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Thomas Berndt
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Frage von Matthias W. •

Wie stehen Sie zum geplanten Kiesabbau Würschnitz West bei Ottendorf Okrilla?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr W.

vielen Dank für Ihre Frage und die Sorge um den Erhalt der Umwelt. Auch mich treibt die Sorge um, dass immer weiter und mehr Ressource aus der Natur entnommen werden, um grenzenloses Wachstum zu unterfüttern. Dem stehe ich unter allein diesem Gesichtspunkt kritisch gegenüber.

Kann auf Kiesabbau verzichtet werden?  
Grundsätzlich  ist  Kies  ein  notwendiger  Rohstoff  für  verschiedenste  Bauvorhaben  und Infrastrukturmaßnahmen vom (sozialen) Wohnungsbau, über Rad- und Schienenwege bis hin zu Fundamenten von Windenergieanlagen. Eine kurzfristige Alternative zum Verzicht auf den Abbau heimischer Kiesvorkommen liegt im aufwendigen und klimapolitisch problematischen 
Langstreckentransport von Kies, der in weiter entfernten Förderstätten abgebaut und - ohne regionale Wertschöpfung - über weitere Strecken transportiert wird. Im Unterschied z.B. zur Verbrennung von Braunkohle wird durch den weiteren Einsatz von Kies kein CO2 freigesetzt. 
Am  Abbau  von  Kies  selbst  entscheidet  sich  folglich  nicht,  ob  die  Klimaziele  von  Paris eingehalten werden. Aber sehr wohl, wie mit unserer Umwelt umgegangen wird.

Die hohen Umweltauflagen und Pläne zur Renaturisierung zeichnen ein differenziertes Bild.

Mittel-  und  langfristig  muss  es  darum  gehen,  den  Abbau  von  Kies  wie  den  Abbau  aller Primärrohstoffe  weitgehend  zu  reduzieren.  Umbau  und  Sanierung  vor  Abriss  und  Neubau kann dazu ebenso einen Beitrag leisten wie der Einsatz nachwachsender und kreislauffähiger Rohstoffe. Durch das Recycling von Baumaterial kann die Nachfrage nach Kies verringert und 
die Zerstörung unserer Naturräume dauerhaft reduziert werden. Ziel ist perspektivisch, alle für
Baumaßnahmen notwendige Rohstoffe im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft zu gewinnen und damit weitgehend auf den Abbau von Kiesen und anderen Baustoffen zu verzichten. Dieses Ziel  wurde  2019  im  Koalitionsvertrag  zwischen  CDU,  Bündnis  90  /  Die  Grünen  und  SPD durchgesetzt und infolgedessen in der Neuen Sächsischen Rohstoffstrategie des Freistaats 
verankert. Die Umsetzung dieser Strategie, mit der Kiesabbau deutlich reduziert werden kann, erfolgt nun Schritt für Schritt gemeinsam mit der Bauwirtschaft. Allerdings muss klar sein, dass hier Technologie- und Verfahrensentwicklung ebenso wie die Weiterentwicklung von Normen Hand  in  Hand  mit  dem  Rohstoffeinsatz  gehen  müssen,  wenn  der  einfache  Ersatz  von 
heimischen Rohstoffen durch aus aller Welt importierte Rohstoffe vermieden werden soll.  
Das  SMEKUL  hat  zudem  bei  der  Erstellung  der  neuen  Sächsischen  Rohstoffstrategie maßgebliche  Veränderungen  zugunsten  von  mehr  Recycling  und  mehr  Kreislaufwirtschaft erwirken können.

Mein abschließende Bewertung dazu ist also unter Abwägung der Argumente, wäre eine Genehmigung unter hohen Auflagen, deren Überwachung und die Verfolgung der perspektivischen Ziele.

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas Berndt

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