Frage an Thomas Gehring von Dr. Hans Christian B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Kaum eine Nachrichtensendung, kaum eine Zeitung berichtet vom überraschend erkannten Problem, dass der Anbau von Energiepflanzen im Wettbewerb steht mit dem Anbau von Nahrungsmitteln. Die massiven Preiserhöhungen für die letzteren zeigen deutlich, dass Energiepflanzen die Verknappung/Verteuerung der Nahrungsmittel unterstützen.
Erstaunlich, dass immer noch der Anbau spezieller Energiepflanzen gefördert wird.
Meine Frage: werden die folgenden, mehrfachen Synergien genutzt?
• Biogas und Trocken-Dünger aus der Gülle der Rinder- und Schweinehaltung, die über den Winter zwischengelagert werden muss, für
• Gestankfreies Allgäu, wenn auf’s B’schütten verzichtet werden kann
• Keine Gefahr der Überdüngung der Böden
Welche Partei will sich engagieren?
Sehr geehrter Herr Dr. Bachem
Der Anbau von Energieplanzen, der in Konkurrenz zu Lebensmitteln steht, kann und darf nicht den Ausweg aus der Energiekrise darstellen. Allerdings kann "Energie vom Acker" durchaus Sinn machen, wenn etwa Energieplanzen in Mischfrucht angebaut werden oder nur Teile der Planzen zur Energieverwendung verwendet werden.
In der Tat, der Gewinnung von Energie aus Gülle muss größere Bedeutung zugemessen werden, denn hier kann ein Zwischenprodukt eines Kreislaufes aus Fütterung, Produktion von Milch/Fleisch und Düngung sinnvoll verwendet werden.
Übrigens eine der ersten Veranstaltung der Grünen, die ich vor über 25 Jahren besuchte, beschäftigte sich mit dem Thema Verwendung von Gülle in Biogasanlagen.
Das Thema ist für uns Grüne aktueller denn je.
Positiv ist, dass mit der letzten Novellierung des Erneuerbaren Energie Gesetzes die Einspeisvergütung für Strom aus Gülle erhöht worden ist, die Investitionszuschüsse für neue Anlagen sind ebenfalls erhöht worden. Da die Gülle aus Biogasanlagen kaum mehr stinkt, wäre auch der Geruch beim "Bschütte" reduziert.
Zwei Aspekte sind jedoch noch zu bedenken:
1. Wichtig ist, dass die Wärme, die bei der Erzeugung von Biogas entsteht, auch energetisch genutzt wird. Damit die Abwärme von Biogasanlagen genutzt werden kann, ist also etwa eine Gewerbe- oder Wohnbebauung in der Nähe notwendig, um eine entsprechende Wärmeversorgung einzurichten.
2. Offensichtlich sind viele Betriebe nicht groß genug für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Biogasanlage (sinnvoll sind Anlagen ab 100 Großvieheinheiten). Es ist also an den Bau von Gemeinschaftsanlagen zu denken. Dies erfordert ein Umdenken von Landwirten, die kooperieren müssten und über entsprechende logistische Konzepte verfügen müssen. Ergebnis: wir brauchen "größere" Biogasanlagen, die nicht allzuweit etwa von Siedlungen gebaut werden müssen, da so ein Nahwärmenetz angeschlossen werden könnte. Das heißt: die Akzeptanz der Bevölkerung dafür ist notwendig.
Ich werde mich für den Ausbau von Biogasanlagen einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Gehring