Till Steffen im Niendorfer Gehege bei einer Fahrradtour
Till Steffen
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sabine A. •

Frage an Till Steffen von Sabine A. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Steffen,
wie stellen Sie sich das "individuelle Aufbauprogramm" für jeden einzelnen Schüler in der Einheitsschule vor, in der das Sitzenbleiben abgeschafft ist?
Wer leistet dieses Programm personell und wie wird es finanziert?

Mit freundlichen Grüßen

S. Adler

Till Steffen im Niendorfer Gehege bei einer Fahrradtour
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Adler,

das individuelle Aufbautraining ist kein Zusatzprogramm, das Kinder in einer Lernkrise zusätzlich meistern müssen, sondern ergibt sich von selbst aus dem Unterricht heraus. Bei unserer Schule für alle hat jeder Schüler und jede Schülerin seinen/ihren ganz eigenen Lehrplan, den er/sie sich selbst erstellt. Dazu ist der Unterricht fächerübergreifend an Projekten orientiert und losgelöst vom 45-Minuten-Takt. Erreicht ein Schüler diese Lernziele nicht, bekommt er vom Lehrer vermehrt Unterstützung und kann in seinem eigenen Tempo arbeiten. Und kann er dieses Ziele doch noch erfüllen, ohne Extra-Nachhilfe oder gar Sitzen bleiben. So bekommt er neben dem guten Gefühl, es geschafft zu haben, auch noch eine große Portion Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein mit auf den Weg. Die Schule für alle ist als Ganztagsschule konzipiert - die Schüler machen auch ihre Hausarbeiten dort, Lehrer haben ebenso dort ihre Schreibtische. Dadurch sind sie den ganzen Tag ansprechbar und kein Schüler wird mit seinen Fragen alleine gelassen. Beispiele aus Reformschulen und anderen Ländern zeigen, dass sich Schüler untereinander vermehrt helfen und losgelöst vom Lehrer gegenseitig den Lernstoff erklären. Jedes Kind hat seine individuellen Stärken und Schwächen. Benötigt es bei dem einen Thema mal etwas länger, wird es bei einem anderen durchstarten. Einige Schüler brauchen viel Anleitung, andere eigenen sich schon früh selbständig ihr Wissen an. Unser Konzept verabschiedet sich vom Gleichschritt.

Finanziert werden diese Mehrkosten durch den Wegfall des "Sitzen bleibens". Durchfallen wird abgeschafft: Die Ausbildungs-, Zeugnis- und Versetzungsordnungen und die konzeptionelle Gestaltung der Bildungsgänge in den Schulformen der Haupt- und Realschulen, der Gymnasien und der Kooperativen und Integrierten Gesamtschule werden umgestaltet, sodass es ab dem Schuljahr 2008/2009 keine Wiederholer/-innen mehr gibt. Die gewonnenen finanziellen Mittel (ca. 22 Mio. Euro/ca. 380 Stellen) werden dafür eingesetzt, die konzeptionelle Gestaltung und Umsetzung der Bildungsgänge ohne Wiederholer/- innen zu unterstützen und den Schulen ohne Sitzenbleiber/-innen die dadurch freiwerdenden personellen Ressourcen für die individuelle Förderung zur Verfügung zu stellen.

Etwas mehr zum Thema finden Sie auch in meinem Blog unter http://www.tillsteffen.wahl.de

Viele Grüße

Till Steffen

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