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Thorsten Heymann
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Frage von Mark A. •

Frage an Thorsten Heymann von Mark A. bezüglich Recht

Wie stehst du dazu, dass nachweislich ca. 1/3 deiner Partei kommunistisches und damit linksextremes Gedankengut vertritt? Inwieweit unterscheidet dich das von einem Mitglied einer zum teilen rechtsextremen Partei (der Afd)?
Warum hat die Bevölkerung nicht von den DDR Zeiten gelernt? Warum werden sozialistische Aussagen von Kippel und wagenknecht so wenig kritisiert? Wie kann es sein, dass nicht einmal 25 Jahre nach dem Mauerfall eine solche Partei so viel Zuspruch hat und als normale Partei gesehen wird?

Wie kann man verhindern, dass sich linksextremes Gedankengut vermehrt? Da es meiner Meinung nach eine Gefahr für die Verfassung und Deutschland darstellt.

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Antwort von
DIE LINKE

Guten Tag Mark Albers,

 

vielen Dank für deine Fragen! 

 

1. Ich finde, dass es notwendig ist in einer linksgerichteten Partei kommunistische Denkweisen zu debattieren und sie mit der Realität zu konfrontieren. Es gibt bei uns in der Partei Arbeitsgruppen, die sich mit dem Thema Kommunismus beschäftigen. Diese Arbeitsgruppen bringen manchmal gute, aber manchmal auch sehr realitätsferne Positionen und Vorschläge ein, die meiner Meinung nach zu weit gehen. Ich sehe mich selber als demokratischer Sozialist und ich denke, dass der Kommunismus unrealistisch ist und dass er nicht erfolgen wird, außer der Kapitalismus würde seine extremen Grenzen erreichen. Linksextremismus lehne ich ab, insbesondere wenn Gewalt ein Motiv ist. Gewalt hat für mich, egal ob links oder rechts, nichts mit einer politischen Auseinandersetzung zu tun.

 

2. Das linke und rechte politische Spektrum miteinander zu vergleichen finde ich aus rein logischen Gründen falsch. Sicherlich gibt es gemeinsame Forderungen zwischen Rechten und Linken, aber die Begründungen sind sehr verschieden. Der Hauptunterschied ist meiner Meinung nach, dass das linke Spektrum allen Menschen helfen möchte, egal ob Flüchtlingen oder Sozial Schwachen oder Obdachlose. Und natürlich ist die Herkunft, die Sprache und die Religion auch gleichgültig. Zudem möchten linke Gruppierungen den Reichen das Geld abnehmen und für eine faire Gesellschaft einsetzen. Die rechten Gruppierungen suchen sich immer einen Sündenbock. Momentan sind es ja die Geflüchteten, die attackiert werden. Es ist aber nicht sinnvoll Geld von anderen zu verlangen, die wenig bis gar nichts haben und denen es noch schlechter geht, als einem selber. Und moralisch sind rechte Gedanken für mich persönlich überhaupt nicht vetretbar.  

 

3. Ich glaube, dass es an der einseitigen Darstellung der DDR in den Medien und in der Gesellschaft liegt. Der Westen wird immer sehr hoch gelobt und der Osten sehr schlecht geredet. Dabei hatten die Menschen in der DDR viele grundlegende Dinge, die heute teilweise nicht selbstverständlich sind. Es gab für alle Leute bezahlbaren Wohnraum. Das Bildungssystem war flächendeckender und Ganztagsbetreuung gab es damals schon. Künstler haben einen Mindestlohn bekommen. Der nackte menschliche Körper wurde als etwas normales angesehen und nicht sexualisiert, wie es heute oft der Fall ist.  Es gab sicherlich auch schlechte Sachen in der DDR, wie die Meisten wissen, aber wie gesagt, aus Erzählungen von Bekannten denke ich, dass nicht alles schlecht war. Warum Regelungen, wie der ausreichende Wohnungsbau aus unseren Gesetzesvorschlägen nicht angenommen worden sind, kannst du am besten Politiker der CDU und SPD fragen.  

 

4. Nun wir sind eine demokratisch - sozialistische Partei, also warum sollten solche Aussagen kritisiert werden? Wir sind eine Partei, die gerne diskutiert und wir nehmen auch nicht alles hin, was Spitzenpolitiker sagen. Aber im Grundsatz sind wir uns einig und wir stehen für eine deutlich sozialere Politik. 

 

5. Nun ich denke, dass viele Leute skeptisch gegenüber uns sind wegen der DDR und der SED Geschichte. Dies wird sich aber nach und nach legen, da meine Generation nichts mit der DDR und SED zu tun hat. Zudem werden wir weniger als Protestpartei, sondern als etablierte Partei angesehen. Dies mag mit unserer Einstellung zur Flüchtlingspolitik liegen. Zu dieser Einstellung stehe ich aber zu 100%. Im Grunde genommen sind es viele kleine Faktoren, die aber leider große Ergebnisse verhindern. Dies müssen wir innerhalb der Partei analysieren und  Lösungsvorschläge diskutieren Jedoch konnten wir bei der letzten Bundestagswahl im Emsland, in Niedersachsen und bundesweit zulegen und dies motiviert mich persönlich für die Landtagswahl um so mehr. 

 

6. Gewalt ist für mich ein Ausdruck von Verzweifelung und ein Ausdruck, um Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn eine Person sonst jene nicht bekommt. Es liegt an der sozialen Ungleichheit in diesem Land, dass die Reichen immer reicher und die Mittel- und Unterschicht immer weniger bekommen. Das nicht jeder Job und jede Rente zum Leben reicht, dass sieht man, wenn man genau hinguckt. Solange es keine soziale Gerechtigkeit gibt, wird es auch extremes Gedankengut geben. Eine Umverteilung von oben nach unten ist der Schlüssel zum Erfolg! 

 

Liebe Grüße

 

Thorsten Heymann