Frage an Steve Johannes Ittershagen von Christoph H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Werter Herr Ittershagen,
Das jetzige Finanzierungsmodell gibt der ARD und ZDF absolute Narrenfreiheit, da sie die Haushaltsabgabe vom gesellschaftsimmanenten Leistungsgedanken völlig heraus nimmt. Der Ansporn ein anspruchsvolles Programm zu bieten entfällt, da der Bürger dieses "Dauerabonnement" der öffentlich-rechtlichen Sender nicht kündigen (bzw. wenigstens zu einem günstigeren Tarif wechseln) kann. Die aktuelle Form des RFinStV erlaubt es nicht gegen die Programminhalte (wirksam) zu protestieren, da er die Rundfunksteuer so oder so zahlen muss. Wenn mir z. B. die Inhalte einer Tageszeitung nicht gefallen, dann kann ich das dem Verlag spüren lassen, dass ich diese Zeitung nicht mehr kaufe bzw. das Abonnement abbestelle. Die Folgen dieser Entkopplung vom Leistungsgedanken sind fatal: Falsche und tendenziöse Berichterstattung der Tagesschau zum Thema Ukraine-Konflikt: zwar wurde das in diesem Beispiel selber zugegeben, ABER der Vorfall lag schon einige Monate zurück und in der Zwischenzeit hatten schon längst andere Journalisten im Internet auf Ungereimtheiten bei der Berichterstattung von ARD (und ZDF) zu diesem Thema aufmerksam gemacht.
Eine mediale Grundversorgung der Bevölkerung muss zweifelsfrei gewährleistet sein und damit auch eine entsprechende Finanzierung. Aber gerade in Zeiten des Internets und der damit einhergehenden schrumpfenden Bedeutung des Medium Fernsehens, sollte das aktuelle Finanzierungsmodell reformiert werden. Hinzu kommt, dass öffentliche Gebäude, welche ohnehin über Steuergelder finanziert werden, ebenfalls eine Rundfunkgebühr zu entrichten haben, das heißt der Bürger subventioniert die öffentlich-rechtlichen Sendern in doppelter Weise - als Privatperson und als Steuerzahler.
Deshalb meine Frage: Würden Sie einen entsprechenden Vorschlag im Landesparlament mit Ihrer Stimme unterstützen oder sogar selber einbringen?
Beste Grüße,
C. H.
Sehr geehrter Herr H.,
jeder finanziellen Leistung sollte ein entsprechender Wert gegenüberstehen. Dies gilt selbstverständlich auch für die von den Bürgern finanzierten öffentlichen Rundfunk- und TV-Programme. Hierbei steht für mich der Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Programme an erster Stelle - erst danach der Unterhaltungssektor. Leider habe ich den subjektiven Eindruck, dass aktuell der Schwerpunkt genau entgegengesetzt liegt. Das bloße Abspielen billig produzierter Serien mit nichtigem Inhalt begründet die Erhebung von Gebühren in keinster Weise! Ich halte die Finanzierung durch Gebühren nur dann für sinnvoll und begründet, wenn diese auch in erster Linie in Qualität (Dokumentationen, politische und gesellschaftliche Bildung, Natursendungen etc.) investiert werden.
Einer Reformierung des aktuellen Finanzierungsmodells unter genannten Gesichtspunkten stehe ich persönlich positiv gegenüber.
Freundliche Grüße
Steve Johannes Ittershagen