Frage an Thomas Schlenker von Ernst R. bezüglich Bildung und Erziehung

> Was ist aus Ihrer Sicht die Ursache des demografischen Wandels in
> Sachsen-Anhalt und wie sollte man damit politisch umgehen (bitte eine
> kurze
> Antwort)?
*Der demografische Wandel ist ein Grundsatzproblem, vor dem wir generell in Deutschland stehen.* Die ländlichen Regionen sind davon wesentlich stärker betroffen, weil es kaum Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. Wegen fehlender Arbeitsplätze ist der ländliche Raum in Sachsen-Anhalt besonders stark betroffen. Als Chance sehe ich aber die wachsende Nachfrage nach Naturtourismus. Wir haben viele schöne Landschaften und Naturparks zu bieten, die zu Radtouren, Wanderungen oder geschichtlichen Exkursionen einladen.

> Wie kann aus Ihrer Sicht die Bundespolitik zur Stärkung des ländlichen
> Raumes in Sachsen-Anhalt beitragen?
Wir werden den Naturtourismus und den Strukturwandel hin zu einer Biolandwirtschaft stärker fördern. Regionale Wirtschaftskreisläufe gilt es weiter aufzubauen. Wir wollen mobile Versorgungskonzepte oder Dorfladenkonzepte unterstützen. Auch im Gesundheitsbereich müssen wir flexible Versorungsformen wie Fahrdienste oder mobile Praxisteams aufbauen. Die Kommunen wollen wir finaziell stärken, in dem wir bei den Sozialleistungen den Bundesanteil an den Kosten der Unterkunft im ersten Schritt auf 35% und in einem zweiten Schritt auf 37,7% erhöhen. Das bringt den Kommunen 1 Mrd. Euro an Entlastung zur Sicherung der Infrastruktur.

> Wie wird sich der ländliche Raum entwickeln, wenn so viele Grundschulen
> geschlossen werden, wie dies die CDU/SPD-Landesregierung in
> Sachsen-Anhalt
> vorhat?
Die Nahverkehrskonzepte müssen diesen Bedingungen angepasst werden. Die Busverbindungen müssen direkter in die zentralen Orte führen, in denen sich zukünftig die Bildungseinrichtungen befinden werden. Schulentwicklungsplanung kann man nicht ohne eine Reform des Nahverkehrs betrachten.

> Kann bzw. soll aus Ihrer Sicht die SchulentwicklungsVO des Landes vom
> 30.5.2013 aufgehoben werden? Bitte begründen Sie Ihre Auffassung.

Nein, ich bin davon überzeugt, das Schulen eine Mindestgröße brauchen, um ein gutes und breites Lehrangebot vorhalten zu können. Die Mindestzahlen von 60 bzw. 80 halte ich deshalb für sinnvoll. Allerdings bin ich auch der Auffassung, dass gerade bei diesen Rahmenbedingungen Grundschulen im ländlichen Raum grundsätzlich als Ganztagsschulen geführt werden müssten.

> Welche Chancen sehen Sie, die Schließung vieler Grundschulen in
> Sachsen-Anhalt zu verhindern?
Keine guten. Deshalb ist es um so wichtiger, dass man die Zusammenhänge zu Forderungen nach einem besseren Nahverkehrsangebot und zu einer Ganztagsbetreuung in den Schulen in der Diskussion herstellt.