Wie stehen Sie zum geplanten Kiesabbau Würschnitz West bei Ottendorf Okrilla?
Sehr geehrter Herr W.
vielen Dank für Ihre Frage und die Sorge um den Erhalt der Umwelt. Auch mich treibt die Sorge um, dass immer weiter und mehr Ressource aus der Natur entnommen werden, um grenzenloses Wachstum zu unterfüttern. Dem stehe ich unter allein diesem Gesichtspunkt kritisch gegenüber.
Kann auf Kiesabbau verzichtet werden?
Grundsätzlich ist Kies ein notwendiger Rohstoff für verschiedenste Bauvorhaben und Infrastrukturmaßnahmen vom (sozialen) Wohnungsbau, über Rad- und Schienenwege bis hin zu Fundamenten von Windenergieanlagen. Eine kurzfristige Alternative zum Verzicht auf den Abbau heimischer Kiesvorkommen liegt im aufwendigen und klimapolitisch problematischen
Langstreckentransport von Kies, der in weiter entfernten Förderstätten abgebaut und - ohne regionale Wertschöpfung - über weitere Strecken transportiert wird. Im Unterschied z.B. zur Verbrennung von Braunkohle wird durch den weiteren Einsatz von Kies kein CO2 freigesetzt.
Am Abbau von Kies selbst entscheidet sich folglich nicht, ob die Klimaziele von Paris eingehalten werden. Aber sehr wohl, wie mit unserer Umwelt umgegangen wird.
Die hohen Umweltauflagen und Pläne zur Renaturisierung zeichnen ein differenziertes Bild.
Mittel- und langfristig muss es darum gehen, den Abbau von Kies wie den Abbau aller Primärrohstoffe weitgehend zu reduzieren. Umbau und Sanierung vor Abriss und Neubau kann dazu ebenso einen Beitrag leisten wie der Einsatz nachwachsender und kreislauffähiger Rohstoffe. Durch das Recycling von Baumaterial kann die Nachfrage nach Kies verringert und
die Zerstörung unserer Naturräume dauerhaft reduziert werden. Ziel ist perspektivisch, alle für
Baumaßnahmen notwendige Rohstoffe im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft zu gewinnen und damit weitgehend auf den Abbau von Kiesen und anderen Baustoffen zu verzichten. Dieses Ziel wurde 2019 im Koalitionsvertrag zwischen CDU, Bündnis 90 / Die Grünen und SPD durchgesetzt und infolgedessen in der Neuen Sächsischen Rohstoffstrategie des Freistaats
verankert. Die Umsetzung dieser Strategie, mit der Kiesabbau deutlich reduziert werden kann, erfolgt nun Schritt für Schritt gemeinsam mit der Bauwirtschaft. Allerdings muss klar sein, dass hier Technologie- und Verfahrensentwicklung ebenso wie die Weiterentwicklung von Normen Hand in Hand mit dem Rohstoffeinsatz gehen müssen, wenn der einfache Ersatz von
heimischen Rohstoffen durch aus aller Welt importierte Rohstoffe vermieden werden soll.
Das SMEKUL hat zudem bei der Erstellung der neuen Sächsischen Rohstoffstrategie maßgebliche Veränderungen zugunsten von mehr Recycling und mehr Kreislaufwirtschaft erwirken können.
Mein abschließende Bewertung dazu ist also unter Abwägung der Argumente, wäre eine Genehmigung unter hohen Auflagen, deren Überwachung und die Verfolgung der perspektivischen Ziele.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Berndt