Frage an Tobias Schulze von Ottjörg C. bezüglich Kultur
Das Ansehen der „Marke Berlin“ erlangt die Stadt nationale wie international nicht durch eine boomenden Wirtschaft oder einen Bankenplatz, oder durch die Bundeszentrale des BND. In diesen Bereichen entstehen eher Negativschlagzeilen, wie Riesenrad Pleite am Zoo, BER oder Wasserschäden im BND Gebäude. Dies wird international wahrgenommen und schadet dem Ansehen der Stadt, bis hin zur Lächerlichkeit.
Das positive Image, das die Stadt dennoch hat, rührt in erster Linie aus der Kultur, also aus Kunst und Wissenschaft, aus einem Umfeld in dem diese Dinge entstehen können, sprich Leute die Möglichkeit haben, sich und Dinge auszuprobieren im Off Bereich, also jenseits der etablierten Institutionen. Berlin ist bekannt für Ideen und für interessante Lösungen. Dies gilt im Moment noch und ganz besonders für unseren Wahlkreis. Durch eine deutlich um sich greifende Gentrifizierung, gerade auch in unserem Bezirk, werden die Spielräume bereits heute deutlich enger. Langfristig drohen sie, wie in großen Teilen des Prenzlauer Berges bereits geschehen, zu verschwinden. Glauben Sie, dass es eine Aufgabe der Politik, des Bezirks und des Abgeordneten Hauses ist, Initiativen, die solche Freiräume für Kunst, Kultur und Wissenschaft sichern wollen positiv zu begleiten und ihnen Hilfestellung zu geben?
Sehr geehrter Herr Claus-Ludemann,
uns geht es bei der Frage "Wem gehört die Stadt?" auch um die kulturellen und subkulturellen Freiräume, die im Wedding in den vergangenen Jahren zahlreich entstanden sind. Diese Freiräume sind durch die Investitionsboom im Immobilienbereich und den daraus folgenden Aufwertungsdruck massiv in Gefahr. Aktuell erleben wir beispielsweise den Abriss des Stadtbades Wedding, die Entmietung von Künstlerateliers in den Gerichtshöfen sowie die unklare Situation der Wiesenburg und des Himmelbeets. Meine Partei und auch ich persönlich setze mich im Bezirk wie im Land dafür ein, diese Freiräume zu erhalten. Das ist nicht immer leicht, aber zusammen mit dem Protest der Menschen vor Ort lassen sich an der ein oder anderen Stelle, etwa in Planungsverfahren, Fortschritte erreichen. Falls Sie konkrete Ideen und Anregungen haben, lassen Sie es mich gern wissen.
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen
Tobias Schulze