Sehr geehrter Herr Schnelle, Wird nun wirklich der Birgelener Urwald abgeholzt, um dort Windräder zu bauen? Wie bewerten Sie die Widersprüche zwischen Tourismus und Umweltschutz?
Sehr geehrter Herr K.,
Ich danke Ihnen für Ihre Anfrage zu den geplanten Windenergieanlagen (WEA) im Birgeler Wald.
Ich teile Ihre Bedenken, dass man bei solchen Maßnahmen stets den Umweltschutz im Blick haben sollte. Ich persönlich bin dagegen, einen gesunden Mischwald für solche Vorhaben zu roden. Auch unsere Landesregierung, ebenso wie die Bundesregierung und auch die sehr strengen Vorgaben der Umweltverträglichkeitsprüfungen für Windenergieanlagen folgen dieser Überzeugung.
Die Planungen für die WEAs im Birgelener Wald sahen eine solche Rodung zum Glück auch nicht vor. Das Unterfangen wäre sonst im Voraus nie von der Stadt Wassenberg unterstützt worden.
Zwei der geplanten Windräder sollten auf Lichtungen im forstwirtschaftlichem Teil des Waldes, zwei weitere auf gerodeten Flächen des Nadelholzanbaus errichtet werden. Es sind Flächen, die mit dem Urwald, wie wir ihn kennen und schätzen, wenig gemein haben. Es sind solche, die frei stehen, oder aufgrund der wirtschaftlichen Nutzung ohnehin regelmäßig gerodet werden.
Ich bin, wie die Bürgerinitiative, der Meinung, dass wir das Landschaftsbild durch die Windräder beinträchtigen. Aber als Politiker mit Blick in die Zukunft muss ich auch eingestehen, dass ich lieber das Bild der Landschaft gestört sehe, als die Landschaft selbst. Und dieser Zerstörung stehen wir ohne eine entschiedene Energiewende entgegen.
Viele Wälder unseres Landes sind bereits in dieser Zerstörung begriffen. Der Schadholzeinschlag im Nadelwald hat seit Beantragung der WEAs im Jahr 2018 um über 8.400% zugenommen. Der Wald stirbt exponentiell.
Erneuerbare Energien sind notwendig, um diese Entwicklung zu stoppen.
Erneuerbare Energien, vor allem wenn der Bau durch Aufforstung an anderer Stelle kompensiert wird, wie in diesem Falle, sind mit Blick auf den Umweltschutz der Hartholzindustrie vorzuziehen.
Der Birgelener Urwald, die touristisch genutzten Teile und die schützenswerten Bereiche des Waldes werden nicht überleben, wenn wir die Energiewende nicht vollziehen.
Dabei sehe ich den Bau neuer Windenergieanlagen und Photovoltaikanlagen gerade im Kreis Heinsberg auch in Zusammenhang mit einem angestoßenen Wasserstoffprojekt H2HS. Ziel ist hier die Entwicklung und Umsetzung eines vollumfänglichen Wasserstoff-Systems, das im industriellen Maßstab zeigt, wie die zukünftige nachhaltige Wasserstoffwirtschaft funktioniert. Dies bedeutet: Strominput aus Erneuerbaren Energiequellen, Erzeugung von Wasserstoff mittels eines auf den lokalen Bedarf abgestimmten Elektrolyseurs sowie hierauf angepasste Verdichtung, Speicherung und Verwendung des Wasserstoffs vor Ort und in der näheren Umgebung.