverhältnisse zum Rest der Republik aufzuschließen, die Lebensqualität langfristig zu sichern und die Attraktivität der Region für junge Menschen deutlich zu erhöhen.