Frage an Thomas Kestler von Frank B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Kestler,
finden Sie es in Ordnung wenn Arbeitnehmer in Deutschland für einen Stundenlohn von5 € oder weniger arbeiten müssen?
Wenn Sie für die Grünen in den Bundestag einziehen - wie wäre dort Ihre Position zum Thema gesetzlicher Mindestlohn?
Für Ihre Antwort danke ich Ihnen im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Frank B.
Sehr geehrter Herr Bess,
vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass die Arbeitsmarktpolitik nicht mein Schwerpunkt ist und ich deshalb in die Thematik nicht eingearbeitet bin. Dennoch beantworte ich gerne Ihre Frage, ich möchte diese Antwort aber als Momentaufnahme verstanden wissen, die den gegenwärtigen Stand meiner noch nicht abgeschlossenen Meinungsbildung wiedergibt.
Ich verstehe Ihr Anliegen sehr gut - ich selbst habe zwei Kinder und befinde mich in einer keineswegs komfortablen finanziellen Situation. Mit fünf Euro pro Stunde ist es definitiv nicht möglich, sich selbst, geschweige denn eine Familie zu ernähren. Allerdings sehe ich die Lösung dieses Problems nicht in der Einführung eines generellen Mindestlohns. Zum einen ist es ja so, dass der Staat ein existenzsicherndes Mindesteinkommen garantiert, gegebenenfalls also einen zu geringen Arbeitslohn aufstockt. Zum anderen hätte ein gesetzlicher Mindestlohn negative Begleiterscheinungen wie eine Zunahme der Schwarzarbeit, Scheinselbständigkeit etc.
Ein funktionierender Arbeitsmarkt ist effizienter und bietet mehr Menschen ein würdiges Auskommen, als ein hochgradig staatlich regulierter. Und in der Regel ist es so, dass jede staatliche Intervention weitere Interventionen nach sich zieht. Ich denke es ist Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen und stattdessen an der Wurzel des Problems anzusetzen, nämlich an der zu großen Zahl unqualifizierter Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Für die sogenanten Working Poor ist eine Qualifizierung der einzige Ausweg - qualifizierte Arbeitskräfte werden dringend gesucht und entsprechend entlohnt. Ansonsten halte ich es immer noch für sinnvoller, fünf Euro zu verdienen und eine staatliche Aufstockung von der Arbeitsagentur zu beziehen, als gar nicht zu arbeiten.
Mit dieser Postition liege ich nicht ganz auf der Linie meiner Partei. Als Direktkandidat nehme ich mir aber diese Freiheit.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Kestler