Frage an Stephan Eisel von Daniel S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Eisel,
selbstverständlich lehne ich Kinderpornographie aus vollem Herzen heraus ab, bin jedoch bei der Studie ihrer Antworten zu einem für mich offensichtlichen Widerspruch gekommen.
Aus ihren Antworten zu den Postings von Herrn Kangro und Herrn Dark möchte ich einmal folgende Zeilen in Relation zueinander bringen: "Zudem geht es sehr wohl um wirtschaftliche Interessen – es handelt sich hierbei um einen Millionenmarkt, der in den letzten Jahren insbesondere im Internet große Zuwachsraten zu verzeichnen hatte" und "Das Bundeskriminalamt stellte von 2006 auf 2007 einen Zuwachs von 111 Prozent auf 6.202 Fälle bei der Beschaffung von kinderpornographischen Inhalten über das Internet fest."
Hieraus ließe sich ableiten, dass viele Nutzer von Kinderpornographischen Inhalten im Web bereit sind tausende von Euro für das Erlangen dieses Materials auszugeben...
Darf ich sie höflich bitten Ihre Aussage mal kritisch zu evaluieren?
Entweder sind die Leute wirklich bereit so viel Geld auszugeben, was mir persönlich unverständlich ist (wie im übrigen das ganze Thema Pädophilie), die Dunkelziffer ist so hoch, dass wir nur Erfolgsraten weit unter der Promillegrenze erreichen (was ich nicht hoffe. Wenn dem so ist frage ich mich jedoch erst rech, wieso werden die Seiten nicht vom Netz genommen, was mittles einfacher mail ja problemlos zu sein scheint) oder aber es handel sich lediglich um unreflektiertes Zitieren von nicht überprüftem Material. Weitere Gründe fallen mir für diese Diskrepanz nicht ein.
Können sie mir helfen, die Diskrepanz zwischen ca. 7000 Ermittlungen (nicht Verurteilungen) und der Phrase Millionenmarkt aufzuklären?
MfG
Daniel Schaus
Sehr geehrter Herr Schaus,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
Die unterschiedlichen Expertenmeinungen zu diesem Thema werden im Rahmen einer öffentlichen Anhörung des Wirtschaftsausschusses am 27. Mai 2009 diskutiert. Dabei wird auch die genaue Ausgestaltung der gesetzlichen Regelung nochmals intensiv beraten. Sie sind herzlich eingeladen, diese Anhörung über die Homepage des Deutschen Bundestages www.bundestag.de zu verfolgen.
Schon jetzt hinweisen möchte ich Sie auf die Erfahrungen beispielsweise in Norwegen, wo täglich bis zu 18.000 Zugriffsversuche auf kinderpornographische Webseiten verhindert werden; in Schweden sind es sogar bis zu 50.000 Zugriffe pro Tag. Experten haben diese Zahlen auf Deutschland hochgerechnet.
Der jüngste Bericht der Internet Watch Foundation (IWF) belegt, dass die überwiegende Mehrzahl der Domains mit kinderpornographischem Inhalt kommerziell betrieben wird. Von 2006 auf 2007 war bei den kommerziellen Internetseiten sogar ein Zuwachs von 33 Prozent festzustellen. Zudem geht aus einem Bericht der britischen National High Tech Crime Unit, der im Auftrag der G8 erarbeitet wurde, hervor, dass über im Zusammenhang mit Kinderpornographischen Webseiten identifizierte Konten in einer Woche ca. 1,3 Millionen US-Dollar laufen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Stephan Eisel