Frage an Thomas Silberhorn von Corinna M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Silberhorn,
Wenn Sie schon Ungerechtigkeiten gegeneinander abwägen möchten, warum nicht auch, dass Jungen in der Schule und Männer bei den Sozialsystemen systematisch benachteiligt werden?
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,524828,00.html
http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/sozialversicherung-frauen-kassieren-hoehere-zinsen_aid_331780.html
Ich lehne eine derartige Argumentationsweise ab, da Diskriminierungen bekämpft und nicht entschuldigt werden dürfen. Ihre Beispiele sind außerdem schlecht gewählt. Wie viel Prozent der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern gehen denn auf eine wirkliche Diskriminierung zurück? Was können denn die jungen Männer dafür, dass Frauen weniger Überstunden leisten, sich allzu oft für die weniger gut bezahlten Berufe und die schlechter bezahlenden Arbeitgeber (z.B. öffentlicher Dienst) entscheiden? Machen Sie hier nicht die Männer für etwas verantwortlich, was in erster Linie Frauen durch ihre eigenen Entscheidungen verursachen?
Auch Ihr Hinweis auf den größeren Anteil von Frauen bei der Erziehungsleistung und der Pflege greift zu kurz. Ist Ihnen noch nie in den Sinn gekommen, dass dies nur möglich ist, weil viele Frauen dafür auch mehr Zeit haben, einfach deshalb, weil ihre Männer das Geld verdienen? Warum erkennen sie den Wert der Arbeit der Frauen an, nicht aber den der Männer, obwohl hier eine freiwillige Arbeitsteilung vorliegt und das eine ohne das andere nicht möglich wäre? Soll ich etwa warten, bis mein Mann abends nach Hause kommt, bevor ich meine kranke Mutter besuche oder mich um die Erziehung meiner Kinder kümmere?
Dass Sie niemals einen Pflichtdienst auch für uns Frauen durchsetzen können, ist richtig. Aber das erklärt und entschuldigt nicht das Festhalten an Diskriminierungen für Männer.
Ich möchte Sie daher noch einmal fragen, warum Sie sich nicht für die Bekämpfung der Diskriminierung von Männern einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Corinna Müller
Sehr geehrte Frau Müller,
es geht keineswegs darum, Ungerechtigkeiten gegeneinander abzuwägen. Bei Fragen der Gleichbehandlung ist lediglich auch die tatsächliche Gleichstellung zu berücksichtigen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Beschränkung der Wehr- bzw. Dienstpflicht auf Männer keine unzulässige Diskriminierung.
Ungleichbehandlungen in anderen Fällen werden dadurch natürlich nicht gerechtfertigt. Beispielsweise kümmern sich Bayerische Staatsregierung und Bayerischer Landtag derzeit um die spezifische Förderung von Buben, nachdem festgestellt wurde, dass sie in der Schule durchweg schlechter abschneiden als Mädchen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Silberhorn