Susanne Schaper (2023)
Susanne Schaper
DIE LINKE
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Frage von Klaus K. •

Sehr geehrte Frau Schaper, wie wollen Sie die Bildung voran bringen. Der Bund möchte Geld bereit stellen,aber alle Kultusminister haben sich dagegen ausgesprochen.

Susanne Schaper (2023)
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr K.,

 

vielen Dank für Ihre Frage, die ich recht ausführlich beantworten möchte.

 

Sie haben vollkommen recht damit, dass die Bundesländer und der Bund in Bildungsfragen stärker zusammenarbeiten müssen, angefangen bei der Finanzierung. Die Länder beharren auf ihre Hoheit – wir sind dafür, lösungsorientiert zu verhandeln, auch wenn Geld vom Bund bedeuten kann, dass der Entscheidungsspielraum der Länder in Bildungsfragen eingeschränkt werden könnte. Das wäre für unser Land aber nicht schlecht, denn so würden die 16 unterschiedlichen Bildungssysteme einander schrittweise angeglichen. Darauf muss die sächsische Staatsregierung hinwirken. Es wird keine gute Bildung für alle geben, wenn nicht im Grundgesetz Bildung als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern verankert wird.

 

Wir haben in dieser Wahlperiode auch vorgeschlagen, dass die Länder über einen Staatsvertrag zur Lehrkräfteausbildung verhandeln sollen. Ein solcher Zukunftsstaatsvertrag zur verstärkten Zusammenarbeit der Länder im Bereich der Bildung sollte Regeln zur Vereinheitlichung enthalten: Der Bedarf an Lehrkräften für die beteiligten Bundesländer sollte über standardisierte Prognosen ermittelt werden. Alle Bundesländer verpflichten sich, Lehrkräfte in einer Zahl und Art auszubilden, die dem Bedarf gerecht wird. Gemeinsame Standards werden eingeführt und umgesetzt, insbesondere werden gemeinsame Standards der Auswahl, der Qualifizierung und der Qualitätssicherung des Quereinstiegs in das Lehramt einheitlich festgelegt. Für die Ausbildungskosten wird ein gerechter Länderfinanzausgleich eingeführt. Für Länder, aus denen vor Ort ausgebildete Lehrkräfte in andere Bundesländer abwandern, muss es einen finanziellen Ausgleich geben.

 

Da Sie gefragt haben, was ich in der Bildungspolitik voranbringen möchte, will ich noch etwas mehr auf den Lehrkräftemangel eingehen. Der Bedarf an Lehrkräften ist langfristig prognostizierbar, aber offensichtlich ist eine solche Personalplanung unterblieben. Die Geburtenzahlen sind bekannt, lediglich aufgrund von Zu- oder Abwanderung bestehen gewisse Unsicherheiten – die lassen sich abpuffern. Ich bin es ehrlich gesagt leid, dass wir immer noch über dieses Problem diskutieren müssen, das ist sein mindestens zehn Jahren der Fall. Ich würde viel lieber politisch debattieren, was und wie gelernt werden soll – Stichwort Gemeinschaftsschule, moderne Unterrichtskonzepte, Digitalisierung. Weil die CDU-geführten Regierungen aber aus Kostengründen jahrelang zu wenige Lehrkräfte eingestellt und vorhandene Lehrkräfte in Teilzeit „gezwungen“ haben, ist heute viel zu wenig Personal vorhanden und die Bundesländer werben sich selbst „ihre“ Lehramtsabsolventinnen und -absolventen ab. Im Schuljahr 2022/2023 fielen 1,6 Millionen Unterrichtsstunden aus. Die CDU verweist zu Recht darauf, dass der Anteil an Abiturientinnen und Abiturienten, die sich für ein Lehramtsstudium entscheiden, zuletzt deutlich gewachsen ist. Es kommt daher vor allem darauf an, Studienabbrüche zu vermeiden, zweitens dafür zu sorgen, dass die Absolventinnen und Absolventen bleiben und drittens mehr Lehrkräfte-Arbeitskraft für das eigentliche Unterrichten „freizuschaufeln“. Zusätzlich sollte es Anreize für Lehrkräfte geben, im Rentenalter wenigstens in Teilzeit noch ein wenig weiterzuarbeiten.

 

Wir wollen das Lehramtsstudium daher stärker in die Regionen bringen und es praxisnäher machen, etwa in Form eines Dualen Studiums. Die Studierenden sollen nicht für eine wissenschaftliche Karriere, sondern für den Bildungsberuf ausgebildet werden – wer beispielsweise Mathematik studiert, um später Mathematik für Kinder im Grundschulalter zu unterrichten, muss sich nicht auf demselben fachlichen Niveau ausgebildet werden wie jemand, der später Mathematikprofessor werden möchte. Lehramtsstudierende sollten viel häufiger in den Schulen zum Einsatz kommen, den Schulalltag kennenlernen und dort unterstützen. Lehrkräfte sollten zudem nicht mehr für Schularten, sondern für Schulstufen ausgebildet werden, damit sie flexibel einsetzbar sind und altersgerecht unterrichten können. Auch wer nur ein Fach studiert hat, soll als Lehrkraft arbeiten können.

 

Lehrkräfte sollen sich auf den Unterricht konzentrieren können. Andere Aufgaben, sollten durch multiprofessionelle Teams übernommen werden, mit Fachkräften für Verwaltung, Informationstechnik, Schulsozialarbeit und Psychologie. Schulsozialarbeit muss an allen Schulen und in allen Schularten zum Einsatz kommen, nicht nur an den Oberschulen.

 

Wir fordern zudem Rahmenlehrpläne, die mehr Freiraum für Lehrende und Lernende lassen. Auch Gemeinschaftsschulen helfen, den Lehrkräftemangel zu lindern, Unterrichtsausfall zu vermeiden und Schulabbrüche zu verhindern. Dort wird jahrgangsübergreifend, selbstbestimmt und projektbezogen gelernt. Gemeinschaftsschulen fördern auch die soziale Gerechtigkeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dort kann jedes Kind bis zuletzt jeden Abschluss erreichen, ohne aussortiert zu werden.

 

Das Bildungssystem soll es jedem Kind ermöglichen, das Bestmögliche für sich zu erreichen. Zu meinen Visionen gehört daher auch die kostenfreie Mittagsversorgung von der Kita bis zum Abitur.

 

Freundliche Grüße

Susanne Schaper

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