Stephan Krüdener
dieBasis
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Frage von Katharina A. •

Sehr geehrter Herr Krüdener, dank der liberalen Gesetzgebung seit 2002, floriert in Deutschland die Prostitution mit all ihren Auswirkungen. Wie stehen Sie zum sogenannten Nordischen Modell?

Studien wie die von Farley et al. (2003, http://prostitutionresearch.com/pdf/Prostitutionin9Countries.pdf ) zeigen allerdings auf, dass die Mehrheit der Prostituierten zum einen in der Kindheit Gewalt und sexuellen Missbrauch erlebt haben und zum anderen unter posttraumatischen Belastungsstörungen leidet.
Mit dem ProstSchutzGesetz von 2017 wurde die Situation leider nicht besser. Noch immer herrschen in Deutschland katastrophale Zustände.
Wie wollen Sie deutschen und ausländischen Prostituierten helfen, aus der Prostitution auszusteigen?
U. Gerheim zeigt in seiner Studie „Die Produktion des Freiers“ auf, dass bei einigen Freiern durch kontinuierliche Prostitutionsnachfrage ein „Empathie- und Respektsverlust in Bezug auf körperliche und sexuelle Grenzsetzung“ (S. 303) festgestellt werden kann. Das hat Folgen für alle Frauen. Mit welcher Strategie wollen Sie zum Wohle der Gesellschaft die Prostitutionsnachfrage zurückdrängen?
Mit freundlichen Grüßen,
K. A.

Antwort von
dieBasis

Sehr geehrte Frau A.,

besten Dank für Ihre Anfrage und sorry erstmal, dass ich mich innerhalb abgeordnetenwatch.de als Direktkandidat des Landkreises Gießen nicht schon ausführlich vorgestellt habe. Grund ist ganz einfach: bin nach einem überlebten schweren Unfall Anfang Juli nun noch in der Reha, aber auf dem Weg der Besserung, so dass ich den Wahlkampf im Landkreis die letzten beiden Wochen auch vor Ort noch begleiten kann. Davon unberührt manage ich viel aus der Reha heraus, insbesondere Pressearbeit etc.. Dies nur der Vollständigkeit halber.

Zu Ihrer Frage, schwierig, da ich intuitiv zum Nordischen Modell neige, was aber Vor- und Nachteile hat. Ein paar Gedanken dazu wie folgt:

Erstmal gilt es aus meiner Sicht festzuhalten, dass die diskutierte liberalisierte Gesetzgebung  entschieden dazu beiträgt, dass Täter unsichtbar gemacht und Opfer nicht mehr als Opfer wahrgenommen werden. Es ist ein Fehler, Prostitution als sexuelle Freiheit zu betrachten, denn es geht vorwiegend um die Freiheit der Sexualität des ‘Käufers’. Das muss in Frage gestellt werden. Die Normalisierung von ,Sexarbeit’ zementiert die Ungleichheit der Geschlechter und kommt einer Kapitulation gegenüber der dadurch ausgeübten sexuellen Gewalt gleich. Viele Traumatologen/-innen fordern daher ein Umdenken bei der Akzeptanz der Prostitution, was ich ebenfalls so sehe.

Auf der anderen Seite sehe ich auch die Scheinheiligkeit. Entweder man untersagt die Prostitution, dann aber für alle Beteiligten, oder eben nicht. Für Letzteres gehört sie dann aber raus aus der Schmuddelecke, ohne Strafbewährung, aber mit Sozialversicherungs- und Steuerpflicht, idealerweise in öffentlich geführten Laufhäusern, um dem Milleu die Grundlage zu entziehen.

Wie Sie sicherlich rauslesen, ist die Sache auch für mich nicht einfach, eine konsensierte Meinung der Basis dazu habe ich nicht parat. Ist aber auch egal, da Sie ja mich direkt angesprochen haben als Direktkandidat des Landkreises Gießen.

Hoffe Ihnen weitergeholfen zu haben. Wenn nicht bitte nochmals melden.

Beste Grüße

Dr. Stephan Krüdener