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Stephan Eisel
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Frage von Wolfgang F. •

Frage an Stephan Eisel von Wolfgang F. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Dr. Eisel,

teilen Sie mir bitte mit, welchen Standpunkt die CDU bzw. Sie persönlich in den Fragen einnimmt:
1. wie haben sie vor die Kennzeichnung gen-manipulierter Agrarprodukte und industriell hergestellter Lebensmittel gesetzlich zu regeln?
2. wie stehen Sie und Ihre Fraktion zu der Zukunft der in Deutschland gelagerten US-amerikanischen Atomwaffen ?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Fuß,

Schon jetzt wird Gentechnik bei der Lebensmittelproduktion in weitaus größerem Umfang genutzt als weithin bekannt. So werden schon jetzt gentechnisch modifiziertes Soja-Lecithin für Weiterverarbeitung zu Schokolade u.a. hergestellt, Emulgatoren und Vitamin E aus gv-Soja hergestellt, Speiseöl aus genetisch verändertem Mais oder Raps hergestellt, genetisch hergestellte Aminosäuren L-Lysin und L-Threonin für die Futtermittelherstellung benutzt, genetisch veränderte Enzyme für die Herstellung von Backwaren oder sogar für die Herstellung umweltschonender Waschmittel genutzt. Gentechnik ist also längst auf dem Teller und an der Gabel. Dies hat auch Bundesministerin Künast auf der Grünen Woche 2004 eingeräumt.

Die Kennzeichnung macht dies nun für große Bereiche sichtbar und trägt somit zu einer sachlichen Aufklärung der Verbraucher bei. Bedauerlicherweise ist eine sachliche Debatte und Information bislang weithin durch bestimmte Organisationen und Gruppierungen in Kampagnen, Demonstrationen und Zerstörungsaktionen von Anbauversuchen unterbunden worden, dem die rot/grüne Bundesregierung auch nicht entgegengetreten ist.

Insgesamt ist die Tendenz der Kennzeichnungsregeln aber positiv zu beurteilen. Denn bislang haben viele Verbraucher geblendet durch entsprechende Äußerungen und Aktivitäten von Greenpeace, B.U.N.D. und anderen - in der Meinung gelebt, es gebe keine GVO in der EU. Dies ist falsch. Auch wenn der Anbau von genetisch veränderten Pflanzen in der EU und insbesondere in Deutschland nur in geringem Umfang stattgefunden hat, sind doch viele Millionen Tonnen von GVO-Rohstoffen in die EU importiert worden. Denn der Import von bestimmten GV-Sojaarten ist z.B. seit Jahren erlaubt und findet allein nach Deutschland in Höhe von mehr als 6 Mio. Tonnen jährlich statt. Somit finden sich diese schon längst in der Nahrungsmittelkette und werden seit Jahren verzehrt, ohne dass Problemfälle bekannt geworden wären. Auch ein Bericht der Bundesregierung bestätigt, dass keine Probleme aus der Gentechnik bekannt sind, und Bundesministerin Künast hat auf der Grünen Woche 2004 auf die wissenschaftliche Unbedenklichkeit von so genanntem Genfood für den menschlichen Verzehr hingewiesen.

Zu Risiken und Nutzen der gentechnischen Züchtungsmethode bei Pflanzen möchte ich auf folgendes hinweisen: Genetisch veränderte Organismen unterliegen einer Zulassungspflicht, d.h. diese gilt für Pflanzen, Futtermittel und auch für Lebensmittel. Jeder einzelne genetisch veränderte Organismus wird hierbei Schritt für Schritt in jedem Nutzungsstadium überprüft. Eine positiv abgeschlossene Umweltverträglichkeitsprüfung ist Voraussetzung für den Anbau von gv-Pflanzen im Freien. Untersuchungen auf ihr Allergiepotential hin gehören bei gv-Lebensmitteln zu den gängigen Überprüfungen. Allergene Risiken können so ausgeschaltet werden, bevor das Produkt auf den Markt kommt.

Genetisch veränderte Pflanzen und genetisch veränderte Lebensmittel gehören damit zu den bestuntersuchten Nahrungsmitteln. Genveränderte Lebensmittel sind die einzigen Lebensmittel, die erst nach einer Genehmigung auf den Markt kommen dürfen. Durch ihre Genehmigung ist mithin gesichert, dass sie keine nachteiligen Auswirkungen auf Umwelt und menschliche Gesundheit haben. Unwägbare Risiken sind daher nicht zu befürchten. Auch Ministerin Künast erklärt inzwischen öffentlich, dass nur Pflanzen zugelassen werden, die nach dem Stand der Wissenschaft zu keinerlei gesundheitlicher Beeinträchtigung führen oder deren Risiken größer als bei konventionellen Nahrungsmitteln wären.

Der Nutzen der Pflanzengentechnik ist dagegen schon sichtbar. Die erste Generation gentechnisch veränderter Pflanzen kommt schon jetzt zum Einsatz. Toleranzen gegen Herbizide, Resistenzen gegen Pilz- und Viruserkrankungen oder Insektenbefall standen bisher im Vordergrund. Hiervon profitieren durch Geld- und Zeitersparnis die Landwirte. Von dem Kostenvorteil profitieren aber auch die Endverbraucher. Gleichzeitig gelingt eine Entlastung der Umwelt, da der Einsatz von Herbiziden oder Pestiziden z.T. radikal gesenkt werden kann, z.B. der Einsatz von Insektiziden um bis zu 80%. Ein anderes Beispiel: Pilzresistente Lebensmittel enthalten weniger Mykotoxine. Dies nützt den Verbrauchern, da Mykotoxine dem Immunsystem schaden und sogar Krebs auslösen können.

In Zukunft werden bedarfsgerechte und ernährungsphysiologisch verbesserte Nahrungsmittel in den Industrienationen von großem Interesse sein, weil sie gesundheitsschützend bzw. krankheitsvorbeugend wirken können sowie auf besondere Bedürfnisse abgestimmt werden können. Zu nennen sind hier Pflanzenöle mit veränderter Fettsäurezusammensetzung, die dadurch Herz-/Kreislauferkrankungen entgegenwirken können, oder Kartoffeln mit erhöhtem Ballaststoffgehalt. Von besonderer Bedeutung sind die Möglichkeiten, Allergene zu entfernen. So wurden die Allergie auslösenden Eiweiße aus Soja entfernt. Soja bzw. Sojaprodukte werden fast überall in der Nahrungsmittelproduktion verwendet: Süßwaren, Backwaren, Kindernahrung, Salatsoßen etc, am bekanntesten sind Soja-Lecithin als Emulgator E322 und Sojaschrot in der Tierfutterverwendung. Wegen der weitreichenden Verwendung von Soja und der zunehmenden allergischen Reaktionen von Mensch und Tier leistet die Gentechnik hier einen wertvollen Beitrag für viele Menschen, um Lebensmittel für sie sicherer zu machen.

Hervorzuheben sind auch auf die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten im medizinischen und industriellen Bereich.

Die Produktion von Insulin, Interferon oder Impfstoffen auf Basis gentechnisch veränderter Pflanzen bietet gegenüber der Produktion auf Basis von Bakterien oder Zellkulturen Vorteile, denn Pflanzen können keine Immunreaktionen erzeugen, Viruspartikel oder Krankheitserreger übertragen. Die Wirkstoffe sind zudem kostengünstiger. In Entwicklung befinden sich Mohrrüben, die einen Impfstoff gegen Hepatitis B-Viren in sich tragen. Die chronische Hepatitis, an der weltweit ca. 350 Mio. Menschen leiden, kann zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Vorteile dieser Herstellung des Impfstoffs sind die einfache Lagerung und der Transport sowie der weltweit mögliche Anbau.

An der Universität München, Weihenstephan, finden derzeit Anbauversuche mit einer genetisch modifizierten Kartoffelsorte statt, deren isolierter Wirkstoff Xeaxanthin der Entstehung von Altersblindheit entgegenwirken kann und für die Arzneimittelherstellung benutzt werden soll. Dies ist für die Gesellschaften der Industrienationen ein wichtiger Beitrag zum gesunden Altern der Menschen.

Eine weitere Kartoffelsorte befindet sich in Entwicklung, die durch genetische Veränderung nur eine statt wie sonst üblich zwei Stärkearten, nämlich Amylopektin-Stärke, enthält. Amylopektin-Stärke spielt in der industriellen Verwendung z.B. als Grundstoff für die Herstellung von Verdickungs- und Bindemittel in der Lebensmittelherstellung, Klebstoffe und Verpackungen eine große Rolle. Durch diese gentechnische Veränderung kann die nutzbare Stärke energie- und abwassersparend gewonnen werden, da die Trennung der beiden Stärkevarianten dann entfallen kann.

Schließlich möchte ich auf den Zusammenhang zur Welternährungssituation hinweisen: Die positiven Eigenschaften von gentechnisch veränderten Pflanzen, wie z.B. ihre Resistenz gegen abiotische Faktoren wie Dürre, oder auch ihre Anreicherung mit Vitamin A wie beim sog. Goldenen Reis, zeigen, dass Pflanzengentechnik einen Beitrag leisten kann, um Hunger und Mangelernährung in der Welt zu bekämpfen.

Aus all diesen Erwägungen steht die Union zum verantwortungsvollen Einsatz der sog. "Grünen Gentechnik" und möchte dieser neuen Technologie die Chance zur Bewährung geben. Es wäre völlig falsch, von vornherein die Perspektiven der Grünen Gentechnik für Verbraucher und Umwelt zu verbauen und neue Beschäftigungsmöglichkeiten nicht zu nutzen.

Mit freundlichen Grüßen
Stephan Eisel