Frage an Sylvia-Yvonne Kaufmann von Hans D. bezüglich Umwelt
Hallo Frau Kaufmann,
mehr als 811.000 Menschen haben sich in einer Petition auf Change.org für ein EU-weites Wegwerfverbot von Lebensmitteln in Supermärkten eingesetzt. Dieses Anliegen wird außerdem von 87% und damit einer Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland unterstützt. Alle 96 EU-Abgeordneten wurden gebeten, bis zum 06.11.2016 öffentlich zum Petitionsanliegen Stellung zu nehmen. Viele Ihrer FraktionskollegInnen stimmten zu, Sie haben sich bisher nicht geäußert. Die Frage lautete: "Sollen Supermärkte EU-weit gesetzlich verpflichtet werden, aussortierte aber noch verwendbare Lebensmittel an gemeinnützige Initiativen zu spenden oder sind Sie gegen eine solche Verpflichtung?" Bitte schließen Sie sich Ihren EU-FraktionkollegInnen öffentlich an und unterstützen Sie diese bürger- und umweltfreundliche Initiative.
Mit freundlichen Grüßen,
H. D.
Sehr geehrter Herr D.,
vielen Dank für Ihre Frage und die damit verbundene Möglichkeit auf die Petition zum Thema Lebensmittelverschwendung einzugehen. Der Beteiligung an Petitionen im Rahmen von Abgeordnetenwatch stehe ich grundsätzlich verhalten gegenüber, denn die gegebenen Antwort-Optionen lassen wenig Spielraum, um politische Zusammenhänge in ihrer Bandbreite darzustellen. Auch wenn ich mich daher nicht persönlich an dieser Petition beteiligt habe, so finde ich es wichtig, dass die Verschwendung von Lebensmitteln in der EU, aber auch weltweit, verringert wird. Dafür setze ich mich im Rahmen meiner Tätigkeit als Mitglied des Europäischen Parlaments gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen der sozialdemokratischen Fraktion ein.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass jährlich rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verderben oder weggeworfen werden. Das entspricht rund einem Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel. Demgegenüber stehen 800 Millionen Menschen, die Hunger leiden. Lebensmittelverschwendung passiert auf allen Stufen der Wertschöpfungskette und in allen Ländern der Erde. Die Verschwendung im Handel durch stets volle Regale oder das Aussortieren wegen falscher Form, Größe oder Farbe ist in den reichen Industrieländern ein großes Problem.
Zurzeit überarbeiten wir im Europäischen Parlament die sogenannte Abfallrichtlinie. Ich unterstütze gemeinsam mit meinen sozialdemokratischen Kolleginnen und Kollegen die Forderung, dass es europaweit einheitliche Standards für Lebensmittelspenden geben soll. Die Mitgliedstaaten müssen dem Einzelhandel ermöglichen, die nicht verkauften Produkte an Wohltätigkeitsorganisationen weiterzugeben, um so die Verschwendung von Lebensmitteln zu verringern. Der Einzelhandel muss stärker in die Verantwortung genommen werden.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia-Yvonne Kaufmann MdEP