Stephan Hagemes
DIE LINKE
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Frage von Martin B. •

Frage an Stephan Hagemes von Martin B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Hagemes,
was tun Sie und Ihre Partei gegen Arbeitslosigkeit, wie wollen Sie es bekämpfen.
Ich habe 4 Berufe erlernt und habe einen Meistertitel.
Trotz intensiver Eigenbemühungen finde ich keinen Job, dabei dachte ich immer, das Deutschland Fachkräfte sucht.
Wie soll es mit Deutschland in dieser Richtung weitergehen?
Viele Grüße
Martin Broers

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Broers,

vielen Dank für Ihre Frage!

Ich will diese erst mit Blick auf unsere dringlichste Forderung und dann mit unserer Strategie zur Arbeitsumverteilung beantworten.

DIE LINKE. NRW hat Anfang März ein "Dringlichkeitsprogramm" aufgestellt. www.dielinke-nrw.de/unserdringlichkeitsprogramm.html Darin fordern wir ein "Zukunftsinvestitionsprogramm für Bildung, Gesundheitsversorgung und öffentliche Infrastruktur". Dadurch sollen mindestens 300.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

DIE LINKE. NRW sieht in der Massenarbeitslosigkeit ein strukturelles, grundsätzliches Problem: Millionen von Menschen sind erwerbslos, während Millionen andere arbeiten, bis sie umfallen, und an allen Ecken und Enden fehlt Personal.
Die stetig wachsende Produktivität führt seit Jahrzehnten zum massenhaften Stellenabbau im verarbeitenden Gewerbe. DIE LINKE greift eine gewerkschaftliche Forderung wieder auf: DIE LINKE. NRW ist die Partei der Arbeitszeitverkürzung ohne Einkommensverluste.
Wir sind für Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich: Ziel ist es, durch eine 30-Stunden-Woche die Arbeit umzuverteilen. Konkret fordern wir auch: "als Tarifpartei muss das Land NRW Schluss machen mit den Forderungen nach Verlängerung der Arbeitzeit für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst."
Dazu setzen wir uns ein für:
"ein öffentliches Beschäftigungsprogramm in NRW mit ökologischen und sozial nachhaltigen Investitionen und vollwertigen Arbeitsplätzen. Für Tariftreue, Mindestlohn, ökologische Kriterien und Mindestarbeitsbedingungen (ILO-Kernarbeitsnormen) bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in NRW."
Beide Forderungen habe ich unserem Kurzwahlprogramm entnommen: www.dielinke-nrw.de/darumdielinkewhlen.html

Nun noch eine persönlichere Einschätzung, welche ich aber m.e. mit den meisten Linken (in NRW) teile.

Die Tatsache, dass der wachsenden Produktivität seit mindestens 30 Jahren keine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und keine gerechte Verteilung der Arbeit folgt, ist m.E. Ausdruck der undemokratischen Kräfteverhältnisse in Wirtschaft und Politik. Nicht die Mehrheit der Bevölkerung, die Lohnabhängigen, kann ihre Interessen nach guter Arbeit für alle durchsetzen, nicht mal in begrenztem Umfang. Die Minderheit der Profiteure und Führenden in der Wirtschaft setzen ihre Profitinteressen durch: möglichst wenig Lohn und möglichst wenig Arbeitsplätze. Prinzipiell geht es daher um die Erringung demokratischer Verhältnisse in Wirtschaft und Politik. Eine starke LINKE Fraktion im Landtag NRW wird dabei hilfreich sein, ohne Druck aus der Gesellschaft wird die Demokratisierung der Wirtschaft aber nicht gelingen.

Ich hoffe, Ihre Frage befriedigend beantwortet zu haben und entschuldige mich für die lange Wartezeit. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Stephan Hagemes