Frage an Susanne Wiest von Claudia T. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Wiest,
ich kenne den Film nicht und ich habe auch nur ein begrenztes Download-Volumen in meinem Basistarif für das Internet. Ich möchte mir den Film daher nicht im Internet ansehen. Sie sind doch sicher in der Lage, zu diesem Konzept selbst Stellung zu beziehen?
Wenn sie Info-Stände im Wahlkampf machen, müssen Sie doch auch Fragen direkt beantworten, und können nicht auf ein Video verweisen?
Ich hoffe weiterhin auf eine Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Claudia Temps
Liebe Frau Temps,
Der Film erklärt die Idee wirklich hervorragend und da ich das Rad nicht zweimal erfinden muss, dachte ich, die Verlinkung des Films hier auf Abgeordnetenwatch, ist im Internetzeitalter,eine gute Lösung...
Aber gerne nochmal in Kürze: Einführung eines hohen bedingungslosen Grundeinkommens, ca.1500€. Abschaffung der Einkommenssteuer und ausschließliche Besteuerung durch eine höhere Konsum/Mehrwertsteuer. Auch über verschiedene Steuersätze für Güter des Grundbedarfs oder Luxusartikel können wir natürlich nachdenken. Zu diesem Grundeinkommen kann jeder frei hinzuverdienen.
Ich sehe den Vorteil in der Konsumbesteuerung auch darin, dass dann nicht mehr Vermögende, Bedürftige unterstützen, sondern wir alle in den Staatstopf einzahlen und wir alle unser Grundeinkommen beziehen. Von allen für Alle.
Das ist im Zeitalter der Rationalisierung, meiner Meinung nach, die angemessene Reaktion auf die schwindenden Erwerbsarbeitsplätze. Ansonsten leiden wir unter den Folgen des technischen Fortschritts. Immer weniger Menschen stellen die gleiche oder sogar größere Mengen an Gütern her. Das ist ein Glück. Und das Grundeinkommen löst das momentane Problem der Erwerbslosigkeit, das ja viele Bürger und Bürgerinnen betrifft. Und Arbeit gibt es genug. Sie kann heute nur manchmal nicht geleistet werden weil sie nicht entsprechend bezahlt wird. Ich denke an die Bereiche Erziehung, Pflege, Forschung, Kunst,Landwirtschaft....
Bedingungsloses Grundeinkommen ist eine neue, und, wie ich finde,logische Grundlage für unser Zusammenleben und es besteht noch viel Gesprächsbedarf über die Idee an sich und ihre praktische Umsetzung.
Inzwischen sind wir eine Gruppe von Menschen geworden und wir arbeiten frei und lose zusammen. Auch Wolfgang Heimann hat sich Gedanken zu Ihrer Frage gemacht und ich stelle seine Antwort hier ein:
Sehr geehrte Frau Temps,
da Sie den Film nicht öffnen können möchte ich Ihnen folgende Gedanken als weitere Forschungsgrundlage mit auf den Weg geben:
Sie befürworten eine Verbreiterung der Steuereinnahmen über die Erwerbsarbeit hinaus, haben aber Zweifel, ob die Konsumbesteuerung der richtige Weg ist.
Die Konsumsteuer ist in sofern der richtige Weg ,da sie den Leistungsstrom entlastet und den Konsum belastet. Das heißt, nicht der , der etwas für die Anderen leistet zahlt auch noch dafür, dass er etwas hervorbringt, was der Andere benötigt, sondern der Käufer trägt auch die Last der Gemeinschaftskosten.
Weiterhin entlastet die Konsumsteuer den Produktionsablauf . Es werden keine Steuern einfordert bevor das Produkt nicht beim Kunden ist . Erst dann wird die Konsumsteuer fällig,
Dies zunächst zu der Wirksamkeit der jeweiligen Steuerart..
Die weitere Frage lautet nun, wo ist das Potential bei Menschen die sich heute zwar einen hohen Konsum leisten aber wenig zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen?
Hier muß ich ein wenig raten wen Sie meinen, da es verschiedene Möglichkeiten gibt.
Denjenigen der dies erreicht -
- Zum einen Durch Steuerberater
- Durch Verlegung seines Geschäftes ins Ausland
- Durch kriminelle Aktivitäten
Da sie an dieser Stelle von einem hohen Konsum sprechen wird ja deutlich dass dieser Beitrag eben über die Konsumsteuer abgegriffen wird. Die Steuerschuld wird direkt an der Kasse in Empfang genommen. Es kann kein Steuerberater und keine Flucht ins Ausland diesen Gemeinschaftsanteil streitig machen. Auch bei den kriminellen Praktiken wird eine Kontrolle wesentlich einfacher, da es nur noch eine Steuer zu kontrollieren gibt..
Sie fragen weiter , ob es denn Menschen mit einem bescheidenen Einkommen nicht besonders treffen würde.
Dies stellt natürlich die Frage nach der sozialen Komponente in bezug auf die Konsumsteuer. Hier muß es eben eine Konsumsteuerrückvergütung geben. Eine negative Konsumsteuer .
Diese negative Konsumsteuer ist aber das Grundeinkommen. Dadurch zahlen Menschen mit geringem Einkommen gar keine Steuern. Weiter können mit unterschiedlichen Steuersätzen , wie heute ja auch, bestimmte Produkte einen hohen andere einen niedrigen Steuersatz erhalten.
Der niedrige Satz bei Produkten des täglichen Bedarfs, der hohe bei Luxusgütern. Wenn Sie nun an Ihre Frage denken , sehen Sie wie diese Maßnahme den Beitrag steuern kann..
Nun noch die letzte Anmerkung Menschen mit geringem Einkommen zahlen heut eher wenig Steuern. Zunächst scheint es so zu sein. Allerdings kommt jetzt ein Verständnisproblem hinzu: Der, der die Steuerlast zahlt ist nicht unbedingt der, der sie auch trägt.
Durch unser Steuer und Abgabensystem sind viele Aspekte nicht transparent.
Transparent ist die Konsumsteuer, sie ist auf dem Kassenzettel ausgewiesen: 0,7 oder 19% . Aber ich Zahle als Konsument auch die ganzen Steuern und Abgaben, die versteckt in den Preisen enthalten sind und die vom unternehmen und Mitarbeiter nur an die entsprechenden Stellen weitergeleitet werden. Somit tragen auch heute schon die Menschen mit einem geringen Einkommen einen hohen Prozentsatz an Steuern ohne dass ein Ausgleich stattfindet. Wie gesagt, dieser Aspekt wird meist übersehen.
Soweit meine Ausführungen in kurzen Worten, ich hoffe dass sie Ihnen weiterhelfen. Weiter Aspekte sind in dem Film aufgeführt: z.B Außenhandel.
Liebe Grüße und vielen Dank für Ihre Frage, Wolfgang Heimann und Susanne Wiest